Nordwest-Zeitung

So gehen Bauern im Ausland mit der Dürre um

Auch Deutschlan­ds wichtigste Importländ­er für Agrarprodu­kte kämpfen mit dem Klima

- VON RUPPERT MAYR

BERLIN Wann kommt der Regen? In Deutschlan­d und vielen EU-Staaten hoffen Bauern darauf – in etlichen anderen Ländern wollen sie, dass er endlich aufhört. Viele klagen über Ernteausfä­lle, alle suchen nach Lösungen. Klimaforsc­her gehen davon aus, dass es künftig häufiger längere Hitzewelle­n und heftigen Niederschl­ag geben wird.

Und das klassische Getreide-Exportland Deutschlan­d dürfte 2018 wohl erstmals seit mindestens zehn Jahren mehr importiere­n als ausführen, wie der Agrarhande­lskonzern Agravis schätzt. Nun wird das knappe deutsche Getreidean­gebot hauptsächl­ich fürs Inland benutzt.

Doch auch die drei Länder, aus denen Deutschlan­d am meisten Agrarprodu­kte einführt, leiden gerade unter Hitze und Dürre. So ist auch die im Ausland geerntete Getreideme­nge kleiner, wodurch der Preis steige, erklärt Europas größter Agrarhändl­er Baywa in München.

Einfuhrlan­d Nummer eins, die Niederland­e, wurde von der Dürre überrascht. Die Nachbarn kämpfen eigentlich seit Jahrhunder­ten gegen Wasser, denn das Land liegt zu mehr als einem Drittel unter dem Meeresspie­gel. Experten sind der Ansicht, dass man sich zu wenig auf Perioden von Trockenhei­t vorbereite­t habe. Überschüss­iges Wasser hätte gesammelt werden müssen.

Die Niederland­e fürchten einen Mangel an Süßwasser und haben den Bauern untersagt, ihre Felder zusätzlich zu bewässern. So klagen die Ackerbauer­n, dass ihre Kartoffele­rnte in Gefahr sei.

Auch Importland Nummer zwei, Frankreich, schränkte die Wassernutz­ung der Bauern in Teilen des Landes ein. Die Trockenhei­t ist dort aber laut Angaben des Agrarminis­teriums weniger kritisch als im Vorjahr. Die Regierung zahlt betroffene­n Bauern Entschädig­ungen, allerdings müssen diese das Ende der Ernte im Herbst abwarten. 2017 finanziert­e Frankreich Hilfen im Wert von knapp 52 Millionen Euro. 2015 waren es 180 Millionen Euro, damals wurde in etwa jedem dritten der 96 Départemen­ts im Mutterland eine Dürrekatas­trophe festgestel­lt.

Das drittwicht­igste Importland Polen entschied in dieser Woche, seinen Bauern dieses Jahr mit 187 Millionen Euro zu helfen. Geld erhalten sollen Landwirte, wenn mindestens ein Drittel ihrer Ernte beschädigt wird. Zurzeit herrscht auf mehr als 60 Prozent der Anbaufläch­en Dürre.

Auch Teile der Schweiz leiden unter Trockenhei­t. Bauer Köbi Büsser etwa sagte der Zeitung „Blick“, dass er seinen Kühen auf einer Alm auf 1450 Metern Höhe Wasser mit dem Lastwagen bringen muss, weil seine Quelle fast versiegt sei. Auch füttert er sie mit Heu, das für den Winter gedacht war, weil kaum noch etwas wachse. Weder er noch sein Vater habe je einen so trockenen Sommer erlebt, auch im Hitzejahr 2003 nicht.

In Großbritan­nien herrscht laut Meteorolog­en gerade der trockenste Sommer seit mehr als 50 Jahren. Und die Bauern klagen nicht nur, dass ihre einst saftigen Wiesen inzwischen so braun wie Biskuits seien, sondern auch, dass ihnen für die restliche Ernte schlicht die Helfer fehlten. Denn diese kamen meist aus Osteuropa, zogen inzwischen wegen des geplanten Brexits jedoch in andere EU-Länder.

Im Süden Europas hingegen waren die Temperatur­en bisher vergleichs­weise mild. Zudem regnete es seit diesem Frühjahr viel. Unwetter haben viele Maisfelder, Weinberge, Kartoffelf­elder und Tomatenpfl­anzen in Italien zerstört, wie der Landwirtsc­haftsverba­nd Coldiretti mitteilte. Im Süden des Landes etwa liege die PfirsichEr­nte 20 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.

Auch Landwirtsc­haftsverbä­nde in Spanien klagen über dieses Problem. An die Hitze haben sich viele spanische und italienisc­he Bauern gut angepasst.

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