So gehen Bauern im Ausland mit der Dürre um
Auch Deutschlands wichtigste Importländer für Agrarprodukte kämpfen mit dem Klima
BERLIN Wann kommt der Regen? In Deutschland und vielen EU-Staaten hoffen Bauern darauf – in etlichen anderen Ländern wollen sie, dass er endlich aufhört. Viele klagen über Ernteausfälle, alle suchen nach Lösungen. Klimaforscher gehen davon aus, dass es künftig häufiger längere Hitzewellen und heftigen Niederschlag geben wird.
Und das klassische Getreide-Exportland Deutschland dürfte 2018 wohl erstmals seit mindestens zehn Jahren mehr importieren als ausführen, wie der Agrarhandelskonzern Agravis schätzt. Nun wird das knappe deutsche Getreideangebot hauptsächlich fürs Inland benutzt.
Doch auch die drei Länder, aus denen Deutschland am meisten Agrarprodukte einführt, leiden gerade unter Hitze und Dürre. So ist auch die im Ausland geerntete Getreidemenge kleiner, wodurch der Preis steige, erklärt Europas größter Agrarhändler Baywa in München.
Einfuhrland Nummer eins, die Niederlande, wurde von der Dürre überrascht. Die Nachbarn kämpfen eigentlich seit Jahrhunderten gegen Wasser, denn das Land liegt zu mehr als einem Drittel unter dem Meeresspiegel. Experten sind der Ansicht, dass man sich zu wenig auf Perioden von Trockenheit vorbereitet habe. Überschüssiges Wasser hätte gesammelt werden müssen.
Die Niederlande fürchten einen Mangel an Süßwasser und haben den Bauern untersagt, ihre Felder zusätzlich zu bewässern. So klagen die Ackerbauern, dass ihre Kartoffelernte in Gefahr sei.
Auch Importland Nummer zwei, Frankreich, schränkte die Wassernutzung der Bauern in Teilen des Landes ein. Die Trockenheit ist dort aber laut Angaben des Agrarministeriums weniger kritisch als im Vorjahr. Die Regierung zahlt betroffenen Bauern Entschädigungen, allerdings müssen diese das Ende der Ernte im Herbst abwarten. 2017 finanzierte Frankreich Hilfen im Wert von knapp 52 Millionen Euro. 2015 waren es 180 Millionen Euro, damals wurde in etwa jedem dritten der 96 Départements im Mutterland eine Dürrekatastrophe festgestellt.
Das drittwichtigste Importland Polen entschied in dieser Woche, seinen Bauern dieses Jahr mit 187 Millionen Euro zu helfen. Geld erhalten sollen Landwirte, wenn mindestens ein Drittel ihrer Ernte beschädigt wird. Zurzeit herrscht auf mehr als 60 Prozent der Anbauflächen Dürre.
Auch Teile der Schweiz leiden unter Trockenheit. Bauer Köbi Büsser etwa sagte der Zeitung „Blick“, dass er seinen Kühen auf einer Alm auf 1450 Metern Höhe Wasser mit dem Lastwagen bringen muss, weil seine Quelle fast versiegt sei. Auch füttert er sie mit Heu, das für den Winter gedacht war, weil kaum noch etwas wachse. Weder er noch sein Vater habe je einen so trockenen Sommer erlebt, auch im Hitzejahr 2003 nicht.
In Großbritannien herrscht laut Meteorologen gerade der trockenste Sommer seit mehr als 50 Jahren. Und die Bauern klagen nicht nur, dass ihre einst saftigen Wiesen inzwischen so braun wie Biskuits seien, sondern auch, dass ihnen für die restliche Ernte schlicht die Helfer fehlten. Denn diese kamen meist aus Osteuropa, zogen inzwischen wegen des geplanten Brexits jedoch in andere EU-Länder.
Im Süden Europas hingegen waren die Temperaturen bisher vergleichsweise mild. Zudem regnete es seit diesem Frühjahr viel. Unwetter haben viele Maisfelder, Weinberge, Kartoffelfelder und Tomatenpflanzen in Italien zerstört, wie der Landwirtschaftsverband Coldiretti mitteilte. Im Süden des Landes etwa liege die PfirsichErnte 20 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.
Auch Landwirtschaftsverbände in Spanien klagen über dieses Problem. An die Hitze haben sich viele spanische und italienische Bauern gut angepasst.