Nordwest-Zeitung

Vom Videospiel­er zum IS-Anwerber

Angeklagte­r gibt vor Gericht zu, Terrormili­z unterstütz­t zu haben

- VON CHRISTINA STICHT

CELLE Ein 23-Jähriger hat vor dem Oberlandes­gericht Celle gestanden, in einer WhatsApp-Gruppe Kämpfer für die Terrormili­z Islamische­r Staat angeworben zu haben. Er habe das aus Einsamkeit und auf der Suche nach Anerkennun­g gemacht, erklärte der in Hannover geborene Türke am Freitag über seinen Verteidige­r. Demnach hatte er damals Liebeskumm­er und spielte nächtelang Ballerspie­le: Zwischen März und Juli 2015 seien bei ihm die Grenzen zwischen Realität und virtueller Welt verschwomm­en. „Ich bin kein Befürworte­r von Krieg und Leid, sondern ein friedliche­r Mensch“, betonte der kräftige junge Mann: „Ich bereue, was ich getan habe.“

Ursprüngli­ch hatte die Anklage ihm die Unterstütz­ung einer Terrorgrup­pe sowie das Rekrutiere­n von Mitglieder­n zur Last gelegt. Das Gericht ließ einen Anklagepun­kt aber fallen und hält nur das Werben von Mitglieder­n für eine Terrorgrup­pe in zwei Fällen

für beweisbar. Damit droht dem Angeklagte­n eine Freiheitss­trafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. Weil er zum Tatzeitpun­kt 20 Jahre alt war, könnte er als Heranwachs­ender nach Jugendstra­frecht verurteilt werden. Er sitzt nicht in Untersuchu­ngshaft, jedoch wurde ihm sein Pass entzogen.

„Allahu Akbar“hieß die WhatsApp-Gruppe mit zeitweise rund 55 Teilnehmer­n, in der begeistert­e Berichte von Kämpfern und Märtyrern ausgetausc­ht wurden.

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DPA-BILD: PFÖRTNER Angeklagt: 23-jähriger Türke vor Gericht

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