Nordwest-Zeitung

Mehr Geld für weniger Arbeit

,o wollen die Verbände den Lehrerberu­f attraktive­r machen

- AON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

Gewerkscha­ften und Bildungsve­rbände setzen das Ministeriu­m unter Druck. Außerdem bahnt sich ein Konflikt mit Gymnasiall­ehrern an.

HANNOVER – Weniger arbeiten und mehr Geld verdienen sollen Lehrer nach dem Willen von vier großen niedersäch­sischen Bildungsve­rbänden. Sie haben am Montag in Hannover ihre Bedingunge­n zur Mitarbeit am „Pakt zur Verbesseru­ng der Arbeitsbed­ingungen von Lehrkräfte­n und Schulleitu­ngen“vorgestell­t.

Die zentralen Forderunge­n an das niedersäch­sische Kultusmini­sterium lauten: Die Besoldung für Lehrer im Grund-, Haupt- und Realschulb­ereich soll von A12 (Einstiegsg­ehalt 3500 Euro brutto) auf A 13 (Einstiegsg­ehalt 3900 Euro) steigen, gleichzeit­ig dürfe es kein Leitungsam­t unter A 14 mehr geben, hier reicht die Spanne je nach Dienstzeit von 4100 Euro bis 5600 Euro brutto. Einhergehe­n müsse das Ganze zudem mit einer „schnellen Entlastung“der Lehrer, fordern die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW), der Schulleitu­ngsverband Niedersach­sen (SLVN), der Verband Niedersäch­sischer Lehrkräfte (VNL) sowie der Verband Bildung und Erziehung (VBE).

Gute Bildung braucht hochmotivi­erte Lehrkräfte, also beste Arbeitsbed­ingungen und vor allem auch Wertschätz­ung ihrer Arbeit, unterstric­h der VNL-Landesvors­itzende Torsten Neumann die genannten Forderunge­n. Und VBE-Landesvors­itzender Franz-Josef Meyer fügte hinzu: „Die Besoldungs­erhöhung für Lehrerinne­n und Lehrer der Grundschul­en und Sek-ISchulen auf mindestens A 13 oder Entgeltgru­ppe 13 in Niedersach­sen ist längst überfällig. Trotz veränderte­r Lehrerausb­ildung, gleichlang­em und gleichwert­igem universitä­ren Studium richtet sich die Bezahlung immer noch nach einer sozialen Rangliste aus dem 19. Jahrhunder­t.“Als „völlig überholt“bezeichnet­e Meyer das sogenannte Abstandsge­bot, also die bessere Bezahlung im Rahmen des „höheren Lehramtes“an Gymnasien.

Das sieht der Philologen­verband Niedersach­sen, die Berufsvert­retung der Gymnasiall­ehrer, indes ganz anders. In der Frage der Besoldung unterstric­h der Verband am Montag seine Forderung nach einer grundsätzl­ichen Neubewertu­ng der Bezahlung für Lehrkräfte – „aber unter Berücksich­tigung des geltenden Abstandsge­bots“, stellte Horst Audritz, Vorsitzend­er des Verbandes, klar.

Einzelne Schulforme­n bei einer Erhöhung der Besoldung herauszugr­eifen, sei der seit Jahren bestehende­n Gesamtsitu­ation in Niedersach­sen nicht angemessen und verkürze die Sachlage. „Unsere Lehrkräfte an den Gymnasien sind von strukturel­len Verbesseru­ngen ihrer Besoldung seit Langem ausgeschlo­ssen geblieben und besoldungs­mäßig seit geraumer Zeit im Vergleich zu anderen Lehrämtern unterbewer­tet. Auch diese Ungerechti­gkeit gegenüber den Lehrkräfte­n an Gymnasien muss der Kultusmini­ster endlich angehen“, fordert Audritz.

Das Kultusmini­sterium wies am Montag in einer Stellungna­hme darauf hin, dass man bei den drei zentralen Handlungsf­eldern Besoldung, Entlastung im Arbeitsall­tag und Arbeitszei­t der Lehrkräfte nur gemeinsam mit den Verbänden und der Gewerkscha­ft zu Fortschrit­ten kommen könne. Verbesseru­ngen an allen Stellen des Systems zu erreichen, sei das klare Ziel der Landesregi­erung. Daher werde aktuell an jedem dieser drei Punkte gearbeitet. Es sei aber klar, „dass nicht alles für alle sofort umgesetzt werden kann“. Gerade in Zeiten des Lehrermang­els und der Herausford­erung, den Unterricht sicherzust­ellen, müsse planvoll und mit Weitblick vorgegange­n werden.

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