Nordwest-Zeitung

„Abkehr von Humanität“

„Brot für die Welt“und Ministerpr­äsident Weil kritisiere­n CSU

- VON ANNE-BÉATRICE CLASMANN UND RALF KRÜGER

Die Kritik an der CSU wegen der Migrations­politik hält an. Die bayerische Partei beharrt auf ihren Forderunge­n.

BERLIN/MÜNCHEN Das evangelisc­he Hilfswerk „Brot für die Welt“kritisiert den „Masterplan Migration“von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU). Dieser Plan sei ein „Tiefpunkt der Abkehr von einer humanitäre­n Flüchtling­sund Asylpoliti­k“, sagte der Leiter der Politik-Abteilung des Hilfswerks, Klaus Seitz: „Der Geist des Masterplan­s zeugt von einer unglaublic­hen Bornierthe­it und von einer engstirnig­en Provinzial­ität.“

Eine Anfang Juli gestartete Online-Petition des Deutschen Evangelisc­hen Kirchentag­s für eine humanere Flüchtling­spolitik hat inzwischen 90 000 Unterstütz­er.

In München haben am Sonntag mehrere Zehntausen­d Menschen gegen einen Rechtsruck in der Gesellscha­ft und in der Politik demonstrie­rt. Unter dem Motto „#ausgehetzt

– Gemeinsam gegen die Politik der Angst!“wandten sie sich insbesonde­re gegen die Flüchtling­spolitik der CSU. Die Polizei sprach von 25000 Teilnehmer­n, die sich am Nachmittag auf dem Königsplat­z versammelt­en.

Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) hält den Unionskonf­likt in Berlin noch nicht für ausge- standen und warnte, wenn sich der im Bund mitregiere­nde Koalitions­partner CSU nicht endlich besinne, „dass es eine gemeinsame Geschäftsg­rundlage in Form der Koalitions­vereinbaru­ng gibt, dann werden wir wahrschein­lich ein unruhiges zweites Halbjahr erleben“. Die Geduld sei aufgebrauc­ht.

Im Umgang mit Gefährdern und abgelehnte­n Asylbewerb­ern plädiert die CSU für eine härtere Gangart. Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) sagte: „Viele Bürger helfen bei der Integratio­n mit. Aber es hat auch viele überforder­t.“

Nach dem Asylstreit in Berlin war die CSU im „Bayerntren­d“des Bayerische­n Fernsehens auf 38 Prozent abgestürzt, ein historisch­er Tiefstand.

HANNOVER/DPA In Niedersach­sen benötigen die Finanzämte­r im Durchschni­tt 55 Tage, um eine Steuererkl­ärung zu bearbeiten. Das geht aus einer Antwort des Finanzmini­steriums auf eine Kleine Anfrage der FDP-Landtagsfr­aktion hervor. Obwohl die Zahl der Steuererkl­ärungen gestiegen ist, bedeutet das gegenüber den Vorjahren 2015 (57 Tage) und 2016 (58) eine leichte Verbesseru­ng.

Nur 37,3 Prozent der gut zwei Millionen Einkommens­steuer-Anträge im Lande wurden noch in Papierform vorgelegt – der Rest wurde elektronis­ch eingereich­t. Die Bearbeitun­gszeit der per Internet übermittel­ten Steuererkl­ärungen liegt deutlich unter denen in Papierform.

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