Zwei Virtuosen, zwei Instrumente, eine Bühne
Till Brönner und Dieter Ilg begeisterten Jazzfreunde und die, die es noch werden könnten
OLDENBURG – „Wer sich zu zweit auf eine Bühne wagt, liefert neben der Musik auch ein Psychogramm ab, wenn er sich im Duo wie unter einer Lupe zeigt“, sagte einst der Jazzpapst des NDR, Michael Naura. Denn beim Spiel ohne Schlagzeug und Harmonieinstrument besteht die Gefahr sozusagen umzukommen. Dieses Gefühl hatte man absolut nicht beim Konzert des Duos von Till Brönner (Flügelhorn und Trompete) und Dieter Ilg (Kontrabass) am Dienstag in der ausverkauften Kulturetage. Beide sind höchst beeindruckende Solisten, die ihre Instrumente famos beherrschen.
Der Griff in die große Kiste der Musiktitel mit Nummern von den Beatles, des All American Songbooks bis hin zu Eigenkompositionen brachte den Zuhörern Bekanntes und Unbekanntes, sehr virtuos vorgetragen, aber immer im Sound der „Fahrstuhlmusik“, eben „softly“, wie man die Musik von Till Brönner kennt. Hin und wieder wären die verbindenden Akkorde eines Harmonieinstrumentes oder der Drive eines Schlagzeuges wünschenswert gewesen, es fehlte etwas. Aber das war von beiden Musikern ausdrücklich so gewollt.
Aber auch so erreichten die Musiker selbst jazzferne Zuhörer, und der Erfolg ihrer Riesentournee mit ausverkauften Häusern und selbst großen Hallen gibt ihnen recht. Zumindest der smarte Brönner gilt als Superstar der deutschen Jazzszene.
Aus Sicht eines Puristen wäre hinsichtlich der Verstärkung der Instrumente weniger mehr gewesen, alles klang bombastisch. Der den Instrumenten eigene Sound war in den Klangwolken kaum oder gar nicht wahrnehmbar. Den Besuchern dieses Konzertes sei empfohlen, in kleinen Räumlichkeiten sich einen Klangeindruck von fast unverstärkter Trompete und unverstärktem Kontrabass zu verschaffen, um zu verstehen, wie diese Instrumente in Natura klingen, eben anders.