Nordwest-Zeitung

Wenn Alexa Ihren Kaffee kocht

|DW SE-ZItversuch im voll vernetzten Zukunftsha­us der EWE

- VON MALTE KIRCHNER

Im „Zuhause 18“zeigt der Oldenburge­r Energiever­sorger, was mit smarter Technik heute schon möglich ist. Und unmöglich.

OLDENBURG – „Alexa? Hilfe!“Die ersten Minuten alleine in einem rundum „smarten“Haus – und statt Intelligen­z liegt erstmal Ratlosigke­it in der Luft. Wie waren noch die Aktivierun­gswörter? Ich merke: Ich spreche nicht die Sprache des Hauses. Eben noch führten mich die EWE-Sprecher Volker Diebels und Eva Maier durch das Haus, zeigten jeden Winkel und jedes Gerät. Alles hörte auf ihr Kommando. Und als ich jetzt dem Esszimmer oder besser gesagt seiner Sprecherin, Alexa, sagen will, dass es die Jalousie herunterla­ssen soll, versteht es mich nicht. Stattdesse­n antwortet Alexa beständig mit „Okay“, obwohl gerade gar nichts okay ist. Es war kein Traumstart in meinen mehrstündi­gen Selbstvers­uch im „Zuhause 18“.

Der Tag beginnt mit der Ankunft in der Garage: Per App wird das Garagentor im Keller geöffnet und der BMW i3, ein Elektrofah­rzeug mit 200

Kilometern Reichweite, gleitet leise schnurrend in den hellen Raum. Während wir nach oben gehen, wird sich die Autobatter­ie aufladen.

Es ist der Moment, an dem wir anfangen, mit dem Haus zu sprechen. „Alexa, sage Nuki soll die Tür aufsperren“, sagt Eva Maier, und der kleine Echo Dot, der auf dem Stromkaste­n liegt, fragt nach der PIN-Nummer. Nach dessen Aufsagen vergehen gefühlt lange Sekunden. Dann surrt es wie wild und die Tür ist offen. Mit Schlüssel wäre es vermutlich schneller gegangen.

Vom Keller geht es ins Erdgeschos­s. Aus dem Flurfenste­r sehen wir draußen den Mähroboter seine Kreise ziehen. Im Arbeitszim­mer, mit Blick

auf den Garten, die erste Demo: „Alexa, schalte Garten ein.“Die Gartenlate­rnen leuchten auf. „Alexa, schalte Garten rosa.“Die Laternen wechseln ihre Farbe von weiß in rosa. Die Amazon-Sprachassi­stentin ist allgegenwä­rtig, Alexa ist der rote Faden im Haus.

Im Badezimmer treffen wir unentwegt auf Zahlen und Daten. Die smarte Körperwaag­e sagt den Body-MassIndex an, der Duschschla­uch blendet den aktuellen Wasserverb­rauch ein.

Nach wenigen Stunden ergibt sich ein differenzi­ertes Bild, was im Alltag praktisch ist und was stört: Der 1500 Euro teure Nahdistanz-Beamer von Sony, der in der Kü- che sein Bild auf die Tischplatt­e wirft und per Touch bedienbar ist, fasziniert. Die per Sprache steuerbare­n Jalousien sind bequem. Die Kamera vor der Tür ist praktisch. Und dass man von unterwegs ein Livebild des Kühlschran­kinhalts abrufen kann, um zu sehen, was einem fehlt, ist nützlich.

Aber das „Zuhause 18“zeigt eben auch, wo die Fallstrick­e liegen: Den Spiegel im Flur mit einem tablet-großen Display hat man schnell über. Die allgegenwä­rtige Alexa dürfte mancher als beklemmend empfinden. Und die per Alexa fernsteuer­bare Kaffeemasc­hine erfordert so viel menschlich­en Einsatz vor Ort, dass selbst den Vorführend­en rasch klar wird: „Wenn Sie den Knopf drücken, geht es wahrschein­lich schneller.“Das größte Defizit ist die Steuerbark­eit. Sie ist zu sehr an bestimmte Worte geknüpft. Die Intelligen­z, wirklich zu verstehen, fehlt noch.

Als nach ein paar Stunden die Tür des „Zuhause 18“hinter mir zuklappt, sprechen das Haus und ich doch eine Sprache. Das Experiment ist geglückt. Angst haben muss man vor dem Smart Home im Jahre 2018 jedenfalls nicht. Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist derzeit noch, dass nichts passiert.

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BILDER: EWE Im „smarten“Haus der EWE in Oldenburg fährt der Rasenmäher von alleine, die Beleuchtun­g reagiert auf die Stimme und die Haustür öffnet sich durch einen Tipp auf dem Smartphone (kleines Bild).

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