Viele Wege führen ins Berufsfeld Pflege
Fachkräfte bleiben sehr gefragt – Praxis-Arbeit mit hohem persönlichen Einsatz
Ab 2020 soll die Pflegeausbildung neu geordnet werden. Bis dahin bleibt es unübersichtlich.
BERLIN Ganz klar: Pflegefachkräfte gibt es derzeit nicht genug. Wer sich für eine Ausbildung im Pflegebereich entscheidet, hat beste Aussichten auf einen krisensicheren Arbeitsplatz. Es gibt mehrere Wege. Ein Überblick:
Klassische Ausbildung: Für die Bereiche Alten-, Krankenund Kinderkrankenpflege existieren derzeit drei bundesweit einheitlich geregelte Ausbildungen. In der Regel dauert die jeweilige Ausbildung drei Jahre. Vereinzelt müssen Auszubildende im Bereich Altenpflege noch Schulgeld zahlen. „Der Abschluss Gesundheits- und Krankenpflege wird europaweit automatisch anerkannt“, sagt Johanna Knüppel vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe in Berlin.
Akademische Ausbildung: Auch eine akademische Ausbildung ist möglich. „In Deutschland bieten 78 Fachhochschulen und Universitäten insgesamt 149 Pflegestudiengänge an“, sagt Claudia Böcker vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Bei einem Teil der Hochschulen gibt es duale Studiengänge, die die Berufsausbildung mit einem Bachelorstudium verknüpfen. Andere Studiengänge befähigen Absolventen, später Management-Posten in Pflegeeinrichtungen
zu übernehmen.
Hilfskräfte: Einen schnelleren Einstieg in den Berufsalltag ermöglicht eine Ausbildung als Hilfskraft. „Sie erfolgt an Berufsfachschulen und ist von Land zu Land unterschiedlich geregelt“, erklärt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. In vielen Bundesländern können sich Interessierte innerhalb eines Jahres zu Gesundheitsund Krankenpflegehelfern qualifizieren.
Quereinsteiger: Ein Jobverlust im erlernten Beruf oder eine Neuorientierung bei der Berufswahl? Es gibt viele Gründe für eine Umschulung. „Der Bedarf an Pflegefachkräften ist derzeit so hoch, dass Seiteneinsteiger wirklich gute Berufsaussichten haben“, sagt Ebsen. Interessierte sollten sich an die Agentur für Arbeit wenden. Sie finanziert oft eine Umschulung.
Generell gilt: Jeder, der im Pflegebereich beruflich tätig sein möchte, sollte dort zunächst ein Praktikum absolvieren, rät Experte Ebsen. Die Tätigkeit sei körperlich wie psychisch anstrengend.
Zukünftige Pflegeausbildung: Ab dem Jahr 2020 gehören die drei getrennten Ausbildungen zum Alten-, Krankenund Kinderkrankenpfleger der Vergangenheit an. Dann erhalten alle Azubis zwei Jahre lang eine allgemeine Ausbildung. Im dritten Jahr können sie sich auf die Pflege von Kindern oder alten Menschen spezialisieren – oder die allgemeine Ausbildung fortsetzen. „Grund für diese Reform sind neue Anforderungen an die pflegerische Versorgung“, erklärt Knüppel. Die Auszubildenden müssen dann auch kein Schulgeld mehr zahlen. Sie bekommen eine Ausbildungsvergütung. Auch so soll der Pflegeberuf attraktiver werden.