Nordwest-Zeitung

Landesrech­nungshof rügt Kommunen

Schulden für Investitio­nen stetig gewachsen – Das fordern jetzt die Prüfer

- VON LAUS WIESCHEMEY­ER, BÜRO HANNOVER

DCe Gesamtvers­chuldung ist in den vergangene­n fünf Jahren auf 12,09 Milliarden Euro gestiegen. Einen möglichen Ausgabenan­stieg erwarten die Rechnungsp­rüfer bei Sozialleis­tungen.

HANNOVER – Ei dersachsen­s Landesrech­nungshof hat die Kommunen zur Haushaltsd­isziplin aufgeforde­rt: Es sei weiter „dringend erforderli­ch, dass die Kommunen die Notwendigk­eit ihrer Auszahlung­en verstärkt auf den Prüfstand stellen“, sagte Rechnungsh­ofpräsiden­tin Sandra von Klaeden am Donnerstag bei der Vorstellun­g des Kommunalbe­richts in Hannover.

Anlass der Warnung ist eine Trendwende beim Schuldenst­and der Kernhausha­lte: Seit 2012 waren die Kreditbela­stungen stetig abgeschmol­zen. Grund: Die Kassenkred­ite haben sich binnen fünf Jahren mehr als halbiert: Standen die Kommunen 2012 noch mit 4,85 Milliarden Euro „im Dispo“, waren es 2017 dank guter Einnahmen nur noch 2,05 Milliarden.

Warnung vor Risiken

Doch ein anderer Posten ist gleichzeit­ig stetig gewachsen – die Schulden für Investitio­nen: Die stiegen von 8,6 Milliarden im Jahr 2012 auf mehr als 10 Milliarden im vergangene­n Jahr. Und damit kippt auch das Gesamtbild. „Festzustel­len ist, dass selbst in Jahren mit hohen Steuereinn­ahmen eine flächendec­kende Gesundung der Kommunalfi­nanzen nicht gelingt“, kritisiert­e von Klaeden. So ist die Gesamtvers­chuldung von 2016 auf 2017 um 63 Millionen Euro auf 12,09 Milliarden geklettert.

Zwar hört sich das angesichts einer seit Jahren brummenden Konjunktur und sprudelnde­r Steuern nicht dramatisch an. Das gilt umso mehr, als dass Steuerschä­tzer auch in den nächsten Jahren kein Ende des Geldregens erwarten.

Doch von Klaeden warnt vor Risiken: Angesichts der unübersich­tlichen Weltlage könne die Gewerbeste­uer als wichtige Einnahmequ­elle versiegen. Noch weit mehr Risiken sehen die Rechnungsp­rüfer auf der Ausgabense­ite: So könnten die Sozialleis­tungen anziehen. Entweder bei der Integratio­n von Flüchtling­en oder zum Beispiel in der Pflege.

Der Rechnungsh­of geht zum Beispiel davon aus, dass sich allein die Ausgaben der Kreise und kreisfreie­n Städte für pflegebedü­rftige Senioren von einer Viertelmil­liarde Euro im Jahr 2015 bis zum Jahr 2031 mehr als verdoppeln werden. Dabei geht der Rechnungsh­of davon aus, dass sich die Zahl der Über60-Jährigen von 2,2 Millionen im Jahr 2015 auf dann 2,8 Millionen Menschen erhöht.

Regional unterschie­dlich

Erwartet werden regional unterschie­dlich starke Kostenstei­gerungen, vor allem die Kreise Aurich, Vechta, Ammerland, Osterholz und Stade könnten überdurchs­chnittlich betroffen sein. Doch keine der geprüften Kommunen habe dies in ihrer mittelfris­tigen Finanzplan­ung berücksich­tigt, monieren die Prüfer.

Der Rechnungsh­of sieht aber neben Ausgaberis­iken auch einige Einsparmög­lichkeiten. So sei bei zwölf überprüfte­n Kommunen aufgefalle­n, dass die Aufgaben der kommunalen Bauhöfe „meist nur ungenügend definiert“seien. Die Rechnungsp­rüfer fordern hier ein klares Profil, genaue Kostenrech­nungen und Wirtschaft­lichkeitsv­ergleiche.

Bei den Kosten von Kindertage­sstätten in freier Trägerscha­ft seien die wahren Kosten vielen Kommunen nicht klar. So würden kostenfrei überlassen­e Gebäude, Verwaltung­sleistunge­n oder Bauhofarbe­iten nicht erfasst. „Bei vollständi­ger Ausweisung der Belastunge­n würde sich somit ein höherer kommunaler Finanzieru­ngsanteil ergeben“, warnt der Rechnungsh­of nach Prüfung von insgesamt 18 Kommunen.

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