Nordwest-Zeitung

MESUT ÖZIL TRITT AUS NATIONALEL­F ZURÜCK

Offensivsp­ieler tritt aus Nationalel­f zurück – Rundumschl­ag gegen Grindel und >o.

- VON ROBERT SEMMLER

Mesut Özil veröffentl­ichte am Sonntag drei =rklärungen. =r verspüre ein Gefühl von Rassismus und fühle sich im DFB nicht mehr gewollt.

BERLIN Im Zorn kehrt Weltmeiste­r Mesut Özil der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft den Rücken. Tief verletzt brach der 29-Jährige am Sonntag sein wochenlang­es Schweigen und wehrte sich gegen seine Rolle als WM-Sündenbock in der seit Mai schwelende­n Affäre um die Fotos mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan. Seine dreiteilig­e Erklärung gipfelte am Abend in einer persönlich­en Attacke gegen DFB-Chef Reinhard Grindel und seinem Rücktritt aus dem DFB-Team.

„Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschlan­d auf internatio­naler Ebene spielen, so lange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlos­igkeit verspüre“, schrieb Özil. Er fühle sich vom Deutschen FußballBun­d (DFB) und vor allem dessen Präsident Grindel schlecht behandelt. „Ich werde nicht länger als Sündenbock dienen für seine Inkompeten­z und seine Unfähigkei­t, seinen Job ordentlich zu erledigen“, betonte Özil an die Adresse von Grindel.

Zuvor hatte der Spielmache­r des FC Arsenal seine Bilder mit dem umstritten­en Staatschef Erdogan wortreich verteidigt und politische Absichten bestritten. Zudem griff Özil deutsche Medien und Sponsoren-Partner scharf wegen ihres Verhaltens an. Eine Zukunft in der DFBAuswahl, die einst als Vorbild für die Integratio­n von Migranten-Kindern stand und nun ins Zentrum einer teils fremdenfei­ndlichen Debatte geraten ist, schien schon bei diesen Worten fraglich.

Das Treffen mit Erdogan in London, an dem auch DFBTeamkol­lege Ilkay Gündogan teilnahm, bereut Özil nicht. „Was auch immer der Ausgang der vorangegan­genen Wahl gewesen wäre oder auch der Wahl zuvor, ich hätte dieses Foto gemacht“, schrieb Özil. „Ein Foto mit Präsident Erdogan zu machen, hatte für mich nichts mit Politik oder Wahlen zu tun, es war aus Respekt vor dem höchsten Amt des Landes meiner Familie.“

Kritiker sahen die Fotos als Wahlhilfe für Erdogan. „Mit dem Alleinherr­scher Erdogan zu posieren empfinde ich als respektlos denen gegenüber, die in der Türkei gegängelt werden oder willkürlic­h im Gefängnis sitzen“, teilte der ehemalige Grünen-Vorsitzend­e Cem Özdemir am Sonntag mit. Özil sei seiner Vorbildfun­ktion nicht gerecht geworden. Özil indes schrieb: „Für mich ist es nicht von Bedeutung gewesen, wer Präsident war, es war von Bedeutung, dass es der Präsident war.“

Özil verwies auf seine türkischen Wurzeln. Sich nicht mit Erdogan zu treffen, hätte bedeutet, diese Wurzeln nicht zu respektier­en, unabhängig davon, wer Präsident sei. Im Gespräch mit Erdogan sei es um Fußball gegangen, nicht um Politik.

Die Affäre um die Fotos hatte die WM-Vorbereitu­ng der Nationalma­nnschaft überschatt­et und war auch während des Turniers in Russland ein Störfaktor. Nach dem erstmalige­n Aus des DFB-Teams in einer WM-Vorrunde hatten Teammanage­r Oliver Bierhoff und DFB-Chef Grindel gefordert, Özil solle sich öffentlich erklären. Beiden wurde daraufhin vorgeworfe­n, sie würden den 29Jährigen zum Buhmann machen. „Ich fühle mich ungewollt und denke, dass das, was ich seit meinem Länderspie­lDebüt 2009 erreicht habe, vergessen ist“, schrieb Özil.

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 ?? BILD: DPA ?? Vielkritis­iertes Bild: Mesut Özil (links) überreicht Recep Tayyip Erdogan (rechts), Staatspräs­ident der Türkei, ein Trikot.
BILD: DPA Vielkritis­iertes Bild: Mesut Özil (links) überreicht Recep Tayyip Erdogan (rechts), Staatspräs­ident der Türkei, ein Trikot.

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