Werder siegt im Stile eines Spitzenteams
Dorrel-Torschütze Maximilian Eggestein führt effektive Bremer zum 2:0-Sieg bei Schalke 04
Der 21-Jährige tritt derart stark auf, dass die Nationalelf bald ein Thema werden könnte. Trainer Kohfeldt sah einen „erwachsenen Auftritt“.
GELSENKIRCHEN/BREMEN – Zwei Tore gegen den Vizemeister waren kein großes Problem für Maximilian Eggestein, und auch das neue Selbstverständnis bei Werder Bremen brachte er ziemlich abgeklärt auf den Punkt. „Wir haben immer betont, dass wir nach Europa wollen“, sagte der 21-Jährige lächelnd: „Wir müssen uns ja nicht kleiner machen, als wir sind.“
Mit einem Doppelpack (43./66. Minute) hatte der Mittelfeldspieler sein Team zum 2:0 (1:0)-Erfolg bei Schalke 04 geschossen und Werder zum besten Saisonstart seit 13 Jahren verholfen. Das Team von Trainer Florian Kohfeldt hat sich nach acht Spieltagen erstmal festgesetzt in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga. Und sieht momentan wie eine Mannschaft aus, die am Ende wirklich wieder international spielen könnte.
Nach dem dritten Dreier im vierten Auswärtsspiel konnte sich Matchwinner Eggestein vor Lob kaum retten. „Toll, einfach gut“, schwärmte nicht nur Kohfeldt von dem U-21-Nationalspieler, der seiüber Bremens Maximilian Eggestein (Mitte) dreht nach seinem Tor zum 2:0 vor dem jubelnden Theodor Gebre Selassie ab, Schalkes Naldo guckt enttäuscht auf den Rasen.AP-BILD:
ne Saisontore drei und vier erzielte und zudem im Pokalspiel bei Wormatia Worms traf. Kohfeldt lobte vor allem Eggesteins Variabilität. Erst erzielte er aus der Distanz mit rechts die Führung, später legte er mit einem präzisen Linksschuss nach. „Seine Weitschüsse sind eine Waffe. Mit 21 habe ich noch nicht so
viele Spiele gemacht. Er hat sich sehr gut entwickelt“, meinte Max Kruse, der beide Treffer einleitete. Dank seiner Leistungen mehren sich die Stimmen, die fordern, dass Eggestein bald auch eine Einladung von Bundestrainer Joachim Löw verdient hätte.
In allen neun Pflichtspielen der Saison stand Eggestein
Schalke: Bremen:
90 Minuten auf dem Platz und ist maßgeblich an Werders Höhenflug beteiligt. Gleichwohl bleibt er bescheiden: „Schön, dass ich der Mannschaft mit den zwei Toren helfen konnte. Aber wichtiger ist der Sieg“, stellte das Bremer Eigengewächs fest.
Vier Siege aus den vergangenen fünf Spielen hat Werder nun gelandet. „Clever, routiniert, effektiv“sei Bremen in Gelsenkirchen aufgetreten, sagte Sportchef Frank Baumann, „das war schön.“
Zwar brachten die GrünWeißen auf Schalke nicht das kontrollierte Ballbesitzspiel auf den Platz, das Werder zuletzt auszeichnete. „Aber wir haben das gemacht, was notwendig war“, sagte Baumann: „Schalke spielt mit vielen langen Bällen, das galt es, resolut zu verteidigen.“Trainer Kohfeldt sprach zufrieden von einem „sehr erwachsenen Auftritt“seines Teams, das in keiner Phase überfordert wirkte und sich den Sieg trotz weniger Chancen verdiente.
Das zentrale Mittelfeld hielt Nuri Sahin routiniert zusammen, der 30-Jährige vertrat den mit einem kleinen Muskelfaserriss verletzten Philipp Bargfrede, der auch für das Heimspiel am Sonntag (18 Uhr) gegen Bayer Leverkusen fraglich ist. Die Zusammenstellung der Mannschaft „passt einfach“, sagte Sahin: „Wir haben starke Charaktere, wir haben Jungs, die Kilometer abreißen, wir können im Mittelfeld richtig gut kicken.“Dann sei da noch der 40-jährige Claudio Pizarro, „der sehr viel Sicherheit ausstrahlt und jeden Ball festmacht, wenn er reinkommt.“
All dies führt dazu, dass Werder nach Jahren des Mittelmaßes nun unter Kohfeldt schwer zu schlagen ist und mittlerweile auch zähe Spiele wie das auf Schalke recht souverän für sich entscheiden kann. „Wir sammeln stabil Punkte, und das ist wichtig für uns“, sagt Sahin: „Wir müssen bei Werder nach schwierigen Jahren wieder in die Köpfe bekommen, dass wir uns langfristig belohnen können.“
Die Statistik macht dabei Mut. Besser als in diesem Jahr stand Bremen nach acht Spieltagen zuletzt in der Saison 2005/2006 da – und wurde am Ende Vizemeister.