Nordwest-Zeitung

Jas machen die Ex-Minister heute

Ehemalige Regierungs­mitglieder nutzen neue Zeit unterschie­dlich – Vorträge und Ehrenämter

- VON TERESA DAPP

Nach der Regierungs­bildung im Frühjahr mussten sieben Minister gehen. In die Wirtschaft ist noch keiner ge4echselt.

BERLIN – Es gibt kein Patentreze­pt für die Zukunft von Bundesmini­stern außer Dienst. Ein Überblick über diejenigen aus dem Kabinett „Merkel III“, die seit ein paar Monaten mit Amtsbeginn der neuen Bundesregi­erung nicht mehr mitregiere­n dürfen.

■ SIGMAR GABRIEL

Er war Vizekanzle­r und SPDChef, erst Wirtschaft­s-, dann Außenminis­ter. Aus den Schlagzeil­en ist Sigmar Gabriel aber nicht verschwund­en. Einerseits meldet der 58-Jährige sich gern zu allem Möglichen zu Wort und schreibt für Zeitungen des Medienhaus­es Holtzbrinc­k über „aktuelle politische Fragen“. Anderersei­ts will Gabriel künftig die Nicht-Regierungs­organisati­on Internatio­nal Crisis Group beraten sowie Vorträge halten – unter anderem an der Elite-Uni Harvard. 2019 wird er außerdem in den Verwaltung­srat des neuen Zugkonzern­s von Siemens und Alstom

wechseln. Und dann sind da natürlich noch die kleinen Töchter Marie und Thea. Mit der Familie war Gabriel zuletzt im Wohnmobil in Schweden unterwegs.

■ THOMAS DE MAIZIERE

Sein Innenminis­terium ging in der neuen Koalition an die CSU – und Thomas de Maizière musste das Kabinett verlassen. Auf „Ratschlag mehrerer Freunde und ehemaliger Kollegen“, denen es auch mal so ging, wolle er zunächst keine herausgeho­benen Funktionen übernehmen, teilt sein Bundestags­büro mit. Auch zu innenpolit­ischen Themen wie dem Asylstreit äußere er sich bewusst nicht. Der 6M-Jährige nutze die Zeit für seine Aufgaben als Parlamenta­rier und um „seinen Lebensrhyt­hmus

an die Gegebenhei­ten anzupassen“. Zudem ist er Honorarpro­fessor für Staatsrech­t der Uni Leipzig.

■ BRIGITTE ZYPRIES

Die Ex-Justizmini­sterin sprang im Januar 2017 als Wirtschaft­sministeri­n für Gabriel ein. Mit der Bundestags­wahl schied die SPD-Politikeri­n aus dem Parlament aus. Ihre Erfahrung nutzt die 6M-Jährige weiter: Sie berät nach eigenen Angaben ohne Bezahlung „einige wenige Gründer und Gründerinn­en“zu Fördermitt­eln und regulatori­schen Anforderun­gen. Außerdem ist sie Schirmherr­in des Vereins Masifunde, der sich in Deutschlan­d und Südafrika für Bildung einsetzt, und engagiert sich in einem Mädchenwoh­nprojekt bei der

Arbeiterwo­hlfahrt und beim Christlich­en Jugenddorf­werk. ■ CHRISTIAN SCHMIDT

„Wer sich über die Politik allein definiert, über sein Amt definiert, der ist ein armer Kerl“, sagte Schmidt zum Abschied aus dem Landwirtsc­haftsminis­terium. An Ersatz-Aufgaben fehlt es ihm nicht: Der 60-Jährige sitzt im Bundestag und ist unter anderem Landesvors­itzender des Evangelisc­hen Arbeitskre­ises der CSU und Präsident der sicherheit­spolitisch engagierte­n Deutsch Atlantisch­en Gesellscha­ft. Außerdem bringt er sich seinem Büro zufolge in der Lebenshilf­e für Menschen mit Behinderun­g ein.

■ BARBARA HENDRICKS

Die 66-Jährige sagte ganz offen, dass sie gern weitermach­en würde im Umweltmini­sterium – aber daraus wurde nichts. Nun ist sie Mitglied im Auswärtige­n Ausschuss des Bundestags und im Unteraussc­huss Auswärtige Kulturund Bildungspo­litik. Im Zentralkom­itee der deutschen Katholiken ist sie für „nachhaltig­e Entwicklun­g und globale Verantwort­ung“zuständig. Aus ihrem Büro heißt es zudem: „Darüber hinaus freut sich Frau Hendricks, dass sie nun ab und an Zeit für einen

Saunabesuc­h hat.“■ HERMANN GRÖHE

Auch der ehemalige Gesundheit­sminister hätte gern weitergema­cht. „Aber ein Ministeram­t ist ein Amt auf Zeit“, sagte der 57-Jährige – und ist nun weiterhin ganz gut beschäftig­t: als Vize-Chef der Unionsfrak­tion, als Beauftragt­er seiner Fraktion für Kirchen und Religionsg­emeinschaf­ten, als Vize-Vorsitzend­er der Konrad-Adenauer-Stiftung – eine „Herzensang­elegenheit“, heißt es in seinem Büro – und als Mitglied der neuen Rentenkomm­ission.

■ JOHANNA WANKA

Zum Abschied sagte die frühere Bildungsmi­nisterin der „Frankfurte­r Rundschau“: „Jetzt mache ich zunächst mal ausgiebig Sachen, die mir Spaß bereiten.“Nämlich Zeit für Kinder und zwei Enkeltöcht­er, den Anbau von Gemüse und alten Obstbaumso­rten, aber auch kulturelle­s ehrenamtli­ches Engagement. Nun berichtet die 67-Jährige, dass sie schon noch Vorträge halte und öffentlich unterwegs sei – „aber immer nach der Vorgabe: Was macht wirklich SpaßN“Sie genieße es, wieder selbst über ihren Tagesablau­f bestimmen zu können.

 ?? DPA-BILD: NIETFELD ?? Hermann Gröhe (CDU)
DPA-BILD: NIETFELD Hermann Gröhe (CDU)
 ?? DPA-BILD: GAMBARINI ?? Barbara HendrFcks (SPD)
DPA-BILD: GAMBARINI Barbara HendrFcks (SPD)
 ?? BILD: JUTRCZENKA ?? SFgmar GabrFel (SPD)
BILD: JUTRCZENKA SFgmar GabrFel (SPD)
 ?? DPA-BILD: MIRGELER ?? Johanna Wanka (CDU)
DPA-BILD: MIRGELER Johanna Wanka (CDU)
 ?? BILD: KARMANN ?? Thomas de MaFzFere (CDU)
BILD: KARMANN Thomas de MaFzFere (CDU)
 ?? DPA-BILD: SETTNIK ?? BrFgFtte ZyprFes (SPD)
DPA-BILD: SETTNIK BrFgFtte ZyprFes (SPD)
 ?? DPA-BILD: GAMBARINI ?? ChrFstFan SchmFdt (CSU)
DPA-BILD: GAMBARINI ChrFstFan SchmFdt (CSU)

Newspapers in German

Newspapers from Germany