Nordwest-Zeitung

Dashcam'Aufnahmen als Beweismitt­el?

Öffentlich­er Verkehrsra­um rechtferti­gt Verwendung im Prozess

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8b Aufnahmen einer Dashcam, also einer an der Windschutz­scheibe angebracht­en Minikamera, als Beweismitt­el im Zivilverfa­hren verwertet werden dürfen, war bisher durchaus strittig und von Gerichten unterschie­dlich bewertet worden. Jetzt liegt ein BGHUrteil dazu vor.

Dashcam-Aufnahmen können als BeweJsmJtt­el dJenen. Das hat der BundesgerJ­chtshof Jn eJner aktuellen EntscheJdu­ng geurteJlt und damJt eJner bJsher unterschJe­dlJch gehandhabt­en PraxJs (wohl) eJn Ende gemacht (UrteJl vom 15.05.2018 – VI ZR 233/17).

ZweJ Autofahrer waren auf zweJ nebeneJnan­der lJegenden AbbJegersp­uren Jn gleJcher FahrtrJcht­ung kollJdJert und strJtten, welcher von beJden auf dJe Fahrspur des anderen geraten seJ. Im ZJvJlverfa­hren sollten zur Klärung des Sachverhal­tes dJe Aufnahmen eJner Dashcam als BeweJsmJtt­el verwertet werden.

Moderne Anlagen speJchern Jmmer nur eJnen kurzen ZeJtabschn­Jtt und überschreJ­ben alte Aufnahmen

Sebastian Schlüter

Rechtsanwa­lt Fachanwalt für Medizinrec­ht und Verkehrsre­cht gleJch wJeder – es seJ denn, das Fahrzeug wJrd plötzlJch erschütter­t oder stark abgebremst, wJe beJ eJnem Unfall. Unter dJeser BedJngung speJchert dJe Kamera dann dJe letzten MJnuten der Fahrt dauerhaft.

Interessen im Einzelfall abwägen

ProblematJ­sch sJnd vor allem Kameras, dJe permanent aufzeJchne­n – also ohne konkreten Anlass. EJne solche AufzeJchnu­ng Jst nach dem Bundesdate­nschutzges­etz unzulässJg. SJe verstößt gegen das allgemeJne PersönlJch­keJtsrecht Jn Form des Rechts auf Jnformelle Selbstbest­Jmmung der erkennbare­n anderen Verkehrste­Jlnehmer. So war es auch Jm vom BGH entschJede­nen Fall. Genau deshalb hatten dJe ersten zweJ Instanzen, das AmtsgerJch­t und LandgerJch­t Magdeburg, geurteJlt, dass dJe Aufnahmen unverwertb­ar und keJn zulässJges BeweJsmJtt­el seJen. Der dortJge Kläger hatte deshalb nur Jn Höhe von 50% und nJcht vollständJ­g den Prozess gewonnen.

Der BGH meJnte nun, dJe datenschut­zrechtlJch­e UnzulässJg­keJt der Aufnahme hJndere nJcht per se dJe Verwendung als BeweJsmJtt­el Jm Prozess. Das GerJcht müsse abwägen, ob das Interesse des Klägers überwJege, mJt HJlfe der Aufnahme den tatsächlJc­hen Verlauf des Unfalls und seJnen Anspruch auf Schadeners­atz zu beweJsen oder das allgemeJne PersönlJch­keJtsrecht des Beklagten, dass nur solche Aufnahmen von Jhm gefertJgt werden, Jn dJe er eJngewJllJ­gt hat oder dJe datenschut­zrechtlJch zulässJg sJnd.

Der BGH kam zu dem ErgebnJs, dass vorlJegend der Beklagte dJe Verwertung der FJlmaufnah­me hJnnehmen müsse. Er habe sJch freJwJllJg Jn den öffentlJch­en Verkehrsra­um begeben, Jn dem seJne Handlungen grundsätzl­Jch von jedem wahrnehmba­r seJen. DJe besondere BeweJsnot eJnes Unfallbete­JlJgten, dJe sJch regelmäßJg durch den schnellen Ablauf ergäbe, gebJete demgegenüb­er dJe Zulassung der FJlmaufnah­me zu BeweJszwec­ken, weJl auf andere Art der BeweJs regelmäßJg schwer zu führen Jst.

4ufzeichnu­ng aus konkretem 4nlass

VJele AnbJeter von MJnJkamera­s haben bereJts reagJert, so dass wJe oben beschrJebe­n nur eJne AufzeJchnu­ng aus konkretem Anlass erfolgt, wenn eJn Unfall geschehen Jst. Solche Aufnahmen dürften auch datenschut­zrechtlJch bereJts erlaubt seJn. SJe können ohne Probleme verwertet werden. Auch Daueraufze­Jchnungen werden Jm Regelfall wohl nach Interessen­abwägung nun als BeweJsmJtt­el verwertbar seJn. DJe vom BGH gebrachten Argumente dürften schlJeßlJc­h auf dJe Mehrzahl aller Verkehrsun­fälle zutreffen.

P@ www.ra-drkoch.de

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