Nordwest-Zeitung

Wie digital ist das Land?

6treifzug vom Harz bis ans Meer – Wo es hakt und wo es funktionie­rt

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Einige Orte in Niedersach­sen sind noch digitales Niemandsla­nd. An anderen Orten wiederum gibt es Empfang, obwohl man es dort nicht erwarten würde.

VON FELIX FRIELER, DIERK BULLERDIEC­K, WYONA SCHÜTTE UND RALF KRÜGER

HANNOVER – Die mehrfach verschoben­e Vorstellun­g des Fahrplans zur Digitalisi­erung des Landes ist für diesen Dienstag geplant. Schnelles Internet überall, technisch versierte Schüler, schon bald keine großen Lücken im Handynetz – die Landesregi­erung hat sich viel vorgenomme­n. Kernpunkte des Plans von Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) sind bereits bekannt. Doch wo hakt es konkret im Land, wo läuft es schon rund?

■ PEN9LER OHNE NETZ

Bahnreisen­de auf der Strecke zwischen Hannover und Wolfsburg fahren jedes Mal durch ein großes Funkloch, in dem es kaum Internetem­pfang gibt. „Während dieser 30 Minuten hat man vielleicht – wenn man Glück hat – mal Netz, um ein bis zwei Mails zu beantworte­n. Aber das war es dann auch schon“, sagt Stefan Richter aus Hannover. Der 30Jährige aus Hannover pendelt jeden Tag auf der Strecke. Richtig stören würde ihn das aber nicht. Zur Ablenkung Erhielt ein teures Angebot: Das Gasthaus „The Cabin“liegt im Wald im Oberharz und sollte für eine Million Euro schnelles Internet bekommen.

während der Fahrt liest Richter stattdesse­n auch mal eine Zeitung.

■ MILLION FÜR ANSCHLUSS

Eine Million Euro sollte Timo Zacher zahlen, damit sein Gästehaus, das abgelegen in einem Wald bei Oderbrück im Oberharz liegt, einen Internet-Anschluss bekommt. Als dieses Angebot der Telekom im Vorjahr öffentlich bekannt wurde, habe sich bei ihm ein Unternehme­n gemeldet, das Internet-Anschlüsse via Satellit anbietet, sagt der Gastwirt. Zunächst sei die Freude groß gewesen. „Wir haben das auch gemacht“, sagt Zacher. Jetzt wolle er den Vertrag aber wieder kündigen. „Denn das ist keine Lösung, weil es einfach zu teuer ist. Wenn Gäste das Satelliten-Internet nutzen, verbrauche­n sie innerhalb von Sekunden ihr ganzes Datenvolum­en.“Er hoffe nach wie vor auf einen Breitband-Anschluss.

LAN9WIRTSC­HAFT

Für viele Bauern ist zu langsames Internet ein generelles Problem in Niedersach­sen. „Die Stallsteue­rung etwa in der Rindviehha­ltung, die Tierüberwa­chung – vieles läuft digital“, sagt Gabi von der Brelie vom Landvolk. Die Digitalisi­erung biete Möglichkei­ten, umweltscho­nender zu arbeiten. „Wir brauchen schnelles Internet für die Kühe“, sagt auch Henrik Wille, Besitzer von Deutschlan­ds schönster Kuh „Lady Gaga“. „Wenn Kühe zum Beispiel gekalbt haben, muss dies gemeldet werden. Wir haben Fristen, an die wir uns halten müssen.“Tierarztbe­handlungen müssten notiert werden – aber: „Ich kann nicht mal eine E-Mail aus dem Kuhstall herausschi­cken.“

■ WLAN IM BUS

Wer in der Stadt Oldenburg Bus fährt, kann in der Regel kostenlos im Internet surfen. „Wir haben jeden Tag fast 9000 Fahrgäste, die das WLAN nutzen“, sagte der Sprecher der Verkehr und Wasser GmbH (VWG), Morell Predoehl. Ihm zufolge sind alle der rund 100 VWG-Busse mit einem mobilen Router ausgestatt­et, über den eine Verbindung zum Internet hergestell­t werden kann. Durch den Mobilfunks­tandard LTE seien beim Surfen hohe Geschwindi­gkeiten möglich, die Nutzung sei einfach. Demnach müssen sich Fahrgäste nur einmal anmelden, dann bleibt die Verbindung auch beim Umsteigen bestehen. „Es ist völlig problemlos“, sagte der Sprecher. „Nur alle sechs Monate erwarten wir eine neue Zustimmung zu den Nutzungsbe­dingungen.“

■ INSELN GUT GERÜSTET

Als Touristenm­agnete sind die ostfriesis­chen Inseln auf guten Service angewiesen, und das klappt beim Thema Mobilfunk recht ordentlich. Die größte Insel Borkum bietet sehr gute Abdeckung beim Handynetz, und das war nicht immer so: Wegen der Nähe zu den benachbart­en Niederland­en rutschten Urlauber und Insulaner auf Borkum früher oft ins niederländ­ische Funknetz. Erst eine EU-weite Änderung beendete diese teuren Grenzübert­ritte. Inzwischen öffnet sich der Weg ins Internet auch über weite Strandbere­iche per W-LAN. Die kleinste ostfriesis­che Insel Baltrum kann ebenfalls mit einer guten Funkabdeck­ung bis ins LTE-Netz punkten.

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DPA-BILD: WOITAS Begehrtes Kabel: So sieht ein Kabelbünde­l aus Glasfaserk­abeln für ein Glasfasern­etzwerk aus. Ist so ein Kabel gelegt, steht schnellem Internet nichts mehr im Wege (Illustrati­on).
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DPA-BILD:ZACHER

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