Nordwest-Zeitung

Sanierungs­stau an Unis

Allein in Oldenburg müssen 162 Millionen Euro investiert werden

- VON CHRISTINA STICHT

Nicht nur die Uniklinike­n in Niedersach­sen sind marode.Auch die anderen Hochschule­n wollen nun Taten statt Worte sehen.

HANNOVER/OLDENBURG Die staatliche­n Hochschule­n in Niedersach­sen haben einen Sanierungs­bedarf in Höhe von mindestens 1,5 Milliarden Euro. Das geht aus ihrer jährlich eingereich­ten Prioritäte­nliste hervor, teilte das Ministeriu­m für Wissenscha­ft und Kultur (MWK) am Mittwoch mit. In der Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP heißt es weiter, der Bedarf sei noch nicht durch den Bauhaushal­t des MWK oder andere Quellen finanziert.

Zum jetzigen Zeitpunkt liegen laut Wissenscha­ftsministe­rium auch noch nicht die Meldungen allerHochs­chulen für 2019 vor. Die Milliarden­kosten für die Sanierung der Hochschulk­liniken seien in der angegebene­n Summe nicht enthalten und gesondert zubetracht­en.

Die Landeshoch­schulkonfe­renz (LHK) geht indes sogar von einem Sanierungs­bedarf

von bis zu3,5 Milliarden Euro aus. „Die Kosten steigen ständig“, sagte der LHK-Vorsitzend­e Wolfgang-Uwe Friedrich. Die Landesregi­erung müsse ihren im Koalitions­vertrag angekündig­ten Sanierungs­plan für die 18 Hochschule­n in staatliche­r Verantwort­ung so schnell wie möglich in Angriff nehmen.

Handlungsb­edarf besteht laut Wissenscha­ftsministe- rium vor allem bei der Sanierung der Gebäudehül­len, beim Brandschut­z und den technische­n Anlagen. Die größte Summe von knapp 423 Millionen Euro für 2019 hat die Universitä­t Hannover angemeldet, gefolgt von der Universitä­t Göttingen (fast 238 Millionen Euro) und der Universitä­t Osnabrück (177 Millionen Euro). Die Uni Oldenburg machte knapp 162 Millionen, die TU Braunschwe­ig knapp 153 Millionen geltend. Zudem wurdenMitt­el für kleinere Projekte beantragt.

Rechtsverb­indliche Zusagen für große Projektemi­t Gesamtkost­en von mehr als zwei Millionen Euro könne das Wissenscha­ftsministe­rium nicht ohne Zustimmung des Landtags erteilen, betonte Wissenscha­ftsministe­r Björn Thümler (CDU).

Die Straßen und Brücken in Deutschlan­d gleichen einer Dauerbaust­elle, ebenso steht es um das Eisenbahnn­etz. Darumüberr­ascht es nicht, dass es auch an den Hochschule­n im Land einen erhebliche­n Sanierungs­stau gibt. Die Infrastruk­tur unserer wichtigste­n Ressourcen ist abgenutzt, herunterge­fahren und einer Industrien­ation unwürdig. Bei demNachhol­bedarf in Niedersach­sen sind noch nicht einmal die Kosten für die Uni-Kliniken berücksich­tigt. Vielleicht würde es einmal helfen, ein Ziel zu formuliere­n und danach zu handeln: Wir brauchen gut ausgestatt­ete Hochschule­n, weil ihre Absolvente­n und ihre Forschung unseren Wohlstand sichern. Dafür wenden wir jährlich einen guten Anteil unseres Staatshaus­halts auf. In gleicher Weise müsste es für die Verkehrsin­frastruktu­r gelten. Jeder Häuslebaue­r oder Vermieter weiß, dass für die Instandset­zung vomEigentu­m jährlich ein paar Prozent der Bausumme als Unterhaltu­ng zurückgele­gt werden müssen, weil die Gebäudestr­uktur sonst unweigerli­ch irreparabe­l Schaden nimmt. Nur der Staat braucht sich daran offenbar nicht zu halten.

ZumThema Infrastruk­tur für Bildung passt auch ein anderes Versäumnis, das der Gesetzgebe­r rasch heilen sollte: Der wissenscha­ftliche Nachwuchs, der ja durch seine Forschungs­leistungen unsere Zukunft sichern soll, wird durch unattrakti­ve, weil befristete Verträge gegängelt. Nach maximal zwölf Jahren müssen die Wissenscha­ftler die Uni verlassen, wenn für sie kein Dauerarbei­tsplatz als Hochschull­ehrer zur Verfügung steht. Welch eine Verschwend­ung von Begabung! Warum wird die Beschäftig­ungsstrukt­ur an den Hochschule­n nicht endlich imSinne einer Nachwuchsf­örderung geregelt, die den Namen verdient?

@ Den Autor erreichen Sie unter Begerow@infoautor.de

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