„Gut bis sehr gut“– aber auch mit Mängeln
Wie Trainer Florian Kohfeldt die ersten sieben Spieltage einordnet
Nach dem 2:0 gegen Wolfsburg zog der Coach ein erstes Zwischenfazit. Er ist zufrieden – weiß aber, dass noch einiges zu tun ist.
BREMEN – Florian Kohfeldt war vorbereitet. Schließlich hatte der Trainer von Werder Bremen vor ein paar Wochen angekündigt, nach sieben Spieltagen, wenn die Länderspielpause ansteht, eine erste Zwischenbilanz ziehen zu wollen. Also saß er da am späten Freitagabend, kurz vor Mitternacht, nach dem Ende der offiziellen Pressekonferenz und kurz bevor sein 36. Geburtstag zu Ende ging, und zog gelassen und sachlich ein erstes Fazit der noch jungen Saison in der Fußball-Bundesliga.
„Die ersten sieben Spieltage waren für mich die Startphase der Saison. Ab jetzt sind wir drin, ab jetzt haben wir einen Rhythmus, und jetzt kann man diese erste Phase auch bewerten“, setzte der Coach an – und tat dies auch.
DIE PUNKTEAUSBEUTE
Vier Siege, zwei Remis, nur eine Niederlage – mit 14 Zählern steht Werder auf dem vierten Rang und damit so gut da, wie lange nicht mehr. Grundsätzlich, sagte Kohfeldt, „spielt die Tabelle zurzeit überhaupt keine Rolle“, aber: „Ein Punkteschnitt von zwei Zählern pro Partie: das ist gut bis sehr gut.“13 geschossene Tore sind ordentlich, erst acht kassierte Treffer gut. Er sei sehr froh über diese Situation, habe aber auch einiges gesehen, „an dem wir arbeiten müssen“. Bezogen auf die Punkteausbeute stellte er fest: „Es ist entscheidend, was noch kommt, denn mit 14 Punkten steigt man ab.“
DIE SPIELVERLÄUFE
Bisher hatten die Bremer ein recht lösbares Auftaktprogramm. In Heimspielen gegen Hannover (1:1), Nürnberg (1:1), Berlin (3:1) und Wolfsburg (2:0) darf man – bei aller berechtigten Euphorie der Fans – als SV Werder auch mal ungeschlagen bleiben und acht Punkte holen. Die Auswärtssiege in Frankfurt (2:1 durch ein Tor von Milot Rashica in der 96. Minute) und Augsburg (3:2 dank eines krassen Torwartfehlers von Fabian Giefer in der 75. Minute) waren glücklich, die Niederlage in Stuttgart (1:2) dafür unverdient und unglücklich.
„In der Summe der ersten Spiele hatten wir deutlich mehr Phasen, die mir gut gefallen haben, als Phasen, über die ich mich geärgert habe“, sagte Kohfeldt zu den Spielverläufen. Gegen Wolfsburg habe man zunächst nicht ins Spiel gefunden, gleichwohl: „Es sagt etwas über die Mentalität aus, dass die Jungs nicht wegbrechen, dass sie stabil sind.“In der Zeit bis zum Spiel bei Schalke 04 (Samstag, 20. Oktober, 18.30 Uhr) sei es entscheidend, „dass wir uns die Phasen ansehen, in denen wir nicht das auf den Platz gebracht haben, was wir wollten.“
DIE BREITE IM KADER
Was sich definitiv im Vergleich zur Vorsaison verbessert hat, ist die Breite im Kader. Vorne kann sich Kohfeldt zwischen sechs potenziellen Stammspielern für drei Positionen entscheiden, im Mittelfeld entlastet Last-MinuteZugang Nuri Sahin zum Beispiel Philipp Bargfrede. Und beim 2:0 gegen den VfL Wolfsburg zeigte Sebastian Langkamp in der Innenverteidigung als Vertreter des gesperrten Milos Veljkovic, dass er diese Rolle ausfüllen kann. „Es war zu sehen, dass wir Ausfälle von Stammspielern auffangen können“, sagte Kohfeldt. Gerade die Leistung von Langkamp sei ein gutes Zeichen, dass Werder Ausfälle besser kompensieren könne.
DER AUSBLICK
„Es lässt sich aus der guten ersten Phase kein Automatismus ableiten, dass es jetzt einfach so weitergeht“, will Kohfeldt die Gefahr der Selbstzufriedenheit von Beginn an eindämmen. Der Trainer weiß auch, dass die großen Kaliber der Bundesliga in der Hinrunde auf sein Team noch warten. In den beiden nächsten Partien bei Schalke 04 (erst 6 Punkte) und gegen Bayer Leverkusen (7 Zähler) geht es nun gegen zwei Mannschaften, die zu den Konkurrenten um die internationalen Plätze gehören, bisher aber ihren Ansprüchen hinterherhinken. Kann Werder den Vorsprung halten oder ausbauen, wäre das ein wichtiger Schritt, um sich weiter oben festzusetzen. Vor allem der Dezember ist dann happig: Zwischen dem 1. und 22. Dezember geht es gegen den FC Bayern, Fortuna Düsseldorf, Borussia Dortmund, 1899 Hoffenheim und RB Leipzig – erst dann weiß Kohfeldt wirklich, ob die Hinrunde gut, sehr gut oder doch schlechter war.