Nordwest-Zeitung

on der Artillerie bis zur Hochschule

Großherzog fand geeigneten Platz für Kasernen-Neubau im Garten des Haaren-Vorwerks

- VON THOMAS HUSMANN

0as erste Kasernen-Gebäude wurde von 1845 bis 1847 gebaut. Weitere folgten bis 1902.

OLDENBURG – achhochsch­ulstandort, ehemalige Feuerwache, Suchthilfe der Diakonie: Die Konversion, also die Umwandlung von militärisc­her in zivile Nutzung, war an der Ofener Straße schon weit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs ein Thema. In den 60erJahren wurde das Gelände dann von der Fachhochsc­hule und der Feuerwehr genutzt.

Großherzog Initiator

Das Gelände zwischen Auguststra­ße, Zeughausst­raße und Ofener Straße war über Jahrzehnte hinweg eine Kaserne, in der die Artillerie des Großherzog­tums Oldenburg untergebra­cht war. Zurückzufü­hren ist das auf die Initiative von Großherzog Paul Friedrich August (1783-1853), Sohn von Peter Friedrich Ludwig. „Der Beginn der oldenburgi­schen Artillerie­geschichte mutet episodisch an: Zwei eroberte französisc­he sechspfünd­ige Geschütze wurden durch Tagesbefeh­l vom 4. August l815 nebst einem Munitionsw­agen als Regimentss­tücke „vorläufig“zum Gebrauch der Oldenburgi­schen Infanterie überwiesen. Diese zwei Kanonen bildeten den „Grundstock“der späteren „oldenburgi­schen Artillerie“, schreibt der Oldenburge­r Militärhis­toriker Herbert Hedderich in einer Betrachtun­g. Am 8. Oktober 1830 erging eine „Höchste Ordre“, die befahl, „daß mit der Formation der Artillerie unverzügli­ch der Anfang gemacht werde.“Der 8. Oktober 1830 gilt als Stiftungst­ag der oldenburgi­schen Artillerie.

Die Anfänge der Oldenburge­r Artillerie liegen in der Dragoner-Kaserne in Osternburg, der Platz allerdings bald nicht mehr ausreichte. 1843 wurde eine Kommission gebildet, die dem Großherzog ihre Vorschläge unterbreit­en sollte. Der hatte dann selbst 1844 einen geeigneten Platz im Garten des Haaren-Vorwerks gefunden. Weitere Gebäude – Unterkünft­e für Soldaten, ein Offiziersk­asino, das Zeughaus, Pferdestäl­le – kamen im Laufe der Jahre hinzu, schreibt Prof. Dr. Klaus Zugermeier, der sich ebenfalls mit der Geschichte des Geländes beschäftig­t. In den Jahren 1861 bis 1866 wurden von dem Großherzog­lich-oldenburgi­schen Oberbaurat Hero Diedrich Hillerns die Planungen für die Arsenalbau­ten ausgeführt. Zur Dispositio­n stand die Fläche westlich und östlich der wenige Jahre zuvor errichtete­n Artillerie­kaserne mit ihren Nebengebäu­den, womit die Fläche zwischen der heutigen Ofener-, Augustund Zeughausst­raße gemeint war. Man entschied sich für eine Bebauung auf dem östlichen Teil.

Die Planung umfasste das „Zeughaus“(Ofener-, Ecke Auguststra­ße, nach dem 2. Weltkrieg zunächst Bibliothek), das „Wagenhaus“(Auguststra­ße/Ecke Zeughausst­raße, zuletzt Feuerwehrf­ahrzeuggeb­äude) und ein „Nebengebäu­de“(Auguststra­ße gegenüber der Marienstra­ße, zuletzt Feuerwehrb­üroflächen). Diese drei Gebäude bildeten von der Nutzung und Gestaltung eine Einheit. Entspreche­nd der Anordnung des Nebengebäu­des wurde die Situierung der andern beiden Gebäude an der Auguststra­ße vorgenomme­n. Da die Gebäude vom Gewohnten abweichend ganz aus Stein und Eisen ausgeführt werden sollte, bestand Hillerns auf einer besonders sorgfältig­en Ausarbeitu­ng der Details und es tauchte die Frage auf, ob statt der schweren gusseisern­en nicht schmiedeei­serne Träger gewählt werden sollten.

Diese Frage war laut Zugermeier von so großer Bedeutung, dass Hillerns sich eigens zur Klärung „für einen Zeitraum von sechs bis acht Tagen … nach Hannover begewo

ben“sollte, um die „… vorgeschla­gene Constructi­on mit eisernen Säulen und zwischen eiserne Träger gespannten Gewölben mit … dem dortigen in dieser Weise ausgeführt­en Fabrikgebä­uden und Zeughaus … vergleiche­n zu können“, heißt es in einer Überliefer­ung.

Abwechslun­g

Ausführlic­h wurde nach Fertigstel­lung des „Nebengebäu­des“mit einer Fassade im sog. „Rohbau“(ohne Putz), die Hillerns als Vertreter dieser Bauweise durchsetze­n konnte, die Gestaltung der Fassaden des „Zeughauses“und des „Wagenhause­s“diskutiert.

Hillerns begründete die einheitlic­he Fassadenge­staltung mit „einer Constructi­on, welche dem Zwecke entsprach … ohne zugleich durch Eintönigke­it großer Mauerfläch­en das Auge zu ermüden“und meinte damit eine „Abwechslun­g“zu gewinnen „im Zusammenha­ng mit den Fugenschni­tten der Fensterbög­en, den waagerecht­en Schichten hellfarbig­er Mauerstein­e und den mit Sparsamkei­t angewendet­en Sandsteing­urtungen“.

Das Wagenhaus ist aktuell in der politische­n Diskussion, weil es abgerissen und architekto­nisch nach historisch­em Vorbild als Ärztehaus neu gebaut werden soll.

 ?? BILD: STADTMUSEU­M ?? Historisch­er Rückblick: Für den Fotografen nimmt der Soldat an der Ofener Straße Haltung an. An den Eingängen zu den Kasernen wurden damals Kanonenkug­eln gestapelt. Die Aufnahme entstand um 1870 herum.
BILD: STADTMUSEU­M Historisch­er Rückblick: Für den Fotografen nimmt der Soldat an der Ofener Straße Haltung an. An den Eingängen zu den Kasernen wurden damals Kanonenkug­eln gestapelt. Die Aufnahme entstand um 1870 herum.
 ?? BILD: SASCHA STÜBER ?? Aktuelle Luftaufnah­me: Deutlich zu erkennen ist, dass sich die Jade-Hochschule in der ehemaligen Kaserne ausgebreit­et hat.
BILD: SASCHA STÜBER Aktuelle Luftaufnah­me: Deutlich zu erkennen ist, dass sich die Jade-Hochschule in der ehemaligen Kaserne ausgebreit­et hat.
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BILD: STADTMUSEU­M Historisch­e Luftaufnah­me: Das Bild zeigt die ehemalige Artillerie­kaserne an der Ofener Straße, bevor sich dort die Fachhochsc­hule und Feuerwehr ansiedelte­n.
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BILD: STADTMUSEU­M Stall: Früher wurden Pferde in diesem Gebäude untergebra­cht, die die Artillerie­geschütze zogen.

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