Neuanfang endet mit viel Applaus
Deutschland und Weltmeister Frankreich trennen sich torlos – Defensive verbessert
Im ersten Spiel nach der WM-Blamage zeigte das deutsche Team eine ordentliche Partie. Joshua Kimmich spielte überraschend im Mittelfeld.
MÜNCHEN – Leidenschaftlich, temperamentvoll – zum geglückten Neustart fehlte nur ein Tor: Die deutsche FußballNationalmannschaft hat Weltmeister Frankreich zum Auftakt in die neu geschaffene Nations League mit einer couragierten Vorstellung ein 0:0 abgetrotzt. 71 Tage nach der historischen WM-Blamage verbreitete das Team von Bundestrainer Joachim Löw dabei phasenweise Aufbruchstimmung.
Der entthronte Weltmeister trat in München äußerst engagiert auf, eine mangelhafte Chancenverwertung und der starke französische Torwart Alphonse Areola verhinderten aber einen Prestigeerfolg. Damit wartet das deutsche Team seit 31 Jahren auf einen Heimsieg gegen Frankreich und feierte in den vergangenen zehn Länderspielen nur zwei Siege. Diese magere Bilanz soll an diesem Sonntag hr RTL in Sinsheim gegen Peru aufpoliert werden.
„Es ist ein wenig ärgerlich, dass wir das Tor nicht ge- macht haben. Wir wollten aber kompakt stehen, das war nach so einem Negativerlebnis klar. Ich glaube, das ist gut gelungen. Wir haben immer wieder versucht schnell umzuschalten“, resümierte Toni Kroos. Thomas Müller sagte: „Hinten raus hatten wir genug Möglichkeiten.“
Löw überraschte mit seiner Aufstellung im 4-1-4-1-System. Den Münchner Joshua Kimmich bot er statt als Rechtsverteidiger als Absicherung vor der Viererkette auf, im Gladbacher Matthias Ginter und Antonio Rüdiger vom FC Chelsea ließ der Bundestrainer zwei gelernte Innenals Außenverteidiger spielen.
Die auf Platz 15 der Weltrangliste abgestürzte DFBAuswahl wurde von den Fans trotz des Desasters in Russland herzlich empfangen, zudem wurde jede gelungene Aktion in der Anfangsphase mit viel Beifall bedacht.
Mehr Tempo, mehr Kompaktheit, mehr Effektivität – die Spieler waren darum bemüht, Löws Vorgaben umzusetzen. Da sich die Franzosen weit zurückzogen, boten sich den Gastgebern aber nur wenig Räume trotz gewohnt viel Ballbesitz. Marco Reus wartete als einzige Spitze vergeblich auf brauchbare Zuspiele.
Defensiv stand das DFBTeam vor 67 485 Zuschauern in der ausverkauften Arena aber gut sortiert. Klare Torchancen blieben auf beiden Seiten im ersten Durchgang Mangelware. Timo Werner prüfte als Erster Areola (18.).
Der Gastgeber leistete ein großes Laufpensum, der letzte Pass kam aber häufig nicht an.
Es mangelte an Durchschlagskraft, auch die von Löw geforderten Läufe in die Tiefe waren zu wenig zu sehen. Bei einem Kopfball von Mats Hummels gab es zumindest wieder eine Torannäherung (35.). Auf der anderen Seite verhinderte Manuel Neuer bei einem Kopfball von Olivier Giroud (36.) einen Rückstand.
Der Kapitän war auch kurz nach der Pause bei einem Schuss von Antoine Griezmann gefordert (49.). Die Franzosen waren kurze Zeit das bessere Team. Das DFBTeam übernahm aber in den letzten 25 Minuten klar das Kommando. Reus (64.), Hummels (72.), Thomas Müller und Ginter (beide 75.) fanden ihren Meister in Areola.
Löw brachte in der 66. Minute Ilkay Gündogan. Bei der Einwechslung waren nur vereinzelt Pfiffe zu hören.
In der Nations League geht es für das deutsche Team am 13. Oktober in Amsterdam gegen die Niederlande weiter.