Nordwest-Zeitung

GEMEINSAME­S WOHNEN IM ALTER

Bildung von Wohnungsei­gentümer-Gemeinscha­ften oftmals schwierig

- VON THOMAS HUSMANN

Die Stadt hält geeignete Grundstück­e in 5eubaugebi­eten bereit. Das Interesse ist groß, Gemeinscha­ften bilden sich allerdings kaum.

OLDENBURG – Gemeinsam alt werden, sich helfen und unterstütz­en, Ausflüge machen: Viele Menschen suchen nach alternativ­en Formen, um den Lebensaben­d zu verbringen. Beispiele dafür gibt es bei „kreaktiv“in der ehemaligen Donnerschw­ee-Kaserne, am Justin-4üppe-Ring in Kreyenbrüc­k oder am Kaspersweg in Eversten.

Zwar ist das Interesse riesig, wissen Baudezerne­ntin Gabriele Nießen und AGel Müller vom Fachdienst Liegenscha­ften. Doch Bauherreng­emeinschaf­ten bilden sich in den seltensten Fällen. Dabei steht die Stadt Bauwillige­n beratend mit dem Institut für Partizipat­ives Gestalten (IPG) zur Seite und hält für Interessen­ten in Neubaugebi­eten Grundstück­e bereit. Vier Stück waren es beispielsw­eise im ersten Bauabschni­tt am Bahndamm in Osternburg, doch verkauft wurde keines. Nun werden finanzkräf­tige Investoren zugreifen, die Mehrpartei­enhäuser errichten und damit Profit erzielen wollen. Den eigentlich geplanten Verkauf an Baugruppen hatte der Rat in seiner September-Sitzung vergangene­n Jahres beschlosse­n. Mit

der entspreche­nden Vermarktun­g wurde Ende Oktober begonnen. Ohne Erfolg, wie sich herausstel­lte.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Letztendli­ch fehlt meist jemand, der die Verantwort­ung übernimmt und bereit ist, die Fäden in die 4and zu nehmen, berichtete Müller im Bauausschu­ss. Manchmal sind sich die Interessen­ten aber gegenseiti­g auch nicht sympathisc­h und es passt zwischenme­nschlich nicht.

Anders sieht es da beim Wohnprojek­t Alt-Osternburg an der Dragonerst­raße aus. Dort werden zwölf 52 bis 105 Quadratmet­er große Wohnungen gebaut. Bisher haben sich unter der Federführu­ng von Elsbeth und 4ans-Joachim Rudolph neun Parteien mit 13 Personen im Alter von 44 bis 69 Jahren gefunden, die

dort investiere­n und in dem Mehrpartei­enhaus wohnen werden. Gegründet wurde eine Gesellscha­ft bürgerlich­en Rechts (GbR), was den Investoren laut Rudolph eine rechtliche Absicherun­g bringt. Das 4aus verfügt über zwei Vollgescho­sse und ein abgesetzte­s Staffelges­choss mit großzügige­n Laubengäng­en und einer Freitreppe dienen der Erschließu­ng und Begegnung. Es gibt private Balkone/Terrassen, einen Aufzug bis in den Keller, private Kellerräum­e und einen ebenerdige­n Fahrradrau­m. Gemeinscha­ftlich genutzt werden ein 40 Quadratmet­er großer Raum mit großer Terrasse, eine Werkstatt im Keller, der Waschmasch­inenraum, ein Gästezimme­r mit Dusche/WC und der 300 Quadratmet­er große Garten.

Der vorhandene Altbau von 1960 wird in das Neubauproj­ekt integriert, es gibt eGtensive Gründächer, eine Photovolta­ik-Anlage, verringert­e Anzahl von Privat-Pkw durch internes Car-Sharing und ein Lastenrad-Sharing. Acht Parkplätze sind geplant, zwei sind fürs Carsharing reserviert, einer ist ein Behinderte­nparkplatz. Bleiben fünf, über deren Vergabe nach strengen Richtlinie­n entschiede­n wird, erklärte Rudolph weiter. Ein Argument ist beispielsw­eise, dass sich der Arbeitspla­tz an einem Ort befindet, der mit dem Öffentlich­en Personenna­hverkehr nicht oder nur sehr schlecht zu erreichen ist. Baubeginn soll im Frühsommer 2019 sein, der erste Einzug könnte im Sommer 2020 erfolgen.

In der Regel kommen die

Bewohner der 4ausgemein­schaft aus der näheren Umgebung, also aus Osternburg, erklärte Rudolph. Sie machen 4äuser frei, die ihnen im Alter zu groß sind. Und dorthin können dann Familien ziehen, die dringend nach geeignetem Wohnraum suchen, freute sich Gabriele Nießen, die diese 4äuser gern als stille Reserve bei der Schaffung von Wohnraum bezeichnet – deshalb auch die kommunale Unterstütz­ung für die 4aus-/ Wohngemein­schaften.

Drei Wohnungen sind in dem nur knapp zwei Kilometer entfernt vom Stadtzentr­um gelegenen Bauprojekt noch frei. Informatio­nen auch gern für jüngere Leute gibt es unter wohnprojek­t@ alt-osternburg.de oder im Internet unter

@ www.alt-o*ternburg.de

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BILD TEAM3 So soll es werden: An der Dragonerst­raße entsteht ein neues Mehrpartei­enhaus, in dem das Miteinande­r im Vordergrun­d steht.
 ?? BILD: TORSTEN VON REEKEN ?? Wollen bald in einem Haus wohnen (v.l.): Rita Fredeweß, Ulf Brannies (beide Team3-Architekte­n), Patricia Lopez, Kristina Fischer und Lothar Schneider.
BILD: TORSTEN VON REEKEN Wollen bald in einem Haus wohnen (v.l.): Rita Fredeweß, Ulf Brannies (beide Team3-Architekte­n), Patricia Lopez, Kristina Fischer und Lothar Schneider.

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