Nordwest-Zeitung

Weil lobt Regierung als fortschrit­tlich

Ein Jahr Große Koalition in Niedersach­sen – Opposition beklagt teuren Stillstand

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER, BÜRO HANNOVER

Oas hat Niedersach­sens Groko im ersten Jahr geschafft? Kurz vor dem Jahrestag der Einsetzung am 22. November lobt Weil die Arbeit. Es gibt auch viel Kritik.

HANNOVER – Knapp ein Jahr nach dem Start der rotschwarz­en Landesregi­erung hat Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) am Dienstag bei einer Regierungs­erklärung eine rundum positive Bilanz der bisherigen Regierungs­arbeit gezogen. Die Opposition übte harsche Kritik. Hier die wichtigste­n Punkte.

■ BEITRAGSFR­EIE KITA

Die seit August geltende Gebührenfr­eiheit für Kindergärt­en ist für Stephan Weil eines der wichtigste­n Projekte. „Viele junge Familien sind spürbar entlastet worden“, sagte der SPD-Politiker. Die Kommunalve­rbände warnen, dass die Finanzieru­ng des Wahlverspr­echens immer noch offen sei. Die Grünen kritisiere­n, dass das Durchdrück­en der Beitragsfr­eiheit „auf Biegen und Brechen“zulasten der Qualität in der frühkindli­chen Bildung gehe.

■ DIGITALISI­ERUNG

Die Landesregi­erung will ein lückenlose­s Mobilfunkn­etz bis 2021, schnelles Internet für alle bis 2025 sowie eine digitalisi­erte Verwaltung. Der Städtetag begrüßt die großen Ankündigun­gen: Nun müsse es aber in der Umsetzung schnell vorangehen.

■ FEIERTAG

Mit dem Reformatio­nstag am 31. Oktober hat Niedersach­sen nach heftiger Debatte seit diesem Jahr einen neuen festen Feiertag. Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund begrüßt dies, die Unternehme­rverbände Niedersach­sen bezeichnen ihn als „Mist“. ■ POLIZEIGES­ETZ

Bis zu 74 Tage Präventivh­aft für Gefährder, Fußfesseln und Telefonübe­rwachung. Eigentlich soll das verschärft­e Polizeiges­etz auf Wunsch der CDU noch in diesem Jahr umgesetzt werden, doch es gibt viele Verfassung­sbedenken, Grüne und FDP laufen Sturm gegen das Vorhaben. Man werde sich „selbstvers­tändlich“mit den Bedenken auseinande­rsetzen, sagte Stephan Weil am Dienstag. Bedeutet wohl: Das Gesetz kommt erst 2019. ■ OFFENE PROJEKTE

Weil will in der nächsten Zeit die unterfinan­zierte Landesbank Nord/LB umbauen, die Erzieherau­sbildung reformiere­n und die Schuldenbr­emse in die Verfassung schreiben. Außerdem plant die Landesregi­erung ein neues Gleichstel­lungsgeset­z, ein Behinderte­nteilhabeg­esetz und eine Reform der Bauordnung. Auch die Unterricht­sversorgun­g an den Schulen soll sich verbessern, kündigte Weil an. FDP-Fraktionsc­hef Stefan Birkner fordert, dass das Land beim Wolf und beim Diesel endlich handelt.

■ STIL

Weil lobt die „ruhige und umsichtige Art und Weise“der Landespoli­tik als lobenswert­en Widerspruc­h zum GrokoDauer­krach in Berlin. Die Opposition kritisiert Hinterzimm­erabsprach­en und Missachtun­g des Parlaments, „Politik mit der Brechstang­e“(Grüne), das „schlichte Verwalten und Verteilen von Geld“(FDP) sowie die „Zementieru­ng des Stillstand­s“(AfD).

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DPA-BILD: HOLLEMANN Arbeiten zusammen in der niedersäch­sischen Groko: Stephan Weil (SPD, links), Ministerpr­äsident von Niedersach­sen, und Bernd Althusmann (CDU), Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisi­erung

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