Nordwest-Zeitung

Gnabry läuft Müller den Rang ab

23-Jähriger steht wohl auch am Abend gegen Russland in der Startelf

- VON XÖRG SOLDWISCH

Müller saß zuletzt in der Nationalel­f und beim FC Bayern nur auf der Bank. In beiden Teams ist er vom jüngeren Gnabry überholt worden.

LEIP;IG – „Müller, Müller“, schrien die rund 50 Kinder, als sich Thomas Müller in der Sporthalle des SV Lindenau durch einen abgesteckt­en Parcours schlängelt­e. Dann lupfte der Nationalsp­ieler den Ball aus drei Metern aber nur an die Latte des kleinen Tores, und ein lautes „Ohhhh“erfüllte den Raum. Als Müller dann auch noch ein Trick gründlich misslang, kicherte sogar das ein oder andere Kind.

Tor<äger außer Dienst

„Im normalen Spiel darf ich ja auch flach schießen“, sagte Müller nach dem Vereinsbes­uch vor dem FußballLän­derspiel an diese Donnerstag (20.45 Uhr/RTL) in Leipzig gegen Russland: „Ich hätte schon gerne ein Tor gemacht, so ist es nicht.“

Jedes noch so kleine Erfolgserl­ebnis ist beim Torjäger außer Dienst derzeit herzlich willkommen. In der Bundesliga hat der 29-jährige Profi von Bayern München seit Anfang September nicht mehr getroffen, im Trikot der Nationalma­nnschaft wartet Müller soder In der Schaffensk­rise: Thomas Müller

gar seit acht Monaten auf ein Tor. Das von Louis van Gaal einst formuliert­e Diktum „Müller spielt immer“gilt nicht mehr – weder beim FC Bayern noch in der Nationalma­nnschaft.

In beiden Teams hat ihm Selbstbewu­sster Youngster: Serge Gnabry

zurzeit Serge Gnabry den Rang abgelaufen. Der sechs Jahre jüngere Offensivsp­ieler wurde zuletzt sowohl von Bayern-Coach Niko Kovac als auch von Bundestrai­ner Joachim Löw von Beginn an aufgestell­t, während Müller auf Bank Platz nehmen musste. Auch an diesem Donnerstag gegen Russland dürfte Gnabry wieder den Vorzug erhalten. Ein schlechtes Gewissen hat der frühere Spieler von Werder Bremen deswegen nicht: „Wenn ich draußen sitze, ist doch auch ein Hochkaräte­r draußen, oder?“

Gnabr= ein >Lichtblick?

Das Selbstvert­rauen des Sohnes eines Ivorers und einer Schwäbin dürfte trotz der 2:3-Niederlage der Bayern bei Borussia Dortmund am Samstag noch einmal gestiegen sein. Gnabry leitete beide Bayern-Tore ein und bewies eindrucksv­oll, dass er einer der wenigen Münchner „Lichtblick­e“in dieser Saison ist, wie es Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic ausdrückte. Müller indes agierte gegen Dortmund wieder einmal fleißig, aber glücklos.

Als 21-Jähriger hatte er sich mal als „Raumdeuter“bezeichnet, der einen „gewissen Instinkt, ein Gefühl für die Räume“besitzt. Diese Fähigkeite­n besitzt Müller noch immer, nur kommt er oft eine Fußspitze zu spät, vertändelt im entscheide­nden Moment den Ball oder wird von seinen Mitspieler­n übersehen. Wenn Müller aber keine Torgefahr ausstrahlt, hat er nicht mehr viele Argumente für einen Platz in der Startelf – weder bei Bayern München noch in der Nationalma­nnschaft.

 ?? DPA-BILD: FASSBENDER ??
DPA-BILD: FASSBENDER
 ?? DPA-BILD: WOITAS ??
DPA-BILD: WOITAS

Newspapers in German

Newspapers from Germany