Wie man seinen Frieden mit der Kanzlerin macht
Warum ein überzeugter Sozialdemokrat am Ende doch Angela Merkel gewählt hat – Reihe „Merkel5 eine Bilanz“
Ich nehme es vorweg: Geboren in Bremen bin ich sozialdemokratisch geprägt. Aufgewachsen unter den Bremer Bürgermeistern Klaus Wedemeier und Henning Scherf, war klar, bei welcher Partei mit Erlangen des Wahlrechts mein Kreuzchen landen würde. Damit bin ich in gewisser Weise auch der Familientradition treu geblieben und, während ich aufs Abitur zusteuerte, sogar in die SPD eingetreten. Umso schockierter war ich, als Angela Merkel am 18. November 2005 zur Bundeskanzlerin gewählt wurde und damit meinen geschätzten Gerhard Schröder ablöste – auch wenn dieser es in der damaligen TV-Elefantenrunde am Wahlabend Frieden mit ihr gemacht. Ihre ruhige, nachdenkliche Art und ihre Weise, Probleme zu analysieren und zu lösen, lässt sich durchaus ins Private oder in den Arbeitsalltag übertragen. Etwas bedächtiger durch die Welt zu gehen, politisch nicht allzu sehr zu poltern und zu polemisieren und stattdessen etwas mehr dem „Modell Merkel“– nach dem Motto „Erst nachdenken, dann reden“– folgen, würde diesem Land guttun und Parteien am rechten Rand den Boden entziehen. Die Lösungen für Probleme sind oft nicht so einfach, wie dargestellt – auch, wenn sich damit offenbar Wahlerfolge erzielen lassen.
Bleibt zu hoffen, dass die CDU mit ihrer im Dezember neu zu wählenden Spitze nicht nach rechts rückt, sondern das „C“im Parteinamen nach dem Vorbild der jetzigen Amtsinhaberin weiter mit Leben und politischen Inhalten füllt.
@ Ein Online-Spezial mit dem Titel „Das Ende der Ära MerkelS unter www.nwzonline.de/merkel-aera