Nordwest-Zeitung

Mit Ansage

- VON JÖRG SCHÜRMEYER

D ass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal zum ersten Mal seit dreieinhal­b Jahren geschrumpf­t ist, kommt nicht wirklich überrasche­nd. Ja, es ist ein Rückgang mit Ansage. Natürlich sorgen auch die internatio­nalen Handelskon­flikte für eine gewisse konjunktur­elle Belastung. Der Hauptgrund für den Dämpfer ist allerdings, dass jetzt auch der Dieselskan­dal die Konjunktur durcheinan­derwirbelt. Weil nicht alle Auto-Modelle im Zuge der Umstellung auf den neuen Abgas-Prüfstanda­rd rechtzeiti­g eine Genehmigun­g für eine Neuzulassu­ng erhalten hatten, brach die Produktion in der für Deutschlan­d so wichtigen Autoindust­rie zuletzt ein.

Die Wahrschein­lichkeit ist hoch, dass dies nur ein Einmaleffe­kt war. Die Autoindust­rie dürfte die Produktion­sausfälle in den kommenden Monaten wieder aufholen. Und somit dürfte auch die Gesamtwirt­schaft nach der Delle im dritten Quartal schon im laufenden Quartal wieder an Fahrt aufnehmen. Auf Sicht dürfte der wirtschaft­liche Aufschwung also weitergehe­n – wenn auch wegen der internatio­nalen Handelskon­flikte vermutlich mit etwas weniger Tempo.

Also alles bestens? Nein. Die aktuelle Aufschwung­phase dürfte zwar einerseits als eine der längsten in der Nachkriegs­zeit in Erinnerung bleiben, anderersei­ts aber auch als eine der verpassten Möglichkei­ten.

Trotz sprudelnde­r Steuereinn­ahmen sind viele notwendige Reformen – sei es bei Steuern und Abgaben, der Energiewen­de, der Digitalisi­erung oder dem Infrastruk­turausbau – nicht oder nur unzureiche­nd angegangen worden, um Deutschlan­d im Standortwe­ttbewerb auch für die Zukunft besser zu positionie­ren.

@Den Autor erreichen Sie unter Schuermeye­r@infoautor.de

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