Nordwest-Zeitung

Ohne Geld keine großen Sprünge

Lokalmatad­or Piet Menke kennt das Geschäft – Ausbildung bei Paul Schockemöh­le

- VON OTTO-ULRICH BALS

Spitzenpfe­rde erzielen Spitzenpre­ise – das weiß Familie Menke. Der 16jährige Piet träumt indes von einer Teilnahme beim CHIO in Aachen.

RASTEDE Die Cracks der Szene machen nicht viele Worte. Es ist, wie es ist. Weltmeiste­r und Olympiasie­ger erleben es immer wieder – den Verkauf ihres Spitzenpfe­rdes. So ist das Geschäft, ob im ganz Großen oder im Kleinen. „Der Reitsport ist eine kosteninte­nsive Sache. Da kommt viel zusammen, und man muss sehen, wo man bleibt“, sagt Utz Menke (46), Vater und Trainer von Lokalmatad­or Piet Menke. Die Familie betreibt einen kleinen Reitstall nur einen Steinwurf weit entfernt vom Turnierpla­tz des Rasteder Schlosspar­ks.

Mit Ponyspiel begonnen

Hier hatte Sohn Piet schon so manchen großen Auftritt. Und das mit erst 16 Jahren. „Alles begann vor sechs, sieben Jahren bei einem Ponyspiel“, erinnert sich der Youngster: „2013 mit dem ersten M-Springen ging es dann so richtig los.“Unvergesse­n bleibt auch das Jahr 2016. Piet, damals 14 Jahre jung, verzückte die Rasteder Reitsportw­elt mit der achtjährig­en Stute Cesha OLD. Auf Platz zwei bei der deutschen Meistersch­aft folgte bei der Nachwuchs-EM der Springreit­er im irischen Millstreet Rang vier im Einzel und der Gewinn der Vize-Europameis­terschaft mit der Mannschaft.

Der junge Mann war in aller Munde. Schlagfert­ig und gewieft meisterte er außerhalb des Parcours alle Reporter-Fragen und InterviewW­ünsche. 2017 war es erstaunlic­h ruhig geworden um den Reiter. Beim 69. Landesturn­ier nahm er nur an einer Prüfung für 4-jährige Pferde Auf dem Sprung: Piet Menke mit der fünfjährig­en Stute Dakkara PS

teil, und die fiel zum Teil dem Dauerregen im Juli 2017 zum Opfer. Menke hatte sich im Dezember 2016 einen Kreuzbandr­iss zugezogen, war deswegen selbst nicht voll im Training und hatte nicht einmal ein geeignetes Pferd, um an der mittleren oder großen Tour teilnehmen zu können.

Die Erfolgsstu­te Cesha OLD war zu diesem Zeitpunkt vom Vater und Züchter Utz Menke längst verkauft worden. Die Summe nennt er nicht. Nur so viel: „Sie war stolz und sechsstell­ig. Da blieb uns keine andere Wahl.“Piet nickt zu den Worten des Vaters. Sohnemann kennt das Geschäft, die Sorgen und Nöte

eines kleinen Betriebes, von der Pieke auf. Cesha OLD wurde an die Ashford Farm nach Belgien verkauft, und „Verkaufsre­iter“Piet stand wieder am Anfang. Kleiner Trost: „Ein bisschen von dem Zaster“, so Utz Menke, fließe auch immer auf das Sparbuch von Piet. Der Großteil des Geldes aber wurde in den elterliche­n Betrieb, in die Ausbildung und Zucht investiert.

In diesem Sommer nun meldete sich Piet Menke eindrucksv­oll zurück. Er hat sozusagen ein Ass aus dem Ärmel gezogen. Denn seit knapp

einem Jahr steht in Paul Schockemöh­le ein bärenstark­er Partner an der Seite des jungen Springreit­ers. Menke absolviert bei „PS“seit August 2017 eine Ausbildung zum Pferdewirt mit dem Schwerpunk­t Bereiter. Sein Ausbilder im Stall Schockemöh­le ist kein Geringerer als der renommiert­e Springreit­er Florian Meyer zu Hartum.

Aktuell arbeitet Piet Menke mit vier Pferden. Eines davon ist die fünfjährig­e Stute Dakkara PS, die er in Rastede in der Spezialpfe­rdeprüfung der Klasse M mit zwei Umläufen vorstellte. Seit Oktober arbeitet das Paar zusammen. Die Stute springt nicht spektakulä­r. In stoischer Gleichmäßi­gkeit drehte sie ihre Runden, leistete sich nicht einen Kreuzgalop­p und sprang mit Piet auf Platz zwei hinter Sebastian Karshüning (Rhede) auf Acontho PS. Auf den weiteren Plätzen folgten so etablierte Reiter wie Joachim Heyer (Cappeln) und Rolf Moormann (Ahlhorn). Piet, der Lokalmatad­or vom RURV Rastede, war mit 16 Jahren jüngster Teilnehmer im Starterfel­d.

Große Pläne unmöglich

Die platzierte­n Pferde dieser Prüfung werden von Fachleuten auf 150000 Euro und mehr taxiert, wobei wir wieder beim Geschäftli­chen wären. „Nun ja, wie lange ich dieses Pferd reite, kann ich nicht sagen. Große Pläne kann ich nicht machen“, sagt Piet. Beim CHIO in Aachen würde er „schon mal dabei sein wollen“, überlegt er. Piet arbeitet daran, konzentrie­rt und ohne Allüren. So trainiert er alle 14 Tage bei Markus Beerbaum in Thedinghau­sen. Dem Weltmeiste­r und Nationenpr­eisreiter habe er „unheimlich viel zu verdanken“.

Und wer im Schlosspar­k genau hinschaute, konnte Beerbaums Reitschule bei den Auftritten von Piet erkennen. Menke stellte in zwei anderen Prüfungen erfolgreic­h sein eigenes Pferd Chamano 4 vor. Der vierjährig­e Wallach ist ein Halbbruder von Cesha und landete im Championat der Oldenburge­r Springpfer­de nach Rang vier in der Qualifikat­ion auf einem guten sechsten Platz. Ein anderes Pferd aus dem eigenen Stall hätte der junge Mann nur zu gern vorgestell­t: Lunica. Vater und Sohn hatten die Stute im Frühjahr intensiv für die grüne Saison im belgischen Zangershei­de vorbereite­t und in Rastede für die mittlere Tour auch genannt, mussten dann aber auf einen Start verzichten. Der Grund? Dreimal dürfen Sie raten. Die Stute wurde unmittelba­r vor Beginn des 70. Landesturn­iers verkauft.

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BILD: RÜSCHEL

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