Niedersachsen will Wolfsdebatte versachlichen
Zründenburg und Sachsen unterstützen 7ntschließungsantrag – Schutzstatus wird bleiben
BERLIN/HANNOVER – Niedersachsen hat eine Bundesratsinitiative in Sachen Wolf auf den Weg gebracht, der das Töten problematischer Tiere erleichtern soll. Angeschlossen haben sich Sachsen und Brandenburg, damit sind die drei Bundesländer mit den meisten Wölfen beteiligt. Im Agrarland Niedersachsen kommt es dabei zu besonders vielen Rissen. Die Nutztierhalter sehen die Weidehaltung in Gefahr, vor allem in der Heide machen sich einige Bürger gar Sorgen um ihre Kinder.
Die Initiative soll deutschlandweit klare Regeln bringen. „Der Wolf hat einen sehr hohen Schutzstatus, er ist in Deutschland angekommen und wird auch bleiben“, begionen,
tont Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD), der die Initiative auf den Weg gebracht hat. „Andererseits dürfen wir die Menschen und gerade die in den ländlichen Re- die vor großen Herausforderungen stehen, nicht allein lassen“, erklärt er. „Natürlich ist ein effektiver Herdenschutz ein wichtiger Beitrag, aber wir werden nicht das ganze Land einzäunen.“
„Wir müssen als Staat handlungsfähig bleiben und Lösungen anbieten. Bei einem Überhandnehmen von Übergriffen auf geschützte Weidetiere muss es möglich sein, die Tötung eines Wolfs rechtssicher durchzuführen“, sagt Lies. Man wolle nicht in den Erhaltungszustand eingreifen, sondern durch Management die Akzeptanz auch auf dem Land erhöhen. „Langfristig müssen wir aber eine Lösung finden, wie wir den Bestand der Wölfe regulieren können.“
Der Bund soll prüfen, wie weit sich Wölfe menschlichen Einrichtungen nähern dürfen. Auch die Möglichkeit, wolfsfreie Bereiche zu definieren, steht auf der Agenda. Vorbeugemaßnahmen der Tierhalter sollen nach Möglichkeit vollständig gefördert und die Weidetierhaltung mit einer Prämie honoriert werden.
„Wir halten nichts davon, den strengen Schutzstatus aufzuweichen“, sagt hingegen Wolfsexpertin Marie Neuwald vom Naturschutzbund (Nabu) in Berlin. „Schon jetzt gibt es genug Möglichkeiten, Wölfe mit auffälligem Verhalten zu entnehmen“, meint sie.
„Die Bundesratsinitiative sollte darauf abzielen, dass endlich eine Rechtsgrundlage geschaffen wird, dass kletternde oder den Mindestschutz überspringende Wölfe getötet werden dürfen“, fordert Wolfsexperte Frank Faß. „Da sehe ich aber kaum rechtliche Möglichkeiten, weil der strenge Schutz auch nach EURegelungen das meiner Einschätzung nach verbietet.“Faß hat ein Buch über den Herdenschutz geschrieben und ist Leiter des Wolfcenters Dörverden. Faß hält die Initiative für sinnvoll, soweit es um Rechtssicherheit und die Unterstützung der Nutztierhalter geht. „Bei den wolfsfreien Zonen sehe ich aber schwarz“, sagt er.
Und was sagen die Jäger? „Wir begrüßen ausdrücklich, dass die niedersächsische Initiative ein bundesweites Konzept zum Interessenausgleich fordert“, sagt Torsten Reinwald, Sprecher des Deutschen Jagdverbands (DJV) in Berlin.