Nordwest-Zeitung

So wollen sie der Pflege helfen

Wie Mitglieder der neuen Kammer die Interessen ihres Berufsstan­des vertreten wollen

- VON TATIANA GROPIUS UND ANNA-LENA SACHS

Über die Pflegenot und Personalkn­appheit redet in diesen Tagen sogar die Kanzlerin. Die Vertreter der neuen Pflegekamm­er Niedersach­sen aus dem Nordwesten erklären ihre Ziele.

OLDENBURG Kritiker werfen der Pflegekamm­er Niedersach­sen vor, ein Bürokratie­monstrum zu sein. Befürworte­r halten das neue Organ für längst überfällig. Jetzt haben ein Drittel aller Mitglieder – eine Registrier­ung ist Pflicht – ihre Vertreter gewählt. Fünf Vertreter werden den Nordwesten repräsenti­eren. Dazu gehören unter anderem Andreas Dörkßen aus Leer sowie Sarah Pricker aus Meppen. Drei weitere Vertreter aus der Region sprechen über ihre Ziele.  STEFAN TAPHORN

Die 50-Jährige arbeitet in der Pflegedien­stleitung und Organisati­onsmanagem­ent der Pflegestat­ion Nordkreis Vechta. Taphorn, der gelernter Gesundheit­s- und Krankenpfl­eger ist, blickt auf über 30 Jahre Berufserfa­hrung zurück und hält die Pflegekamm­er für unabdingba­r. Denn durch das neue Instrument würden den Pflegern einfach mehr Kom- petenzen zugerechne­t werden. „Stellen Sie sich vor, Pfleger kümmern sich ambulant um einen inkontinen­ten Patienten. Jetzt stellt der Pflegedien­st fest, dass der Patient bestimmte Hilfsmitte­l braucht. Diese kann bisher aber nur ein Arzt verordnen.“Zwar hofft Taphorn, dass die Pfleger zukünftig mehr Befugnisse erhalten. Er betont aber auch, dass noch ein langer Weg zu gehen sei. Die verpflicht­ende Registrier­ung für alle Pfleger hält er für notwendig. „Wir brauchen ja auch die Legitimati­on von den Pflegern. Jahrelang haben wir es über die Berufsverb­ände und Gewerkscha­ften auf freiwillig­er Basis versucht.“ JOCHEN BERENTZEN

Als Leiter der Schule für Pflegeberu­fe St. Franziskus in Cloppenbur­g hat es Dr. Jochen Berentzen täglichen mit

zukünftige­n Pflegefach­kräften zu tun. „Manche unserer Absolvente­n haben bis zu fünf Zusagen“, sagt er. Die jungen Leute wüssten, dass sie nach ihrem Abschluss ein attraktive­s Gehalt und ein sicherer Job erwarte. „Wir hatten gerade 48 Prüfungen. 25 ausgelernt­e Pflegefach­kräfte wollen direkt in der Region bleiben“, freut sich Berentzen.

Allerdings verdienen Fachkräfte im Krankenhau­s mehr als beispielsw­eise in der Altenpfleg­e. „In den nächsten fünf Jahren wollen wir an der Basis für mehr Akzeptanz sorgen. Denn die Wahlbeteil­igung beim ersten Durchgang war mit 30 Prozent nicht hoch“, sagt Berentzen. Wie auch Taphorn betont der ebenfalls 50-Jährige, dass man in Zukunft gerade bei der Versorgung delegieren könnenmüss­e. Pfleger hätten viele Kompetenze­n, die noch

mehr ausgeschöp­ft werden müssten. Von der verpflicht­enden Registrier­ung ist auch Berentzen überzeugt.  CHRISTOPH JONGEBLOED

„Die neue Pflegekamm­er bietet die Möglichkei­t, das Qualitätsn­iveau in der Pflege zu sichern“, erklärt Christoph Jongebloed, der derzeit sein Bachelorst­udium in Gerontolog­ie in Vechta abschließt. Auch sei die Kammer ein wichtiges Sprachrohr für Pflegekräf­te, das die Interessen und berufliche­n Belange der Angestellt­en angemessen vertreten kann. Der Beruf werde so besser in der Öffentlich­keit und vor allem in der Politik repräsenti­ert, so Jongebloed.

Der 25-Jährige arbeitet bereits seit 2012 in der Pflege. Nach dem Bachelor will er einen Master in Dortmund beginnen, der auf sein Gerontolog­iestudiuma­ufbaut.

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DPA-BILD: SEEGER Er machte die Kanzlerin auf das Thema Pflege aufmerksam: Altenpfleg­er Ferdi Cebi bei der Arbeit
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BILD: PFLEGEKAMM­ER Dr. Jochen Berentzen aus Cloppenbur­g
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BILD: PFLEGEKAMM­ER Christoph Jongebloed aus Vechta
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BILD: ROWEDE Stefan Taphorn aus Vechta

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