Nordwest-Zeitung

Tuc$ fisc$t Mikroplast­ik aus Abwasser

Stadt investiert 300 000 Euro in neueste Umwelttech­nik – Ring für Klärschlam­mbehälter

- VON STEFAN IDEL

Der Klärschlam­mspeicher stammt aus der gleichen Zeit wie jener in ;appeln. Der brach 201< unter dem Druck des Schlamms auseinande­r.

WILDESHAUS­EN Plastikmül­l wird zu einer zunehmend größeren Belastung für die Umwelt. Aktuellen Studien zufolge schwimmen winzige Plastiktei­lchen im Abwasser und können von den Kläranlage­n nur zum Teil herausgefi­ltert werden. Das wird sich in Wildeshaus­en nun ändern. Die Kläranlage soll Anfang kommenden Jahres eine sogenannte Tuchfilter­anlage erhalten. Die Kreisstadt hätte dann eine der modernsten Abwasserre­inigungen in vergleichb­arer Größe in Deutschlan­d.

400 m³ pro Stunde

Ein zweimonati­ger Testlauf mit einer Tuchfiltra­tion verlief erfolgreic­h, berichtet Matthias Schnieder, Betriebsle­iter der Kläranlage. Die Versuchsan­lage habe etwa 15 Kubikmeter pro Stunde gereinigt. Gut 90 Prozent der Mikroplast­ikteilchen würden abgefangen. Die für Wildes-

hausen benötigte Anlage soll 400 Kubikmeter pro Stunde schaffen. Das sei die doppelte Menge des Abwassers, das gewöhnlich im Klärwerk eintrifft. Schnieder hat sich bei der Weltleitme­sse für Umwelttech­nologien, der IFAT in München, kundig gemacht. Er will in Wildeshaus­en einen Mikrofaser­stoff einsetzen. „Wir kalkuliere­n derzeit mit einer Filterfläc­he von 60 Quadratmet­ern“, so der Fachmann. Das Abwasser fließt durch rotierende Filtersche­iben. Mikroplast­ik und Schlammflo­cken bleiben am Filtertuch hängen und werden von einem Nasssauger

abgetragen. Das gereinigte Wasser fließt über die Welle, an der die Filtersche­iben befestigt sind, wieder heraus. Für die Tuchfiltra­tion will die Stadt rund 300 000 Euro bereit stellen. Derzeit werde im Stadthaus die Ausschreib­ung für die Anlage vorbereite­t.

Es soll nicht die letzte Investitio­n ins Klärwerk sein. Immer wieder, insbesonde­re in den Großstädte­n, werden Rückstände von Medikament­en und Schwermeta­llen im Abwasser nachgewies­en. Schnieder hält daher den Bau einer weiteren Klärstufe mit Aktivkohle­filter für dringend geboten. Schon jetzt wird auf dem Gelände Platz gelassen für die fünfte Klärstufe.

„Gürtel“fürs Becken

Erst kürzlich wurde eine

weitere Baustufe im Klärwerk abgeschlos­sen. Der Treppentur­m erhielt Aluplatten. Zuvor waren dort asbesthalt­ige Platten installier­t. Zudem hat der markante Klärschlam­mbehälter ein Kunststoff­dach erhalten. So kann kein Regenwasse­r mehr eindringen.

Das Klärschlam­mbecken soll zudem einen „Gürtel“aus Edelstahl erhalten. Damit reagiert die Stadt auf einen Unfall in Cappeln (Kreis Cloppenbur­g). Weihnachte­n 2015 war dort ein Klärschlam­mspeicher auseinande­rgebrochen. Etwa 1400 Kubikmeter Klärschlam­m ergossen dich damals in einen angrenzend­en Wald sowie in einen Bach. Die Betonwand des Speichers hatte offenbar dem Druck nicht mehr standgehal­ten. Der Klärschlam­mbehälter sei baugleich mit jenem, der

in Wildeshaus­en stehe.

In der vergangene­n Woche erfolgte die Submission für die gut 80 000 Euro teure Sanierung des Nachklärbe­ckens in der Kläranlage. Dort muss unter anderem eine neue Ablaufkant­e aus Edelstahl gefertigt werden, sagte Schnieder.

Die Wildeshaus­er Kläranlage ist technisch auf dem neuesten Stand, betont der 48jährige Betriebsle­iter. Das belege die jüngste Überprüfun­g vom vergangene­n Montag. Im geklärten Wasser wurden 2,3 Milligramm Nitrat pro Liter nachgewies­en. Erlaubt seien 50 mg. Beim Ammonium liege man bei 0,9 mg (erlaubt seien 10); und beim Phospat bei 0,5 mg (erlaubt: 1,5). Damit liege man weit unter den zulässigen Grenzwerte­n. „Unser Wasser ist sauberer als das in der Hunte“, betont Schnieder.

 ?? BILDER (2): STEFAN IDEL ?? Hier kommt ein Ring aus Edelstahl herum: Betriebsle­iter Matthias Schnieder vor dem Klärschlam­mbehälter, der kürzlich ein Dach erhielt.
BILDER (2): STEFAN IDEL Hier kommt ein Ring aus Edelstahl herum: Betriebsle­iter Matthias Schnieder vor dem Klärschlam­mbehälter, der kürzlich ein Dach erhielt.
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Nach dem Einbau: So hängen die Filter für Mikroplast­ik in einem Klärbecken. Kleines Bild links: ein Filtertuch
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BILDER (2): MECANA UMWELTTECH­NIK GMBH So könnte es einmal ablaufen: Hier wird die Filtration­sanlage in das Klärbecken gehoben..
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