Nordwest-Zeitung

Wortkarge Bayern jubeln wie er

Rundumschl­ag der Vereinsbos­se überlagert 3:1-Sieg in Wolfsburg

- VON SEBASTIAN STIEKEL

Spieler und Trainer Kovac hielten sich mit Kommentare­n zu dem Auftritt von Hoeneß und Co. zurück. Sportlich lief es zumindest wieder.

WOLFSBURG/MÜNCHEN – In der Welt des FC Bayern ist jetzt wieder alles in Ordnung. Das könnte zumindest denken, wer nach dem großen Rundumschl­ag der Vereinsfüh­rung des Fußball-Rekordmeis­ters und dem Ende der Sieglosser­ie dem Spieler Joshua Kimmich zugehört hat.

Die Bayern-Bosse wollten mit ihrer Mediensche­lte nur den Druck von der Mannschaft nehmen. Die Spieler wiederum dankten ihnen das mit einem 3:1 (1:0) beim VfL Wolfsburg. Schon an diesem Dienstag (18.55 Uhr) können sie in der Champions League bei AEK Athen eine neue Siegesseri­e starten. So oder so ähnlich liest sich das gut aus Sicht des deutschen FußballMei­sters. Und so ungefähr versuchte das Kimmich darzustell­en. „Das ist ein super Zeichen, dass der Verein sich so vor seine Spieler stellt und seine Spieler so schützt“, sagte der Nationalsp­ieler: „Für unser Gefühl war es wichtig, zu sagen: Wir halten zusammen und schützen uns gegenseiti­g.“

Die Sache ist nur: Ganz so einfach lässt sich die Situation des FC Bayern auch nach dem vorläufige­n Ende seiner sportliche­n Krise nicht beschreibe­n. Das zeigt sich allein daran, dass außer Kimmich niemand einen Zusammenha­ng herstellen wollte zwischen dem ersten Erfolg nach vier sieglosen Spielen und dem denkwürdig­en Auftritt von Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Hasan Salihamidz­ic am Tag zuvor.

„Da sagO ich nix zu“, sagte Mats Hummels kurz und knapp. Und Trainer Niko Kovac tat sogar so, als würde ihn das Ganze überhaupt nichts angehen. „Ich bin für den Sport zuständig. Für den Fußball und für die Mannschaft“, sagte der 47-Jährige: „Ich werde Ihnen gern etwas über Taktik erzählen oder über dieses Spiel. Aber mehr nicht.“

Kovac stand nach dem Einbruch der vergangene­n Wochen besonders im Blickpunkt. Befeuert durch einige Indiskreti­onen aus der eigenen Kabine wurde seine Eignung als Bayern-Trainer bereits öffentlich diskutiert. An diesem Wochenende bekam er seine Mannschaft wieder in die Spur. Das 3:1 in Wolfsburg durch Tore von Robert Lewandowsk­i (30./48. Minute) und James Rodriguez (72.) war ein souveräner Auftritt, zumal dieses Spiel nach der Gelb-Roten Karte für Arjen Robben (57.) und dem 1:2 von Wout Weghorst (63.) noch einmal hätte kippen können.

„Das ist das, was ich erwarte“, sagte Kovac. „Dass sich jeder zerreißt und alles gibt für diesen Club. Wir haben gezeigt, dass der FC Bayern neben spielerisc­hen Qualitäten auch kämpferisc­he Qualitäten aufweist.“Warum die Vereinsfüh­rung ihren Trainer nicht besser geschützt hat, war eine der Fragen vor diesem Spiel. Spätestens seit der öffentlich verheerend aufgenomme­nen Pressekonf­erenz von Rummenigge, Hoeneß und Salihamidz­ic kann man allerdings auch fragen: Wie erfolgreic­h soll die Arbeit eines Trainers sein, wenn sie ständig von dem strategisc­h fragwürdig­en Vorgehen einer Führung begleitet wird?

Zu den Kernelemen­ten von Kovacs Arbeit gehört seit jeher, die Konzentrat­ion auf das Wesentlich­e einzuforde­rn und Nebengeräu­sche konseNuent zu unterbinde­n. Dass seine Vorgesetzt­en einen Tag vor dem wichtigen WolfsburgS­piel einen Auftritt von solcher Wucht hinlegen, läuft allen Prinzipien dieses Trainers zuwider. „Ich kann ja nur für mich sprechen. Ich kann nicht beeinfluss­en, was alle anderen in der Welt sagen“, meinte Kovac am Samstag.

Ob in der Welt des FC Bayern tatsächlic­h wieder alles in Ordnung ist, werden also erst die nächsten Wochen zeigen.

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AP-BILD: MICHAEL SOHN Münchner Erleichter­ung: (von links) Rafinha, Thiago Alcantara, Robert Lewandowsk­i und Serge Gnabry

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