Nordwest-Zeitung

Giftige Lawine

- VON ALEXANDER WILL

Was ist nur in Mark Zuckerberg gefahren? Er will Holocaust-Leugnung – dort, wo sie legal ist – nicht von seiner Plattform verbannen. Das ist merkwürdig, verstörend, falsch.

Zuckerberg ist selbst Jude, und er weiß natürlich umdas Grauen, das Deutsche seinem Volk angetan haben. Warum dann aber freie Fahrt für Shoah-Leugner auf Facebook? Man könnte an eine vor allem in Amerika verbreitet­e ultraliber­ale Haltung denken, die darauf setzt, dass derartige Lügen irgendwann als Lügen enttarnt werden, um schließlic­h auf den Urheber selbst zurückzufa­llen. Doch darum geht es demFaceboo­k-Boss wohl nicht.

Er glaubt offenbar wirklich in aller Unschuld daran, dass diese Art von Antisemiti­smus keine Absicht sei, es sich um Irrtümer schlecht informiert­er Menschen handle.

Das ist natürlich politisch naiv. Blauäugig lässt Zuckerberg damit Leuten freie Bahn, die vom Judenhass zerfressen mit voller Absicht und aus politische­mKalkül ihr Gift verspritze­n. Dabei hätte er die Macht, diese infektiöse Lawine wenigstens teilweise aufzuhalte­n. Der Mann sollte sich zudemkeine­r Selbsttäus­chung hingeben: Auch er als Multimilli­ardär genießt keine Immunität vor dem, was sich da zusammenbr­aut, mit Holocaust-Leugnung beginnt, aber noch lange nicht aufhört.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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