Invasion der Borkenkäfer auf Fichtenwälder
Probleme für Wirtschaftsw;lder – Hilfreich für National<ark Eifel
CLAUSTHAL-ZELLERFELD /MÜNCHEN – Sönke Twietmeyer entgeht beim Streifzug durch den Nationalpark Eifel nichts: Nicht der winzige, skelettierte Unterkiefer einer Waldmaus, nicht der Nachwuchs einer Erdkröte und auch nicht der gefräßige Borkenkäfer.
Der hat sich durch die Rinde der Fichte gebohrt und baut dahinter eine sogenannte Rammelkammer – den zentralen Teil eines Brutsystems. Oft zeugt von dem Eindringling braunes Bohrmehl am Fuß eines Stammes. Nun hat der Tierkundler ein Bohrloch entdeckt und kratzt die Baumrinde an der Stelle mit einer Art kleiner Machete ab. Seit Wochen findet der Borkenkäfer mit der trockenen Hitze optimale Brutbedingungen – überall in Deutschland.
„Es ist zu befürchten, dass es zu einer Massenvermehrung kommt“, sagt Friedrich Louen vom Landesbetrieb Wald und Holz NordrheinWestfalen. Bei heißem und trockenem Wetter produzieren sie statt der üblichen zwei Generationen pro Jahr schon eine dritte. Bleibt es weiterhin warm und trocken, könnte es dieses Jahr sogar eine vierte Käfergeneration geben, befürchtet Wilhelm Seerieder vom Forstbetrieb München. Über drei Generationen kann ein einziges Weibchen mehr als 100000 Nachkommen haben.
Bei den von Hitze und Trockenheit gestressten Fichten haben die Käfer, die eine Lebensdauer von gut einem Jahr haben und im Boden oder in befallenen Baumstämmen überwintern, leichtes Spiel: Die Bäume sondern nicht mehr genügend Harz ab, um den Angreifer zu verkleben. Und wenn sich die Käfer durch die Rinde bohren, um ihre Eier abzulegen, zerstören sie die Wasser- und Nährstoffleitbahnen der Bäume.
Trotz der prekären Situation sind nicht alle Fachleute unglücklich mit der Borkenkäfer-Invasion. Im Nationalpark Eifel verstehen sie die Insekten sogar als Helfer: Denn noch besteht etwa die Hälfte des Schutzgebietes aus Nadelbäumen. Ziel ist aber die Entwicklung zum Buchenwald.
Was in einem Wirtschaftswald ein Desaster wäre, ist für diese Stelle des Nationalparks ein Glücksfall. Hier hat der Borkenkäfer Platz geschaffen für Buche und Birke, die als Pioniere für den neuen Wald nachwachsen. Die Natur hat hier das Thema Fichte in Eigenregie erledigt.