Volles Risiko
B eifall und Zwischenrufe sind im britischen Unterhaus – dem House of Commons – verboten. Allenfalls der Ausruf „Hear, hear“(Hört, hört!) und „Aye“(Ja) oder „No“sind traditionell das Höchste der Gefühle. Im Understatement sind die Briten unschlagbar. Die erbittert geführte Debatte um den Brexit hat bislang außerhalb des Parlaments stattgefunden. Am Dienstagnachmittag hat nun in Westminster der mutmaßlich letzte Akt begonnen, der am 11. Dezember mit der Abstimmung über das Abkommen schließen soll.
Wie der Deal letztlich aussehen wird, darauf kann man bei den zahllosen Buchmachern des Landes wetten. Die zweifellos mutige Theresa May zieht ihren halsbrecherischen Kurs durch und bringt das mit Brüssel ausgehandelte Vertragswerk ein. Die Chancen stehen scheinbar schlecht, denn derzeit ist nicht erkennbar, wie die Premierministerin eine Mehrheit zusammenbekommen will.
Der Druck lastet aber auch auf den Brexiteers, die völlige Unabhängigkeit von den EU-Bürokraten propagierten, aber gleichzeitig den geregelten Ausstieg wollen. Niemand möchte für das Chaos in Gesellschaft und Wirtschaft verantwortlich sein. Der harte Brexit findet ebenfalls keine Mehrheit, ein Kompromiss erscheint wahrscheinlich. Und so könnte Theresa May am Ende doch noch ein „Aye“ausstoßen.
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