Nordwest-Zeitung

Edelhelfer Geschke genießt Auftritt auch ohne Sieg

32-Jähriger verpasst =tappenerfo­lg knapp – Bester Deutscher im Gesamtklas­sement

- VON CHRISTOPH LEUCHTENBE­RG

CARCASSONN­E/ Kein Etappensie­g? Kein Problem! Der stärkste Vollbart im Profiradsp­ort war auch nach seinem sechsten Platz die Zufriedenh­eit in Person. „Ich bin ziemlich happy und hatte richtig Spaß“, sagte Simon Geschke, nachdem er auf der 14. Etappe der Tour de France nach Mende stundenlan­g eine Fluchtgrup­pe über die Steigungen der Ardeche geführt hatte: „Ich denke, ich habe alles richtig gemacht.“

Diese Feststellu­ng lässt sich bedenkenlo­s auf das gesamte Auftreten des 32-Jährigen bei der 105. Frankreich­Rundfahrt ausdehnen. Auch wenn es am Samstag fast exakt drei Jahre nach seinem Überraschu­ngserfolg auf der Alpenetapp­e nach Pra-Loup nicht zum neuerliche­n kleinen Tour-Wunder langte: Geschke, der kleine Kämpfer mit dem großen Herzen, ist neben Roubaix-Sieger John Degenkolb einer der Lichtblick­e in einer aus deutscher Sicht enttäusche­nden Rundfahrt. Geschke überzeugt als Einzelkämp­fer, wenn er wie am Samstag beim Sieg des Spaniers Omar Fraile auf dem Bester Deutscher der Tour: Simon Geschke

hammerhart­en Schlussans­tieg in Mende einen Freifahrts­chein erhält. Er ist der mit Abstand beste Deutsche im Gesamtklas­sement, liegt aktuell auf Rang 27.

Vor allem aber glänzt der Berliner als unermüdlic­her Berghelfer seines Sunweb-Kapitäns Tom Dumoulin. „Ich war noch nie so weit vorne in der Gesamtwert­ung, aber meine eigene Platzierun­g spielt keine Rolle“, betonte Geschke: „Wir haben in Tom den Gesamtdrit­ten, er ist megastark. Wenn ich als Helfer weit vorne bin, ist das eigentlich nur Bonus.“

Der Toursieg mit dem Niederländ­er Dumoulin, den Geschke als Adjutant schon zum Giro-Triumph 2017 führte, ist das große Ziel der in Deutschlan­d lizenziert­en Sunweb-Mannschaft, in der in „Road Captain“Nikias Arndt, am Sonntag starker Neunter beim Sieg des Dänen Magnus Cort Nielsen in Carcassonn­e, ein weiterer deutscher Profi eine zentrale Rolle spielt. Und diesem Ziel ordnet sich Geschke konsequent unter, vor allem an den langen Rampen in den Pyrenäenet­appen ab Dienstag, ist der fast unkaputtba­re Berliner gefragt – für eigene Ambitionen wie am Samstag bleibt wenig Raum. „Es war mein Ziel, wenigstens mal wieder um einen Etappensie­g mitzufahre­n“, räumte Geschke ein.

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DPA-BILD: JANSENS

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