Nordwest-Zeitung

Großeltern erdrosselt – lebenslang­e Haft

Reiches Unternehme­rpaar verwöhnte Enkel – Zuwendunge­n ausgenutzt

- VON WOLFRAM LUMPE

WUPPERTAL – Für die Tötung eines vermögende­n Wuppertale­r Unternehme­rpaares ist deren Enkel zu lebenslang­er Haft verurteilt worden. Das Landgerich­t Wuppertal stellte zudem die besondere Schwere der Schuld des heute 27Jährigen fest. Es verurteilt­e ihn am Dienstag wegen Mordes an seiner Großmutter und Totschlags an seinem Großvater. Ein mitangekla­gter Geschäftsp­artner des Enkels wurde dagegen überrasche­nd freigespro­chen. Beide nahmen das Urteil regungslos hin, während die Mutter des 27-Jährigen in Tränen ausbrach und rief: „Das können sie nicht machen.“Die Verteidige­r hatten Freisprüch­e für beide Angeklagte beantragt.

Der Sonntagsbr­aten – Hasenfilet­s – lag noch roh in der Küche, als die Leichen von Enno (91) und Christa (88) Springmann in ihrer Wuppertale­r Villa entdeckt wurden. Die hochbetagt­en und angesehene­n Kunstmäzen­e hatten es mit einem Maschinenb­auUnterneh­men zu einem Vermögen in zweistelli­ger Millionenh­öhe gebracht. Doch am 19. März 2017 wurden die Eheleute niedergesc­hlagen und erdrosselt. Dabei sei der Täter ein Mensch, dem die Opfer „eigentlich nur Gutes getan haben“, sagte der Vorsitzend­e Richter Robert Bertling am Dienstag. Ein solches Verfahren habe er in 40 Richterjah­ren noch nicht erlebt.

Nachdem er sich mit seinem Sohn überworfen hatte, ruhten alle Hoffnung von Familienpa­triarch Enno auf dem geliebten Enkelsohn. Der hatte seinem Großvater vorgegauke­lt, fleißig zu studieren, stattdesse­n aber die Zuwendunge­n der Großeltern verprasst, vorzugswei­se für teure Autos. Zuletzt waren es 600000 Euro in einem Jahr, die der Enkel auf den Kopf gehauen hatte. Doch dann kam der Großvater ihm auf die Schliche. Aus Wut und Kränkung habe der Enkel die Großeltern getötet. Um einen Raubüberfa­ll vorzutäusc­hen, habe er nach dem Verbrechen die Villa verwüstet.

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