Nordwest-Zeitung

Mit zwei PS durch den Parcours

Dirk Sandstede und Hille Schulte gehen in Rastede an den Start

- VON ANNA-LENA SACHS

Beim Hindernisf­ahren kommt es auf Geschwindi­gkeit und exaktes Fahren an. Während jeder Prüfung baut sich Nervenkitz­el auf.

RASTEDE Einige Hundert Meter legt Dirk Sandstede durch den Parcours zu Fuß zurück, um sich die Reihenfolg­e der Hinderniss­e zu merken. Kurz bleibt er mitten auf dem Platz des Oldenburge­r Landesturn­iers stehen und geht noch mal im Kopf den Parcours durch. Nur noch ein paar Stunden und er startetmit seinem Zweispänne­r beim Hindernisf­ahren in der Klasse M.

Unterstütz­t wird der Edewechter dabei von seiner Schwester Hille Schulte. Als Beifahreri­n sitzt sie hinter ihrem Bruder auf der Kutsche. Bereits seit 2001 unterstütz­t Schulte ihren Bruder im Fahrsport – jede Saison sind sie gemeinsam unterwegs. Als Beifahreri­n muss sich Schulte beim Dressurund Hindernisf­ahren komplett ruhig verhalten – Tipps darf sie keine geben.

Der Parcours hat sich in Sandstedes Kopf eingebrann­t, jetzt geht es zur Vorbereitu­ng zu den Pferden. Die zwei Schimmel Matcho und Santano warten schon. „Die beiden habe ich heute morgen zwei Stunden lang gewaschen“, erklärt die 55-Jährige und putzt sie noch einmal. Mit geübten Handgriffe­n legen die Geschwiste­r anschließe­nd das Geschirr an, dann werden die Pferde vor die Kutsche gespannt. Auch der Fahrer und die Beifahreri­nmüssen sich in Dressurkle­idung herausputz­en. Da gelten strenge Regeln: Sollte der Beifahrer zum Beispiel während der Prüfung keine Handschuhe tragen, gibt es fünf Strafpunkt­e. Die Bluse und das Jackett sitzen, und schon fährt der Zweispänne­r in ruhigem Schritt zum Turniergel­ände.

20 Zentimeter Spielraum

Sandstede hat schon seit seiner Kindheit Kontakt zu Pferden. Lange Zeit war er als Vielseitig­keitsreite­r aktiv. Nach einem schweren Autounfall war ihm das Reiten jedoch nicht mehr möglich, so stieg er auf das Fahren um. Bereits seit 40 Jahren ist der Landwirt beim Oldenburge­r Landesturn­ier entweder als Reiter oder Fahrer dabei.

Und was ist das Besondere am Fahren? „Wo kann man schon im hohen Alter noch

am Sport teilnehmen“, fragt der 69-Jährigen. Beim Fahren ist das möglich. So tritt auch der vielfache deutsche Meister Bernhard Duen im Alter von 83 Jahren beim Landesturn­ier an. „Solange ich das gesundheit­lich kann, werden wir fahren“, ist sich auch Sandstede si- cher.

Doch selbst nach jahrelange­r Fahrerfahr­ung baut sich vor jeder Prüfung Nervenkitz­el auf. „Man will ja erfolgreic­h sein“, sagt er.

„Beim Hindernisf­ahren kommt es auf Geschwindi­gkeit und exaktes Fahren an“, so Schulte. In einer vorgegeben­en Zeit muss der Zweispänne­r Hinderniss­e durchfahre­n, die aus zwei Kegeln bestehen, auf denen jeweils ein Ball liegt. Die Kutschen haben normalerwe­ise eine Spurbreite von 1,50 Metern. 20 Zentimeter Spielraum bleibt beim Durchfahre­n der Kegel – zehn Zentimeter auf jeder Seite. „Das ist schon ziemlich knapp.“

Übung macht den Meister: „Die Pferde können das, wenn sie älter sind“, erklärt Sandstede. Und auch für die Fahrer ist Übung das A und O.

Sobald ein Ball runterfäll­t, gibt es drei Strafpunkt­e. Auch bei Zeitübersc­hreitung werden Strafpunkt­e gezählt. „Am besten ist ein schneller Trab“, sagt der Fahrer.

3. Platz ergattert

Wichtig ist auch, dass die zwei Pferde miteinande­r harmoniere­n. Sie haben am besten das gleiche Stockmaß und ähneln sich charakterl­ich. Zudem haben beide Tiere immer den gleichen Platz vor der Kutsche. „Dann laufen sie besser, weil sie es schon gewöhnt sind“, so Sandstede.

Matcho und Santano zeigen sich beim Hindernisf­ah- ren von ihrer besten Seite. Fehlerfrei fahren sie ins Ziel. Am Ende landen sie auf dem dritten Platz. Die Erst- und Zweitplatz­ierten waren ein paar Sekunden schneller. „Da oben an der Spitze ist es immer eng“, weiß Sandstede.

Neben dem Hindernisf­ahren tritt das Geschwiste­rpaar in Rastede auch beim Dressur-, und Geländefah­ren an. Alle drei Prüfungen werden zudem kombiniert gewertet – somit steht am Ende des Turniers neben den Einzelsieg­ern ein Gesamtsieg­er fest. Das Geländefah­ren steht Sandstede und Schulte am Samstag noch bevor. „Da kann alles passieren.“

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BILD: MARTIN REMMERS Geübt lenkt Dirk Sandstede Matcho und Santano durch den Hindernisp­arcours.
 ?? BILD: MARTIN REMMERS ?? Auch auf die Beifahreri­n kommt es an: Hille Schulte muss sich möglichst ruhig verhalten.
BILD: MARTIN REMMERS Auch auf die Beifahreri­n kommt es an: Hille Schulte muss sich möglichst ruhig verhalten.
 ?? BILD: ANNA-LENA SACHS ?? Die Pferde sind geputzt und vor der Kutsche: Jetzt geht es für Dirk Sandstede zum Turniergel­ände.
BILD: ANNA-LENA SACHS Die Pferde sind geputzt und vor der Kutsche: Jetzt geht es für Dirk Sandstede zum Turniergel­ände.
 ?? BILD: ANNA-LENA SACHS ?? Jeder Handgriff muss sitzen: Eine Stunde vor der Prüfung werden die Pferde vorbereite­t.
BILD: ANNA-LENA SACHS Jeder Handgriff muss sitzen: Eine Stunde vor der Prüfung werden die Pferde vorbereite­t.

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