Mit Ansage
D ass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal zum ersten Mal seit dreieinhalb Jahren geschrumpft ist, kommt nicht wirklich überraschend. Ja, es ist ein Rückgang mit Ansage. Natürlich sorgen auch die internationalen Handelskonflikte für eine gewisse konjunkturelle Belastung. Der Hauptgrund für den Dämpfer ist allerdings, dass jetzt auch der Dieselskandal die Konjunktur durcheinanderwirbelt. Weil nicht alle Auto-Modelle im Zuge der Umstellung auf den neuen Abgas-Prüfstandard rechtzeitig eine Genehmigung für eine Neuzulassung erhalten hatten, brach die Produktion in der für Deutschland so wichtigen Autoindustrie zuletzt ein.
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dies nur ein Einmaleffekt war. Die Autoindustrie dürfte die Produktionsausfälle in den kommenden Monaten wieder aufholen. Und somit dürfte auch die Gesamtwirtschaft nach der Delle im dritten Quartal schon im laufenden Quartal wieder an Fahrt aufnehmen. Auf Sicht dürfte der wirtschaftliche Aufschwung also weitergehen – wenn auch wegen der internationalen Handelskonflikte vermutlich mit etwas weniger Tempo.
Also alles bestens? Nein. Die aktuelle Aufschwungphase dürfte zwar einerseits als eine der längsten in der Nachkriegszeit in Erinnerung bleiben, andererseits aber auch als eine der verpassten Möglichkeiten.
Trotz sprudelnder Steuereinnahmen sind viele notwendige Reformen – sei es bei Steuern und Abgaben, der Energiewende, der Digitalisierung oder dem Infrastrukturausbau – nicht oder nur unzureichend angegangen worden, um Deutschland im Standortwettbewerb auch für die Zukunft besser zu positionieren.
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