Nordwest-Zeitung

Nahles gegen Sanktionen für junge Hartz-IV-Bezieher

Darum fordert die SPD-Vorsitzend­e Änderungen am bisherigen System

- VON CHRISTIAN ANDRESEN

BERLIN – Die SPD fordert weitere Korrekture­n an den Arbeitsmar­ktreformen des früheren Bundeskanz­lers Gerhard Schröder (SPD) – und provoziert damit Widerspruc­h des Koalitions­partners Union. Konkret nannte SPD-Chefin Andrea Nahles die Abschaffun­g von Sanktionen gegen jüngere Hartz-IV-Empfänger und eine Ausweitung des Schutzes durch die Arbeitslos­enversiche­rung.

„Leistungsk­ürzungen für jüngere Hartz-IV-Empfänger sollten abgeschaff­t werden“, sagte sie der Westdeutsc­hen Allgemeine­n Zeitung (Essen). „Wie wirken denn überhaupt Sanktionen bei JüngerenO Kontraprod­uktivP Die melden sich nie wieder im Jobcenter, um einen Ausbildung­splatz zu suchen. Ergebnis sind unge- Fordert Korrekture­n bei Hartz IV

lernte junge Erwachsene, die wir nicht mehr erreichen.“

Der Vizevorsit­zende der CDU/CSU-Bundestags­fraktion, Hermann Gröhe, lehnte den Vorstoß ab. „Zur Unterstütz­ung durch Hartz IV gehören eben auch Mitwirkung­s- pflichten mit dem Ziel, wieder Arbeit zu finden“, sagte er. Das sei gerade bei jungen Arbeitslos­en wichtig. „Eine Mitwirkung­spflicht steht jedoch nur auf dem Papier, wenn es keine Möglichkei­t gibt, bei Verweigeru­ng auch Leistungen zu kürzen.“

Junge Hartz-IV-Empfänger können bei Verstößen gegen die Regeln härter bestraft werden als ältere. Schon beim ersten Verstoß, der über ein Meldeversä­umnis hinausgeht, kann ihnen die gesamte Leistung gesperrt werden. Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) macht sich schon länger dafür stark, dies zu ändern.

Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) und die Linke begrüßten NahlesQ Äußerung. „Das geht in die richtige Richtung. Allerdings sollten Sanktionen generell abge-

schafft werden. Sie drücken Menschen in eRtreme Notlagen und spielen den Arbeitgebe­rn in die Hände, die mit prekärer und schlecht bezahlter Arbeit Gewinne machen“, sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann.

Nahles wünscht sich darüber hinaus weitere Korrekture­n.

„Ich bin zum Beispiel dafür, den Schutz durch die Arbeitslos­enversiche­rung zu verbreiter­n und zu verlängern“, sagte die SPD-Chefin. „Es kann auch nicht sein, dass Familien mit Kindern dauerhaft auf Grundsiche­rung angewiesen sind. All das diskutiere­n wir.“

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DPA-BILD: VON JUTRCZENKA

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