Nordwest-Zeitung

Fluch und Segen

- VON NORBERT WAHN

D er Tourismus im Nordwesten scheint seine Erfolgsges­chichte fortzuschr­eiben. Doch es ist längst nicht nur auf den Jahrhunder­t-Sommer 2018 zurückzufü­hren, dass in der Tourismus-Branche eitel Sonnensche­in herrscht. Da steckt eine Menge Arbeit drin. Gemeinden und Kreise haben kräftig in die Infrastruk­tur und die Vermieter in die Ausstattun­gen der Unterkünft­e investiert. Man kriegt bei jedem Angebot eine gute Qualität. Das war nicht immer so.

Auch das Zusammensp­iel von Nordseeküs­te und Hinterland funktionie­rt immer besser. Und neben der Qualität spielen Dinge wie Familienfr­eundlichke­it und Barrierefr­eiheit auch eine wichtige Rolle. Es wurde also vieles richtig gemacht in den vergangene­n Jahren. In diesem Bestreben sollte man nicht nachlassen. Dann wird der Tourismus vielleicht eine noch größere Rolle in Niedersach­sen spielen, als er es jetzt schon tut.

Doch Tourismus kann auch an seine Grenzen stoßen. Das merkt man vielerorts auf der Welt. Die Toleranz gegenüber dem Massentour­ismus hat am überlaufen­en Mittelmeer ihr Ende erreicht. Die Dosis macht das Gift. Und die war in den vergangene­n Jahren zu hoch. Der Tourismus muss, egal, ob er Geld nach Südtirol oder nach Barcelona bringt, im sozial verträglic­hen Rahmen gehalten werden. Das ist Aufgabe von Politik, Hoteliers und Tourismusv­ereinen. Genauso muss aber der Gast dazu beitragen, dass die Situation nicht eskaliert.

Es gibt diese unangenehm­en Momente im Leben, in denen das Selbstbild mit der Realität kollidiert. Wenn man zum Beispiel feststellt, dass der eigene Urlaub auf Kosten derer geht, die man besucht.

@ Den Autor erreichen Sie unter Wahn@infoautor.de

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