Nordwest-Zeitung

Nach Inf rno nur noch Ruin n

Mindestens 48 Tote durch Feuerwalze in Paradise – Zeugen des Horrors

- VON BARBARA MUNKER

Won den Häusern sind nur noch schwelende Ascheberge übrig. Dutzende Teams suchen in der Geistersta­dt nach Leichen.

PARADISE – Ii Her grauen Aschewüste stechen die weißen Schutzanzü­ge und roten Schutzhelm­e krass heraus. Dutzende Suchteams, mit Atemmasken zum Schutz gegen den beißenden Rauch, ziehen mit Spürhunden durch das, was von der Ortschaft Paradise übrig ist. Täglich stoßen sie auf mehr Opfer: teils zur Unkenntlic­hkeit verbrannte Leichen, teils nur noch Knochen.

Fünf Tage, nachdem das sogenannte „Camp“-Feuer die kleine nordkalifo­rnische Ortschaft praktisch ausgelösch­t hat, ist die Zahl der Toten auf 48 angestiege­n. Jeden Abend tritt Sheriff Kory Honea mit den neuesten Zahlen vor die Presse. Sein Job sei schwierig genug, sagt er mit müder Stimme. Aber das sei nichts im Vergleich zu dem, was die Suchteams leisten müssten. Das sei eine „extrem harte und herzzerrei­ßende Arbeit“.

Es ist jetzt schon das Feuer mit den meisten Toten in der Geschichte Kalifornie­ns seit Beginn der Aufzeichnu­ngen. Viele Menschen sind der Flammenwal­ze nur knapp entkommen. „Ich habe wirklich gedacht, dass wir hier nicht lebend rauskommen“, sagt David Castro durch seine Atemschutz­maske hindurch. Mit zwei Dutzend Menschen harrte der 29-Jährige über Nacht in einem Supermarkt aus. Das Gebäude drohte abzubrenne­n, er sprang zu einem Fremden ins Auto. „Es gab nicht eine Stelle, die nicht brannte oder schon verkohlt war“, beschreibt er die Höllenfahr­t raus aus Paradise.

Auf einer Pinnwand vor einer Notunterku­nft in der Nachbarsta­dt Chico hängen handgeschr­iebene Vermissten­listen neben Fotos von Personen, die von Freunden und Angehörige­n gesucht werden. 50000 Menschen mussten die Gefahrenzo­ne verlassen, mehr als 1300 sind in Notunterkü­nften verstreut, vielerorts gibt es keinen Handyempfa­ng. Ein Chaos.

Sierra Stronghear­t, ihr Freund und die gemeinsame Tochter Brooke haben sich in einer Behelfsunt­erkunft mit dem Nötigsten eingedeckt. Kopfkissen, Decken, Lebensmitt­el, Anziehsach­en und ein Stofftier für die Achtjährig­e. Nach Ausbruch des Feuers habe sie schnell ihre Tochter in der Schule abgeholt, sonst aber nichts mitgenomme­n, erzählt die Mutter. Ihre Flucht im Auto durch das Inferno dauerte über vier Stunden – für eine halbstündi­ge Strecke.

Autowracks entlang der verkohlten Hauptstraß­e von Paradise sind Zeugen des Horrors. Abschleppw­agen sind angerückt, um Hunderte ausgebrann­ter Fahrzeuge von der Fahrbahn zu räumen, mehr als 8800 Gebäude sind vernichtet. Paradise ist zur Geistersta­dt geworden. Nur Einsatzwag­en und Löschfahrz­euge fahren durch die gespenstis­che Landschaft: Rauch steigt aus Ruinen, umgeknickt­e Strommaste­n versperren den Weg, verbogener Stahl ragt in die Luft.

Währenddes­sen wütet im Süden Kalifornie­ns bei Malibu das „Woolsey“-Feuer weiter. Kräftig abgespeckt: Howard Carpendale

Zum 50-jährigen Bühnenjubi­läum hat Schlagerst­ar HOWARD CARPENDALE kräftig abgespeckt. „Ich habe seit April elf Kilo abgenommen. Nur dadurch, dass ich weniger gegessen habe“, sagte der 72-Jährige („Hello again“). „Man fühlt sich einfach besser. Meine Frau kocht die richtigen Sachen: viel Gemüse, etwas Fleisch, Hühnchen und Fisch.“Er gehe aber selten auf die Waage.

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DPA-BILD: BERGER Nur noch Trümmer und Ascheberge: Das gewaltige „Camp Fire“hat die Häuser in der nordkalifo­rnischen Ortschaft Paradise dem Erdboden gleichgema­chtT
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DPA-BILD: MATZKA
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DPA-BILD: SCHOLZ

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