Nordwest-Zeitung

Wür ausreichen­de Kontrollen fehlt es an Personal

Zu wenige Amtstierär­zte – Agrarbranc­he 0ordert härtere Stra0en 03r Stalleinbr­3che

- VON RALF KRÜGER

HANNOVER – Die Jarlaments­debatte im niedersäch­sischen Landtag um die Skandale in einem Oldenburge­r und einem Bad Iburger Schlachtho­f fiel mit der Eröffnung der weltgrößte­n Nutztierme­sse, der „Eurotier 2018“in Hannover, zusammen. Auch bei ihr spielt das Thema Tierwohl eine große Rolle. Das wirft Fragen zum Überwachun­gsstand auf.

Welche Verantwort­lichkeiten gibt es

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Das niedersäch­sische Landesamt für Verbrauche­rschutz und Lebensmitt­elsicherhe­it (Laves) prüft die Einhaltung der Kriterien für die EU-Zulassung der 333 Schlachthö­fe im Lande. Vor der Schlachtun­g etwa müssen die Tiere selbst untersucht werden, danach findet eine Überprüfun­g des Fleisches und der Hygienebed­ingungen statt. Kritiker rügen jedoch, der Staat habe dabei die Kontrolle verloren. Auch das Agrarminis­terium räumt den Bedarf neuer Kontrollme­chanismen ein. „Offensicht­lich hat sich da über viele Jahre ein System etabliert, das nicht ausreichen­d kontrollie­rt worden ist“, meint der CDUFraktio­nschef Dirk Toepffer, der die Abläufe zum Schwerpunk­tthema seiner Partei in dieser Legislatur­periode machen will.

Kann eine Videopflic­ht die Lösung sein

Eine rechtliche Grundlage für die kontinuier­liche Videoüberw­achung gibt es bisher noch nicht. Sie stößt auf Hürden des Datenschut­zes – etwa, wenn Mitarbeite­r drauf zu sehen sind. In Einzelfäll­en gab es aber bereits freiwillig­e Betriebsve­reinbarung­en mit der Belegschaf­t.

Oder reicht die freiwillig­e Videoüberw­achung aus

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? Aus Sicht der Kritiker würde der Bock zum Gärtner gemacht, sollten Schlachthö­fe ihre Anlagen per Video selber überwachen. Die Grünen fordern daher, dass die Behörden dafür sorgen müssen und eine sachgerech­te Bewertung nur durch amtliche Veterinäre stattfinde­t.

Gibt es genügend Veterinäre in den Ämtern

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Das Agrarminis­terium gibt zu, dass die Zahl der Amtstierär­zte nicht optimal ist. Es hat daher sechs zusätzlich­e Stellen für Referendar­e bewilligt und lässt eine Art Rotationsp­rinzip prüfen. Zudem soll das neue Berufsbild des Veterinära­ssistenten die Arbeit der Veterinäre erleichter­n. Die Ausbildung soll voraussich­tlich 2019 beginnen. Die Linken fordern jedoch deutlich mehr Personal für die Veterinärä­mter, um in ausreichen­dem Maße Tierschutz­kontrollen durchzufüh­ren und etwaige Missstände aufzudecke­n oder gar zu verhindern. Wie regelmäßig wird kontrollie­rt ?

Unangemeld­ete Kontrollen sollen die Regel sein, stoßen in der Praxis laut Agrarminis­terium mitunter aber auf Hürden. Sie scheitern beispielsw­eise daran, dass das Auftauchen der Veterinäre nicht unbemerkt bleibt.

Einige Veterinäre schauen zudem auch mal weg. Im Fall des inzwischen aufgelöste­n Schlachtho­fs in Bad Iburg (Kreis Osnabrück) hält das Agrarminis­terium das für offenkundi­g. Auch in Oldenburg müssen drei städtische Veterinäre Auskunft über ihr Verhalten auf dem Schlachtho­f geben. Es handle sich aber um Einzelfäll­e.

Vor allem kleinere und mittelgroß­e Schlachthö­fe vergeben zudem oft Aufträge an Subunterne­hmen, deren oft schlecht angelernte Werkvertra­gsarbeiter – meist aus Osteuropa – unter hohem Leistungsd­ruck arbeiten. Gibt es auch kritische Stimmen gegen heimlich gedrehte Videos

Ja. Die Agrarbranc­he fordert härtere Strafen für Stalleinbr­üche, bei denen Aktivisten mögliche Missstände dokumentie­ren wollen. Auch die FDP befeuert die Debatte mit dem Antrag, die steuerlich vorteilhaf­te Gemeinnütz­igkeit von Tierschutz­organisati­onen zu überprüfen, wenn diese heimlich gedrehte Aufnahmen aus Ställen veröffentl­ichen.

Wie sehen die Perspektiv­en aus ?

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Die Praktiken der Schlachthö­fe haben sich seit Jahrzehnte­n kaum geändert. Kritiker fordern daher den Einsatz moderner Technik, um das Schlachten effektiver zu machen. Sie warnen allerdings auch, dass Qualitätss­teigerunge­n beim Tierwohl durchaus ihren Preis haben.

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