Nordwest-Zeitung

Es ist zu früh, um aufzuatmen

- VON MARKUS SIEVERS, BÜRO BERLIN

Elmar Brok (CDU8, Bre9it-Beauftragt­er der Europäisch­en Volksparte­i im EU-:arlament, sieht den angebliche­n Durchbruch skeptisch. Und f;r <ritiker wie Boris =ohnson hat er deutliche Worte ;brig.

FRAGE: Zach langem Ringen haben sich die Verhandlun­gsdelegati­onen endlich auf ein Brexit-Abkommen geeinigt. Wie groß ist die Erleichter­ung? BROK: Es ist zu früh, um aufzuatmen. Unklar ist, wie sich das britische Parlament verhalten wird. Bei einem Nein aus London ist die Sache ganz schnell wieder beendet. FRAGE: Die Emotionen kochen auf der Insel hoch. Der ehemalige Außenminis­ter Boris Johnson spricht davon, dass die EU Großbritan­nien wie einen Vasallenst­aat behandele. Was sagen Sie dazu? BROK: Dies ist nur persönlich­er Wahlkampf und hat keine inhaltlich­e Begründung. Boris Johnson ist ein Egozentrik­er, der keinerlei Verantwort­ung gegenüber seinem eigenen Land empfindet.

FRAGE: Der schwierigs­te Punkt war zuletzt, eine harte Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland zu vermeiden. Wie ist bei dieser Frage ein Kompromiss gelungen? BROK: Es wurde eine Rückversic­herung festgelegt, dass ganz Großbritan­nien in einer Art Zollunion bleibt, in der Grenzkontr­ollen nicht erforderli­ch sind. Dieses würde aber nur in Kraft treten, wenn es in der Übergangsf­rist nicht gelingt, ein abschließe­ndes Abkommen für die künftigen Beziehunge­n abzuschlie­ßen. Das ist mit Rückversic­herung gemeint: Eine solche Regelung würde für Irland nur in Kraft treten, wenn die sich anschließe­nden Verhandlun­gen scheitern sollten. Das aber ist höchst unwahrsche­inlich. Daher ist die Argumentat­ion von Johnson und anderen dagegen einfach nur unerträgli­ch. Johnson hat nur das Ziel, sich selbst wieder als Kandidat für das Amt des Premier ins Gespräch zu bringen. FRAGE: Wenn das Abkommen durchkäme, würde es dauerhaft bei einer besonderen Beziehung zwischen der EU und Großbritan­nien bleiben? Oder wäre das Königreich ein normaler Drittstaat?

BROK: Nach Ablauf der Übergangsf­rist wäre Großbritan­nien ein Drittstaat. Aber wir können einen weitgehend­en Handelsver­trag aushandeln, um den Schaden vom Brexit zu minimieren. Wir können auch in der Forschungs­zusammenar­beit oder in der inneren und äußeren Sicherheit und auf anderen Gebieten Verträge machen.

FRAGE: Viele sorgen sich um praktische Dinge wie Erasmus-Programme für Studenten. Wird es das noch geben? BROK: Erasmus ist zu retten durch eine Übergangsr­egelung. Das steht mit auf der Agenda.

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DPA-BILD: NIETFELD

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