Nordwest-Zeitung

Sereit für die Tour von Dorf zu Dorf

Manfred Meyer hat sich eine mobile Zahnarztpr­axis für Sierra Leone bauen lassen

- VON KATJA MIELCAREK

Manfred Meyer hilft als Zahnarzt ehrenamtli­ch in Sierra Leone. Jetzt will er nicht mehr nur in der Praxis arbeiten, sondern auch über Land fahren.

BU G – Seit einem guten Jahr behandelt der 78-jährige Oldenburge­r Zahnarzt in Bo in Sierra Leone die Zähne der Afrikaner. Nicht das ganze Jahr über, aber immer einige Monate lang. Bisher in einer Praxis, die dem Gila-Krankenhau­s von Gisela Bednarek angegliede­rt ist. Bednarek hat vor genau 30 Jahren den Verein „Hilfe direkt Oldenburg – Sierra Leone“gegründet und im Laufe der Jahre diverse Projekte – Schulen, Krankensta­tionen, einen Backofen und unter anderem auch die Klinik – in dem westafrika­nischem Land verwirklic­ht.

Demnächst will Meyer auch vor Ort bei den Patienten selbst arbeiten. Dafür hat er sich eine mobile Praxis in einem Koffer – der Fachbegrif­f heißt „mobile Dentaleinh­eit“) – konstruier­en lassen, der alle wichtigen Instrument­e und Hilfsmitte­l für einen Zahnarzt vereinigt: Bohrer, Absauganla­ge, Zangen, Bohrer, Tupfer und so weiter. „Der ist echt gut geworden“, findet er. Auf kleinem Raum sei bis auf Strom alles vorhanden, was er für seine Arbeit brauche.

„Die Menschen in Sierra Leone haben oft kein Auto und nehmen zum Teil mehrere Tage Anreise in Kauf“, erzählt Meyer. Oft seien sie dann so erschöpft, dass man sie erst wieder aufpäppeln müsse, bevor sie behandelt werden könnten. Und viele kämen erst gar nicht. „Einen Zahnarzt kennen die meisten gar nicht.“

In Bo habe sich seine Anwesenhei­t aber schnell rumgesproc­hen, die Zahl der Patienten sei kontinuier­lich gestiegen. Viele kämen mit ihren Angehörige­n, die dann oft unter abenteuerl­ichen Bedingunge­n vor dem Krankenhau­s kampierten und übrigens auch für die Verpflegun­g des Patienten sorgen müssten. Anders als in Deutschlan­d gehört die nicht zum Service der Klinik. Als Bezahlung für seine Behandlung seien ihm auch schon mal ein paar Hühner angeboten worden. „Da hatten wir erst mal ein Problem“, lacht er heute. Mittlerwei­le habe er aber jemanden an der Hand, der aus dem Federvieh eine gute und leckere Mahlzeit machen kann.

Dass die Fahrten durch das Land zu den Patienten keine Erholungst­our sein werden, darauf hat sich Meyer eingestell­t. Zum einen seien die Straßen in keinster Weise mit denen in Europa zu vergleiche­n, so dass entspreche­nd viel Zeit eingeplant werden müsse. Zum anderen werden Übernachtu­ngen, die bei den zu erwartende­n Entfernung­en ab und an nötig sein werden, sicher nicht allzu komfortabe­l ausfallen.

Ein Opfer, das er aber ger- ne bringe, betont Meyer. Sein Engagement in dem westafrika­nischen Land sei ihm eine echte Herzensauf­gabe geworden. Sich in Deutschlan­d in einem ruhigen Ruhestand einzuricht­en, sei für ihn derzeit noch keine Alternativ­e. Seine Ehefrau trage seinen Einsatz mit, wolle aber nicht mit nach Afrika kommen. Der Zahnarzt betont, dass er vor Ort keine Angst habe.

Übrigens hat Meyer auch ein Zahnlabor in Sierra Leone eingericht­et. „Da viele meiner Patienten vorher noch nie beim Zahnarzt waren, ist es mit ein bisschen Bohren vielen Fällen nicht getan. Und ich kann ihnen ja nicht einfach die Zähne rausreißen und dann nach Hause schicken, ohne für Ersatz sorgen zu können.“

 ?? BILD: PRIVAT ?? M t dem Koffer durch S erra Leone: Manfred Meyer  l nks  bere t.  st
BILD: PRIVAT M t dem Koffer durch S erra Leone: Manfred Meyer l nks bere t. st

Newspapers in German

Newspapers from Germany