Willkommen zurück, FC Hollywood!
Was waren das für spannende Zeiten in den 1990er Jahren: Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann zerfleischten sich gegenseitig in der Boulevard-Presse. Bixente Lizarazu verpasste Matthäus eine medienwirksame Watschn im Training. Mario Basler rauchte Kette in den Münchner Bars, während Oliver Kahn das P1 unsicher machte. Stefan Effenberg und Thomas Strunz stritten sich um die Frau und als Krönung lieferte Giovanni Trapattoni seine legendäre „Flasche-leer“-Pressekonferenz. Der FC Hollywood drehte eine unterhaltsame Episode nach der anderen – und trat nicht so souverän auf, wie er das später in den 2000er Jahren getan hat.
Nun gibt es endlich eine neue Folge – quasi eine Fortsetzung, auf die die Fans des FC Hollywood jahrelang warten mussten. In der Hauptrolle: die glorreichen Drei. Uli Hoeneß, ein mit einer Doppelmoral ausgestatteter Vereinschef. Karl-Heinz Rummenigge, der Hüter des Grundgesetzes, der Artikel 5, der die Pressefreiheit gewährleistet, anscheinend überlesen hat. Und Hasan Salihamidzic, ein aufstrebender Jungsporn, der durch die Übermacht der Vereinsgranden machtlos in eine Nebenrolle gedrängt wird.
So gut sich die BayernBosse ihr Drehbuch der neuen Episode zurechtgelegt hatten – es wurde ein Drama, bei dem selbst treue SerienZuschauer teils zum Wegschauen gezwungen waren. „Ein bizarrer Auftritt“rezensierte dann auch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Eine „Mischung aus PR-Slapstick und Weltfremdheit“stellte die „Bild am Sonntag“fest, während die „11 Freunde“die Folge in voller Länge zeigten, „weil das Teilen des Videos bisher noch nicht mit einer Unterlassungsklage verboten wurde“. Die „Süddeutsche Zeitung“sah indes die „Trumpisierung des großen FC Bayern“, und kam zu dem Fazit: „Die Würde des Vereins ist an diesem Tag antastbar geworden.“
Als Fan des FC Hollywood kann man nur hoffen, dass es bald neue Folgen gibt – und den Machern die Daumen drücken, dass diese bessere Kritiken bekommen werden. @ Den Autor erreichen Sie unter Blancke@infoautor.de