MESUT ÖZIL TRITT AUS NATIONALELF ZURÜCK
Offensivspieler tritt aus Nationalelf zurück – Rundumschlag gegen Grindel und >o.
Mesut Özil veröffentlichte am Sonntag drei =rklärungen. =r verspüre ein Gefühl von Rassismus und fühle sich im DFB nicht mehr gewollt.
BERLIN Im Zorn kehrt Weltmeister Mesut Özil der deutschen Fußball-Nationalmannschaft den Rücken. Tief verletzt brach der 29-Jährige am Sonntag sein wochenlanges Schweigen und wehrte sich gegen seine Rolle als WM-Sündenbock in der seit Mai schwelenden Affäre um die Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Seine dreiteilige Erklärung gipfelte am Abend in einer persönlichen Attacke gegen DFB-Chef Reinhard Grindel und seinem Rücktritt aus dem DFB-Team.
„Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, so lange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre“, schrieb Özil. Er fühle sich vom Deutschen FußballBund (DFB) und vor allem dessen Präsident Grindel schlecht behandelt. „Ich werde nicht länger als Sündenbock dienen für seine Inkompetenz und seine Unfähigkeit, seinen Job ordentlich zu erledigen“, betonte Özil an die Adresse von Grindel.
Zuvor hatte der Spielmacher des FC Arsenal seine Bilder mit dem umstrittenen Staatschef Erdogan wortreich verteidigt und politische Absichten bestritten. Zudem griff Özil deutsche Medien und Sponsoren-Partner scharf wegen ihres Verhaltens an. Eine Zukunft in der DFBAuswahl, die einst als Vorbild für die Integration von Migranten-Kindern stand und nun ins Zentrum einer teils fremdenfeindlichen Debatte geraten ist, schien schon bei diesen Worten fraglich.
Das Treffen mit Erdogan in London, an dem auch DFBTeamkollege Ilkay Gündogan teilnahm, bereut Özil nicht. „Was auch immer der Ausgang der vorangegangenen Wahl gewesen wäre oder auch der Wahl zuvor, ich hätte dieses Foto gemacht“, schrieb Özil. „Ein Foto mit Präsident Erdogan zu machen, hatte für mich nichts mit Politik oder Wahlen zu tun, es war aus Respekt vor dem höchsten Amt des Landes meiner Familie.“
Kritiker sahen die Fotos als Wahlhilfe für Erdogan. „Mit dem Alleinherrscher Erdogan zu posieren empfinde ich als respektlos denen gegenüber, die in der Türkei gegängelt werden oder willkürlich im Gefängnis sitzen“, teilte der ehemalige Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir am Sonntag mit. Özil sei seiner Vorbildfunktion nicht gerecht geworden. Özil indes schrieb: „Für mich ist es nicht von Bedeutung gewesen, wer Präsident war, es war von Bedeutung, dass es der Präsident war.“
Özil verwies auf seine türkischen Wurzeln. Sich nicht mit Erdogan zu treffen, hätte bedeutet, diese Wurzeln nicht zu respektieren, unabhängig davon, wer Präsident sei. Im Gespräch mit Erdogan sei es um Fußball gegangen, nicht um Politik.
Die Affäre um die Fotos hatte die WM-Vorbereitung der Nationalmannschaft überschattet und war auch während des Turniers in Russland ein Störfaktor. Nach dem erstmaligen Aus des DFB-Teams in einer WM-Vorrunde hatten Teammanager Oliver Bierhoff und DFB-Chef Grindel gefordert, Özil solle sich öffentlich erklären. Beiden wurde daraufhin vorgeworfen, sie würden den 29Jährigen zum Buhmann machen. „Ich fühle mich ungewollt und denke, dass das, was ich seit meinem LänderspielDebüt 2009 erreicht habe, vergessen ist“, schrieb Özil.