Sanierungsstau an Unis
Allein in Oldenburg müssen 162 Millionen Euro investiert werden
Nicht nur die Unikliniken in Niedersachsen sind marode.Auch die anderen Hochschulen wollen nun Taten statt Worte sehen.
HANNOVER/OLDENBURG Die staatlichen Hochschulen in Niedersachsen haben einen Sanierungsbedarf in Höhe von mindestens 1,5 Milliarden Euro. Das geht aus ihrer jährlich eingereichten Prioritätenliste hervor, teilte das Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) am Mittwoch mit. In der Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP heißt es weiter, der Bedarf sei noch nicht durch den Bauhaushalt des MWK oder andere Quellen finanziert.
Zum jetzigen Zeitpunkt liegen laut Wissenschaftsministerium auch noch nicht die Meldungen allerHochschulen für 2019 vor. Die Milliardenkosten für die Sanierung der Hochschulkliniken seien in der angegebenen Summe nicht enthalten und gesondert zubetrachten.
Die Landeshochschulkonferenz (LHK) geht indes sogar von einem Sanierungsbedarf
von bis zu3,5 Milliarden Euro aus. „Die Kosten steigen ständig“, sagte der LHK-Vorsitzende Wolfgang-Uwe Friedrich. Die Landesregierung müsse ihren im Koalitionsvertrag angekündigten Sanierungsplan für die 18 Hochschulen in staatlicher Verantwortung so schnell wie möglich in Angriff nehmen.
Handlungsbedarf besteht laut Wissenschaftsministe- rium vor allem bei der Sanierung der Gebäudehüllen, beim Brandschutz und den technischen Anlagen. Die größte Summe von knapp 423 Millionen Euro für 2019 hat die Universität Hannover angemeldet, gefolgt von der Universität Göttingen (fast 238 Millionen Euro) und der Universität Osnabrück (177 Millionen Euro). Die Uni Oldenburg machte knapp 162 Millionen, die TU Braunschweig knapp 153 Millionen geltend. Zudem wurdenMittel für kleinere Projekte beantragt.
Rechtsverbindliche Zusagen für große Projektemit Gesamtkosten von mehr als zwei Millionen Euro könne das Wissenschaftsministerium nicht ohne Zustimmung des Landtags erteilen, betonte Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU).
Die Straßen und Brücken in Deutschland gleichen einer Dauerbaustelle, ebenso steht es um das Eisenbahnnetz. Darumüberrascht es nicht, dass es auch an den Hochschulen im Land einen erheblichen Sanierungsstau gibt. Die Infrastruktur unserer wichtigsten Ressourcen ist abgenutzt, heruntergefahren und einer Industrienation unwürdig. Bei demNachholbedarf in Niedersachsen sind noch nicht einmal die Kosten für die Uni-Kliniken berücksichtigt. Vielleicht würde es einmal helfen, ein Ziel zu formulieren und danach zu handeln: Wir brauchen gut ausgestattete Hochschulen, weil ihre Absolventen und ihre Forschung unseren Wohlstand sichern. Dafür wenden wir jährlich einen guten Anteil unseres Staatshaushalts auf. In gleicher Weise müsste es für die Verkehrsinfrastruktur gelten. Jeder Häuslebauer oder Vermieter weiß, dass für die Instandsetzung vomEigentum jährlich ein paar Prozent der Bausumme als Unterhaltung zurückgelegt werden müssen, weil die Gebäudestruktur sonst unweigerlich irreparabel Schaden nimmt. Nur der Staat braucht sich daran offenbar nicht zu halten.
ZumThema Infrastruktur für Bildung passt auch ein anderes Versäumnis, das der Gesetzgeber rasch heilen sollte: Der wissenschaftliche Nachwuchs, der ja durch seine Forschungsleistungen unsere Zukunft sichern soll, wird durch unattraktive, weil befristete Verträge gegängelt. Nach maximal zwölf Jahren müssen die Wissenschaftler die Uni verlassen, wenn für sie kein Dauerarbeitsplatz als Hochschullehrer zur Verfügung steht. Welch eine Verschwendung von Begabung! Warum wird die Beschäftigungsstruktur an den Hochschulen nicht endlich imSinne einer Nachwuchsförderung geregelt, die den Namen verdient?
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