Spfburger SV kennt nun Stärke der Zweitligisten
Krachende 0:3-Niederlage zum Saisonstart – Südkoreaner Lee bester Spieler der Kieler
VON KRISTOF STÜHM
HAMBURG Christian Titz wollte seine Spieler am Sonntag nicht sehen. Der HSV-Trainer hatte Lewis Holtby und Co. mit einer ausführlichen Videoanalyse gequält, auch die Spieler sagten sich untereinander am Samstag die Meinung – doch zum Ausklang des Wochenendes, das für die Hamburger so schrecklich begonnen hatte, verarbeitete jeder die Schmach gegen Holstein Kiel für sich allein. Sonntag hatte der erste Tabellenletzte der 2. Liga frei.
„Wir dürfen jetzt auch nicht alles über den Haufen werfen“, sagte Titz, nachdem sein Team beim 0:3 gegen Kiel am Freitagabend ziemlich verhauen wurde. Nicht alles
beim bisherigen großen Aufstiegsfavoriten sei schlecht gewesen und „wir waren nicht überheblich“, sagte Titz, der allerdings bereits unter Druck gerät und eine Reaktion seines teuren Teams nächste Woche in Sandhausen forderte: „Wir wissen auch, dass uns das in Zukunft nicht mehr passieren darf.“Der Hauch von Euphorie, der sich nach dem Abstieg zuletzt an der Elbe angedeutet hatte, ist jedenfalls schon wieder dahin.
Es war das erste Spiel der Vereinsgeschichte des einst großen HSV im Unterhaus, doch was der Beginn einer schönen Zweitliga-Party werden sollte, endete im Desaster. Hamburg fand einfach keine Mittel gegen Kiel und bekam eine Ahnung davon, was für ein hartes Stück Arbeit das Rennen um die Rückkehr auf die große Fußball-Bühne wird. „Jetzt weiß jeder Bescheid“, erklärte Titz, nachdem sich die Kieler in Person von Jonas Meffert (56. Minute), David Kinsombi (78.) und Mathias Honsak (90.+3) als Partycrasher entpuppt hatten.
„Ich weiß, dass die Häme groß ist“, sagte Titz – über den HSV zu spötteln, erfreut sich ja seit einiger Zeit großer Beliebtheit. Und jetzt geht das Leiden des ausgestorbenen Dinos auch noch in der 2. Liga weiter. „Ich gebe zu, dass ich schon gedacht habe, dass wir einen anderen Auftritt zeigen. Uns hat der Mut gefehlt“, sagte Titz.
Doch den Hamburgern fehlte nicht nur der Mut, sondern vor allem auch der nötige Biss. In dieser Verfassung dürfte es für die Hanseaten am kommenden Sonntag selbst in der 15 000-Seelen- Gemeinde Sandhausen schwierig werden. „Wir haben als Kollektiv voll versagt“, sagte Holtby. Und der neue Sportchef Ralf Becker kritisierte, dass offenbar nicht alle Hamburger den nötigen Schneid gehabt haben.
Garant des Holstein-Sieges war Spielmacher Jae-Song Lee (25). Der südkoreanische WM-Teilnehmer, der in Russland auch gegen Deutschland 90 Minuten spielte, war der überragende Mann auf dem Platz. „Bei Lee haben wir gut gearbeitet“, meinte Trainer Tim Walter über den Mittelfeldstrategen, der nur eine Woche nach seiner Verpflichtung auftrumpfte, als würde der schon ewig das HolsteinTrikot tragen. Er war von Jeonbuk Hyundai gekommen.