Nordwest-Zeitung

Wagenknech­t sucht neue Unterstütz­er

Linke-Fraktionsc­hefin führt „Aufstehen“-Bewegung an – Kaum Zustimmung aus ihrer Partei

- VON A EL HO MANN

eit Monaten wirbt Wagenknech­t für ihre linke ammlungsbe­wegung. Jetzt wird es ernst.

HAMBURG/BERLIN Die neue Sammlungsb­ewegung von Linksfrakt­ionschefin Sahra Wagenknech­t trägt den Namen „Aufstehen“. Wie der „Spiegel“berichtet, soll die Website www.aufstehen.de bereits an diesem Samstag online gehen. „Unser Ziel sind natürlich andere politische Mehrheiten und eine neue Regierung mit sozialer Agenda“, sagte Wagenknech­t dem Nachrichte­nmagazin. „Ein

Schlüssel dafür ist die SPD.“In den vergangene­n Monaten hatte Wagenknech­t immer wieder um unzufriede­ne Anhänger von SPD und Grünen geworben, die sich nicht mehr mit dem Kurs ihrer Parteifüh- rungen identifizi­eren.

Auf prominente Sympathisa­nten scheint „Aufstehen“aber vorerst verzichten zu müssen. Bei den bisher bekannt gewordenen Namen handelt es sich etwa um die 75-jährige Grüne Antje Vollmer, die sich schon vor mehr als zehn Jahren aus dem Bundestag und damit der großen Politik zurückgezo­gen hat, sowie den nur begrenzt bekannten SPD-Bundestags­abgeordnet­en Marco Bülow. Und Bülow lässt über sein Abgeordnet­enbüro ausrichten, dass er die Bewegung zwar gut finde, aber nicht ausdrückli­ch zu deren Unterstütz­ern gehöre.

Die Begeisteru­ng in Wagenknech­ts eigener Partei hält sich ebenfalls in Grenzen. Der prominente­ste Linke, Gregor Gysi, hatte sich bereits öffentlich von der Sammlungsb­ewegung distanzier­t. Die Parteivors­itzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger – ohnehin mit Wagenknech­t überkreuz – lehnen das Projekt strikt ab. Nur Wagenknech­ts Co-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch zeigte sich offen: „Vielleicht gibt es eine Chance, so die politische Linke insgesamt zu stärken und wieder zu anderen parlamenta­rischen Mehrheiten zu finden.“

Noch befindet sich die Internetse­ite im „Wartungsmo­dus“– viel mehr war dort am Freitag nicht zu sehen. Im Vorfeld war spekuliert worden, Wagenknech­t wolle der AfD im kommenden Jahr bei den Landtagswa­hlen Protestwäh­ler abjagen.

Mit dem Vorwurf, im AfDRevier zu wildern, sieht sich Wagenknech­t immer wieder konfrontie­rt, vor allem aus den eigenen Reihen – etwa wenn sie es in der Flüchtling­sdebatte „weltfremd“nennt, dass jeder nach Deutschlan­d kommen und Anspruch auf alle Sozialleis­tungen haben könne. Schon vor zweieinhal­b Jahren hatte Wagenknech­t für Aufsehen gesorgt, als sie über straffälli­ge Migranten sagte: „Wer Gastrecht missbrauch­t, der hat Gastrecht eben auch verwirkt.“

KOMMENTAR, SEITE 4

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DPA-BILD: PEDERSEN Sucht Unterstütz­er: Sahra agenknecht

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