Nordwest-Zeitung

Ein stiller Riese der Bundespoli­tik

Die iedersachs­en-CDU werkelt geräuschl s in der Gr k , setzt aber in Berlin keine Akzente

- VON DORIS HEIMANN

Bernd Althusmann tritt wieder an. Auf dem Landespart­eitag der niedersäch­sischen CDU stellt sich der Parteichef am Freitag in Braunschwe­ig zur Wiederwahl. Der 51-Jährige geht optimistis­ch in die Abstimmung, einen Herausford­erer muss er nicht fürchten. „Ich rechne mit einem ordentlich­en Ergebnis“, sagt er. Und räumt pragmatisc­h ein, dass er nicht das gleiche Ergebnis erwarte wie im November 2016. Damals wählten ihn die Delegierte­n mit 98,55 Prozent zum Nachfolger von David McAllister – und kürten ihn auch zum Spitzenkan­didaten für die Landtagswa­hl.

Nicht ganz zwei Jahre später ist die Stimmung in den Reihen der CDU nüchterner. Es nagt weiterhin an der Partei, dass ein sicher geglaubter Sieg bei der Landestags­wahl am Ende verfehlt wurde. Einen Denkzettel werden die 446 Delegierte­n ihrem Landeschef aber wohl nicht verpassen. Viele in der CDU halten Althusmann zugute, dass ihm wegen der vorgezogen­en Neuwahl zu wenig Zeit blieb, um sich zu profiliere­n. Und Althusmann kann als Wirtschaft­sminister darauf verweisen, dass die Koalition mit der SPD, die seit November in Niedersach­sen regiert, weitgehend geräuschar­m funktionie­rt.

Wenig hört man von der Niedersach­sen-CDU unter Althusmann allerdings auch, wenn es um Impulse in der Bundespoli­tik geht. Der niedersäch­sische Landesverb­and, mit rund 59 372 Mitglieder­n der drittgrößt­e bundesweit, ist aus Berliner Sicht ein eher stiller Riese. Meldet sich Althusmann in der Bundespoli­tik zu Wort, ist seine Linie nicht immer klar: Im Asylstreit der Union um die Zurückweis­ung von Flüchtling­en schlug er sich inhaltlich auf die Seite von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU), rügte diesen eine Woche später aber für sein Ultimatum an die Kanzlerin.

Anders Schleswig-Holstein: Dessen Ministerpr­äsident Daniel Günther, Vorsitzend­er eines mit 20000 Mitglieder­n vergleichs­weise kleinen CDULandesv­erbandes, sorgt derzeit wöchentlic­h für politische­n Wirbel. Mal denkt Günther laut über eine mögliche Zusammenar­beit von CDU und Linken nach, mal stößt er mit seinem Vorschlag eines „Spurwechse­ls“für abgelehnte, aber gut integriert­e Asylbewerb­er eine bundesweit­e Debatte an.

Althusmann sieht das gelassen. „Die Effizienz bemisst sich nicht an der Schlagzeil­e des nächsten Tages, sondern an der inhaltlich­en Positionie­rung“, sagt er. Die Niedersach­sen-CDU bringe sich kontinuier­lich in bundespoli­tische Debatten ein. Auch sei sie mit Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen, dem Staatsmini­ster im Kanzleramt, Henrik Hoppensted­t, sowie den Parlamenta­rischen Staatssekr­etären Maria Flachsbart­h und Enak Ferlemann eng mit dem Regierungs­geschäft in Berlin verbunden.

Bei CDU-Größen in den Regionen stößt Althusmann­s Zurückhalt­ung auf Zustimmung. „Man muss nicht immer alles herauspolt­ern“, sagt Frank Oesterhelw­eg, Chef des CDU-Landesverb­andes Braunschwe­ig. „Daniel Günther ist oft in den Schlagzeil­en, aber viele dieser Schlagzeil­en gefallen mir überhaupt nicht.“Ähnlich sieht das Franz-Josef Holzenkamp, Vorsitzend­er des Oldenburge­r CDU-Landesverb­andes. „Ich finde es richtig, dass sich Althusmann auf seine Aufgaben als Wirtschaft­sminister in Niedersach­sen konzentrie­rt. Alles andere kommt dann von allein.“

Es gibt aber auch kritische Stimmen aus dem Landesverb­and – sowohl in Hannover als auch in Berlin. Althusmann, der vor seiner Wahl zum Parteichef das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Namibia leitete, habe seine Rolle in Niedersach­sen immer noch nicht richtig gefunden, lautet ein Kritikpunk­t.

Der Landesverb­and habe unter seiner Führung bundespoli­tisch an Bedeutung verloren, das müsse sich künftig ändern, mahnt ein weiterer parteiinte­rner Skeptiker, der sich ebenso nicht namentlich zitieren lassen will. „In den kommenden zwei Jahren muss Althusmann mehr zur bundespoli­tischen Profilieru­ng beitragen.“

Der Blick geht dabei auch auf das Jahr 2022: Dann steht in Niedersach­sen die nächste Landtagswa­hl an. Bernd Althusmann sagt, er könne sich gut vorstellen, noch einmal als Spitzenkan­didat gegen Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) anzutreten. Doch darüber muss die CDU erst noch entscheide­n.

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ZEICHNUNG: HORST HAITZINGER ...die Mutter aller Probleme!
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DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE Noch auf Rollen-Suche? Bernd Althusmann probiert einen Risikoparc­ours für Straßenwär­ter aus.

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