Kritik an unübersichtlichen Kreditkartenabrechnungen
Kritik an versteckten Gebühren und rätselhaften Formulierungen
Nur eine Bank bekommt eine gute Note von der Stiftung Warentest. Sie hat 23 Monatsabrechnungen von gängigen Kreditkarten untersucht.
BERLIN/FTD Die meisten Abrechnungen von Kreditkarten sind unübersichtlich, für Kunden schwer nachvollziehbar und schlecht zu lesen. Bei der Abrechnung von Umsätzen in fremder Währung kommt es zu Brüchen in der Rechenlogik, und es fehlen der Umrechnungskurs oder die Höhe der Gebühr. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Stiftung Warentest von 23 Monatsabrechnungen gängiger Kreditkarten.
Wie teuer der Einsatz einer Kreditkarte im Urlaub oder auf Dienstreise war, soll spätestens vier Wochen später die Kreditkartenabrechnung zeigen. Im besten Fall liefert sie einen schnellen Überblick: Sind alle Buchungen korrekt? Stimmen die Beträge? Mit welchem Kurs hat die Bank Umsätze in fremder Währung abgerechnet? Wie hoch waren die Gebühren? Nur wenn Karteninhaber ihre Abrechnung auch verstehen, können sie Betrug, Fehlbuchungen und unberechtigte Gebühren erkennen und kurzfristig bei ihrer Bank reklamieren, schreibt die Zeitschrift „Finanztest“(8/18).
Leser hatten der Redaktion nach einem Aufruf im Dezember 2017 ihre Abrechnungen zur Verfügung gestellt. „Finanztest“hat geprüft, ob sie logisch aufgebaut, vollständig, verständlich und optisch gelungen sind.
Ein ganz perfides Spiel treibt die Targobank: Sie „vergisst“auf dem Auszug den Prozentsatz für den Auslandseinsatz von 1,85 Prozent und unterschlägt einen Währungsaufschlag von 2 Prozent. Von dem erfährt der Kunde nur, wenn er sich bis zur Seite 20 des 40-seitigen Preis- und Leistungsverzeichnisses durchschlägt. Diese Gebühr
versteckt sich im Umrechnungskurs und im Euro-Endbetrag. Aus diesem Grund gab es für die Bank insgesamt nur ein Mangelhaft.
Einzig die Abrechnung der DKB Visa-Card, die es zum Girokonto kostenlos dazugibt, ragt mit dem „Finanztest“-Qualitätsurteil Gut aus dem häufig unübersichtlichen Datensalat heraus. Sie ist klar strukturiert, weist Entgelte leicht nachvollziehbar aus und verzichtet weitgehend auf Informationsballast.
Für den Karteneinsatz außerhalb der Euro-Zone berechnen die Banken meist ein bis zwei Prozent vom Umsatz. Für die Umrechnung fremder Währungen nutzen sie oft Kurse, die Visa und Mastercard zur Verfügung stellen.
Bei den meisten Anbietern kann der Kartennutzer Kosten und verwendeten Kurs aber nicht vollständig oder nur mit großem Aufwand nachvollziehen. Die Hanseatic Bank gibt für ihre GenialCard (Visa) erst gar keinen Umrechnungskurs an. American Express rechnet für seine Paybackkarte und ICS für die Visa World Card die Auslandseinsatzgebühr direkt in den Euro-Endbetrag ein.
Abrechnungen der Gebührenfrei Mastercard Gold der Advanzia Bank, der New Visa von Barclaycard, der 1Plus Visa Card von Santander Consumer Bank sowie von vier weiteren Anbietern enthalten zwar den Umrechnungskurs, aber mit zu wenigen Nachkommastellen. Wer damit rechnet, kann zu einem anderen Ergebnis kommen.
Bei 14 von 23 untersuchten Kreditkarten ist es möglich, dass Zinsen für Kontoüberziehung oder Teilzahlung fällig
werden. Bis auf zwei informieren die Banken auf der Abrechnung darüber aber nicht. Das ist zum Beispiel der Fall bei der Gebührenfrei Mastercard Gold der Advanzia Bank. Sie berechnet effektiv 19,94 Prozent bei Bargeldverfügung und Nutzung der Teilzahlung – so lange, bis das Minus auf dem Kartenkonto ausgeglichen ist.
Finanztest hatte vor gut 20 Jahren schon einmal Kreditkartenabrechnungen geprüft und „schwer verdaulichen Zahlenbrei“vorgefunden. Zur Überraschung der Tester hat sich bei den Abrechnungen seitdem auch sprachlich fast nichts verbessert.
Rund 140 nicht erläuterte Fachbegriffe, Kunstwörter, schwammige Formulierungen und Abkürzungen machen dem Kartennutzer das Verstehen der Abrechnung nach wie vor schwer. Pro Abrechnung fanden die Tester zwischen sieben und 20 Begriffe, unter denen die Verständlichkeit leidet.