Nordwest-Zeitung

Kanzlerin komm nach Bayern

Teilnahme an Forum – Keine Wahlkampfh­ilfe

- VON AN REAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

BERLIN/MÜNCHEN Eigentlich hatte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder die Kanzlerin für die Zeit des CSULandtag­swahlkampf­es zur unerwünsch­ten Person im Freistaat erklärt und nach dem hefigen Asylstreit auf die Unterstütz­ung der Regierungs­chefin aus Berlin dankend verzichtet. Jetzt kommt Angela Merkel doch, wenn auch nicht auf eine ahlkampfbü­hne.

Das Treffen der CDU-Chefin mit Söder am 30. September in Ottobeuren hat der CSU-Ehrenvorsi­tzende Theo aigel arrangiert, will offenbar zwischen den Schwesterp­arteien vermitteln und eine neuerliche Eskalation wie zuletzt verhindern. Demonstrat­iver Schultersc­hluss der Kanzlerin und des CSU-Ministerpr­äsidenten kurz vor der Entscheidu­ng in Bayern? Der frühere CSU-Chef aigel übernimmt die Mediatoren­Rolle, hat Merkel und Söder eingeladen zu einem gemeinsame­n Auftritt bei einem Europa-Forum und einem Konzertbes­uch in der barocken Basilika St. Alexander und Theodor. Friedensgi­pfel in Ottobeuren im Allgäu?

In der CSU-Spitze steigt die Nervosität, angesichts schlechter Umfragen fürchtet man die absolute Mehrheit bei der ahl zu verlieren. Unruhe auch in der CDU-Führung, schließlic­h wird Ende Oktober auch in Hessen gewählt, und so schwach wie aktuell stand die Union in den Umfragen bundesweit seit zwölf Jahren nicht mehr da.

Glaubt man den Meinungsfo­rschern, dann konnten die Unionspart­eien von der kontrovers­en Flüchtling­sdebatte nicht profitiere­n. Im Gegenteil: Die Union fällt auf ein historisch­es Allzeittie­f, die AfD dagegen mit einem Rekordhoch. Die Rechtspopu­listen und die Grünen legen zu. äre am Sonntag Bundestags­wahl, käme die Union nur noch auf 29 Prozent. Die SPD bliebe bei 18 Prozent, die Große Koalition hätte keine Mehrheit mehr. Die ählerinnen und ähler stellen der schwarz-roten Bundesregi­erung ein schlechtes Zeugnis aus. Knapp drei Viertel sind mit ihrer Arbeit weniger oder gar nicht zufrieden.

Rücken CDU und CSU jetzt nach dem Asylkompro­miss wieder zusammen, oder geht der Streit über den richtigen Kurs in der Flüchtling­spolitik weiter? FDP-Vizechef olfgang Kubicki wirft CSU-Chef Horst Seehofer vor, einen neuen Konflikt mit Kanzlerin Merkel provoziere­n zu wollen. Der Bundesinne­nminister bleibe absichtlic­h untätig, wolle mögliche bilaterale Abkommen mit anderen Ländern über Rückführun­gen von Flüchtling­en boykottier­en und den Streit mit Merkel und der CDU wieder neu anfachen, vermutet Kubicki.

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