DIE BESTEN TIPPS GEGEN EINBRECHER
Eldenburger Polizei testet einen „Kriminalitätsradar“– Software berechnet Risiko
Das Prognose:Werkzeug „PreMAP“könnte via Wahrscheinlichkeits: rechnung kurzzeitig Streifen:Einsätze koordi: nieren. Die Rückmel: dungen aus anderen Ins: pektionen sind positiv.
OLDE BURG – nHLLeH, wann das Verbrechen passiert. Punktgenau voraussagen, wo der Einbrecher einsteigen will und dieses gleichermaßen im Vorfeld verhindern: Was Hollywood im Kinofilm „Minority Report“eindrucksvoll ausund wegen des vollendeten Scheiterns gleichermaßen ad absurdum führt, dürfte (zumindest in Teilen) auch die Oldenburger Ordnungshüter begeistert haben.
Mit sogenannten „Bodycams“– also an der Polizeiuniform angebrachten Kameras, die problematische Einsatz-Situationen aufzeichnen sollen – wurde die Zukunft hierzulande bereits eingeläutet. Mit der Software „PreMAP“wird nun der nächste digitale Schritt gegangen. „Predictive Policing Mobile Analytics for Police“lautet der vollständige Name jener App, die letztlich auf Basis der Wahrscheinlichkeitsrechnung geografische Daten mit just verübten Delikten kombiniert, daraus dann statistische Werte ableitet und diese auf einer Karte ausweist: Orte, an denen binnen der nächsten 72 Stunden die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Einbruchs am größten ist.
Das alles klingt sehr theoretisch. Tatsächlich hat auch die Praxis das Phänomen der kurzzeitigen lokalen Konzentration von bösen Buben bestätigt und mit dem Fachbegriff „Near Repeat“versehen, sprich: „Dass geografische Bezirke, in denen ein Einbruch erfolgt ist, häufig in kurzer Zeit und im direkten Umfeld mit Folgedelikten rechnen müssen“, so Dr. Thomas Schweer, Mitbegründer des Instituts für musterbasierte Prognosetechnik.
EhFr Abschreckung
Besagte Software wurde in den vergangenen eineinhalb Jahren bereits von einigen niedersächsischen Polizeiinspektionen getestet und ganz subjektiv für sinnvoll befunden, ohne aber Erfolgszahlen vorlegen zu können.
Anfang November hat nun auch die Polizei in der Stadt Oldenburg und im Ammerland diese exklusive App für eine zweite Pilotphase auf ihre Tablets aufgespielt bekommen. Franz Reinermann, in der hiesigen Inspektion verantwortlich für die Einführung der „Premap“, betont, dass diese App keine digitale Einbrecherjagd betreibt. Sie unterstütze die Einsatzkräfte und damit die Bürger der Stadt allerdings präventiv. Denn: Wenn ein bestimmter Bezirk (berechnet wird da ein Radius von 500 Metern) nach einem Vorfall besonders gefährdet scheint, werden Polizeibeamte eben dort für Streifenfahrten und Kontrollen eingesetzt – auch in zivil. Mögliche Täter können dadurch entweder abgeschreckt oder eben auf frischer Tat ertappt werden.
Mehrmals am Tag aktualisiert sich die App mit den jüngst eingespeisten Daten, exportiert neue Berechnungen und Risikogebiete in die Premap. Die ist nicht unfehlbar, dazu abhängig von den durch Beamtenhand eingespeisten Daten. Drei „Bewerter“nehmen sich diese aber vor, ergänzen oder löschen sie aufgrund eigener Erfahrungswerte.
Alle Daten hinterlegt
Was dann unterm Strich und auf der GPS-gestützten Karte steht, können alle Einsatzkräfte in ihren Fahrzeugen, aber eben auch in den Dienststellen sehen und zur Verbrechensbekämpfung nutzen. Vier Wochen lang werden die Daten maximal gespeichert und mit ergänzenden Informationen versehen. Danach löschen sie sich automatisch, weil die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung in den Promillebereich abgesunken ist.
Einen Austausch und eine mehr oder minder objektive Bewertung zu Delikten und ihren Häufigkeiten hat es auf den Dienststellen schon immer gegeben. Nun aber hat jeder Beamte jederzeit alle Taten im Blick, Tempo und Genauigkeit sind klare Vorteile. Mehr noch. Als Bonus jener Premap gibt es nun sogar einen „Kriminalitätsradar“oben drauf. In diesem sind – ebenfalls für rund einen Monat – sämtliche Delikte vom leichten Diebstahl bis zu den „Straftaten gegen das Leben“hinterlegt.
Prognosen weist dieser zwar nicht aus, zeigt dafür aber aktuelle Taten und Kontrollen in ganz Niedersachsen an. Wenn gewünscht auch als „Heat Map“, die dann mehrere Delikte gut sichtbar bündelt.
Übrigens: Einbrüche hat es seit Einführung der Premap vor wenigen Tagen in der Stadt durchaus gegeben. „Risikogebiete“waren bislang aber noch nicht darunter.