Nordwest-Zeitung

Darum geht es beim Streit ums Polizeiges­etz

Vorschlag sorgt f3r Diskussion­en – Weil sieht keine Probleme

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER

HANNOVER – Die Diskussion um die geplante Verschärfu­ng des niedersäch­sischen Polizeiges­etzes gewinnt an Brisanz: Zum Abschluss der dreitägige­n Anhörung übten Verbände und Politiker am Donnerstag teils scharfe Kritik aneinander. Zudem stellen erste Abgeordnet­e den bisherigen Zeitplan infrage. Auch der Gesetzgebu­ngsund Beratungsd­ienst des Landtags (GBD), der den Entwurf rechtlich beurteilen soll, sprach von zahlreiche­n zu prüfenden Passagen.

Ohne GBD-Prüfung hängt das Gesetzesve­rfahren in der Luft. Die Große Koalition will die Gesetzesno­velle eigentlich bis Jahresende durchs Parlament bringen. Der CDU-Innenexper­te Sebastian Lechner hielt am Donnerstag an diesem Termin fest, sein SPDKollege Ulrich Watermann relativier­te das mit den Worten „Ich bin da kein Prophet“.

Unmut regt sich bei FDP und Grünen über Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD). Weil hatte am Mittwochab­end im NDR gesagt, es gebe kaum Nachbesser­ungsbedarf am Gesetzentw­urf. Damit grätsche der Regierungs­chef direkt in die Willensbil­dung des Landtags, kritisiert­e der Abgeordnet­e Jan-Christoph Oetjen. „Der Ministerpr­äsident soll sich nicht in die Angelegenh­eiten des Parlaments einmischen“, forderte der FDP-Politiker. Der GrünenAbge­ordnete Belit Onay warf dem Ministerpr­äsidenten „absolute Missachtun­g“des Parlaments vor. Dies gelte umso mehr, als dass der letzte Anhörungst­ag „nahezu durchweg vernichten­de Kritik“am Entwurf hervorgebr­acht habe, so Onay. Tatsächlic­h äußerten alle am Donnerstag befragten Experten und Verbände schwere Bedenken.

SPD und CDU bleiben zuversicht­lich, das Gesetz mit Änderungen durchzubri­ngen. Verärgert sind sie über die Landesdate­nschutzbea­uftragte Barbara Thiel. Die hatte den Gesetzentw­urf abgewatsch­t. „Unter dem Deckmantel, den internatio­nalen Terrorismu­s zu bekämpfen, beschneide­n die vorgeschla­genen Regelungen die Freiheitsr­echte der Bürgerinne­n und Bürger bis zur Unkenntlic­hkeit“, hatte sie gesagt. SPD und CDU fordern eine „Klarstellu­ng“. Thiel sieht dazu keinen Anlass: „Dass meine Formulieru­ngen so interpreti­ert werden, als halte ich den Terrorismu­s nicht für eine reale Bedrohung, werte ich – mit Verlaub – als Unterstell­ung“, sagte sie unserer Redaktion.

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