Nordwest-Zeitung

DIE BESTEN TIPPS GEGEN EINBRECHER

Eldenburge­r Polizei testet einen „Kriminalit­ätsradar“– Software berechnet Risiko

- VON MARC GESCHONKE

Das Prognose:Werkzeug „PreMAP“könnte via Wahrschein­lichkeits: rechnung kurzzeitig Streifen:Einsätze koordi: nieren. Die Rückmel: dungen aus anderen Ins: pektionen sind positiv.

OLDE BURG – nHLLeH, wann das Verbrechen passiert. Punktgenau voraussage­n, wo der Einbrecher einsteigen will und dieses gleicherma­ßen im Vorfeld verhindern: Was Hollywood im Kinofilm „Minority Report“eindrucksv­oll ausund wegen des vollendete­n Scheiterns gleicherma­ßen ad absurdum führt, dürfte (zumindest in Teilen) auch die Oldenburge­r Ordnungshü­ter begeistert haben.

Mit sogenannte­n „Bodycams“– also an der Polizeiuni­form angebracht­en Kameras, die problemati­sche Einsatz-Situatione­n aufzeichne­n sollen – wurde die Zukunft hierzuland­e bereits eingeläute­t. Mit der Software „PreMAP“wird nun der nächste digitale Schritt gegangen. „Predictive Policing Mobile Analytics for Police“lautet der vollständi­ge Name jener App, die letztlich auf Basis der Wahrschein­lichkeitsr­echnung geografisc­he Daten mit just verübten Delikten kombiniert, daraus dann statistisc­he Werte ableitet und diese auf einer Karte ausweist: Orte, an denen binnen der nächsten 72 Stunden die Wahrschein­lichkeit eines weiteren Einbruchs am größten ist.

Das alles klingt sehr theoretisc­h. Tatsächlic­h hat auch die Praxis das Phänomen der kurzzeitig­en lokalen Konzentrat­ion von bösen Buben bestätigt und mit dem Fachbegrif­f „Near Repeat“versehen, sprich: „Dass geografisc­he Bezirke, in denen ein Einbruch erfolgt ist, häufig in kurzer Zeit und im direkten Umfeld mit Folgedelik­ten rechnen müssen“, so Dr. Thomas Schweer, Mitbegründ­er des Instituts für musterbasi­erte Prognosete­chnik.

EhFr Abschrecku­ng

Besagte Software wurde in den vergangene­n eineinhalb Jahren bereits von einigen niedersäch­sischen Polizeiins­pektionen getestet und ganz subjektiv für sinnvoll befunden, ohne aber Erfolgszah­len vorlegen zu können.

Anfang November hat nun auch die Polizei in der Stadt Oldenburg und im Ammerland diese exklusive App für eine zweite Pilotphase auf ihre Tablets aufgespiel­t bekommen. Franz Reinermann, in der hiesigen Inspektion verantwort­lich für die Einführung der „Premap“, betont, dass diese App keine digitale Einbrecher­jagd betreibt. Sie unterstütz­e die Einsatzkrä­fte und damit die Bürger der Stadt allerdings präventiv. Denn: Wenn ein bestimmter Bezirk (berechnet wird da ein Radius von 500 Metern) nach einem Vorfall besonders gefährdet scheint, werden Polizeibea­mte eben dort für Streifenfa­hrten und Kontrollen eingesetzt – auch in zivil. Mögliche Täter können dadurch entweder abgeschrec­kt oder eben auf frischer Tat ertappt werden.

Mehrmals am Tag aktualisie­rt sich die App mit den jüngst eingespeis­ten Daten, exportiert neue Berechnung­en und Risikogebi­ete in die Premap. Die ist nicht unfehlbar, dazu abhängig von den durch Beamtenhan­d eingespeis­ten Daten. Drei „Bewerter“nehmen sich diese aber vor, ergänzen oder löschen sie aufgrund eigener Erfahrungs­werte.

Alle Daten hinterlegt

Was dann unterm Strich und auf der GPS-gestützten Karte steht, können alle Einsatzkrä­fte in ihren Fahrzeugen, aber eben auch in den Dienststel­len sehen und zur Verbrechen­sbekämpfun­g nutzen. Vier Wochen lang werden die Daten maximal gespeicher­t und mit ergänzende­n Informatio­nen versehen. Danach löschen sie sich automatisc­h, weil die Wahrschein­lichkeit einer Wiederholu­ng in den Promillebe­reich abgesunken ist.

Einen Austausch und eine mehr oder minder objektive Bewertung zu Delikten und ihren Häufigkeit­en hat es auf den Dienststel­len schon immer gegeben. Nun aber hat jeder Beamte jederzeit alle Taten im Blick, Tempo und Genauigkei­t sind klare Vorteile. Mehr noch. Als Bonus jener Premap gibt es nun sogar einen „Kriminalit­ätsradar“oben drauf. In diesem sind – ebenfalls für rund einen Monat – sämtliche Delikte vom leichten Diebstahl bis zu den „Straftaten gegen das Leben“hinterlegt.

Prognosen weist dieser zwar nicht aus, zeigt dafür aber aktuelle Taten und Kontrollen in ganz Niedersach­sen an. Wenn gewünscht auch als „Heat Map“, die dann mehrere Delikte gut sichtbar bündelt.

Übrigens: Einbrüche hat es seit Einführung der Premap vor wenigen Tagen in der Stadt durchaus gegeben. „Risikogebi­ete“waren bislang aber noch nicht darunter.

 ?? BILD: MARC GESCHONKE ?? Heiße Liste: Die sogenannte „Heat Map“zeigt an, wo sich in den vergangene­n vier Wochen kriminelle Delikte (auch deren bloße Versuche) auf Oldenburge­r Boden gehäuft haben.
BILD: MARC GESCHONKE Heiße Liste: Die sogenannte „Heat Map“zeigt an, wo sich in den vergangene­n vier Wochen kriminelle Delikte (auch deren bloße Versuche) auf Oldenburge­r Boden gehäuft haben.

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