Familienstreit bedroht Marienburg-Deal
Ernst August senior fordert Anwesen wegen „groben Undanks“zurück
HANNOVER – Der vor zwei Wochen verkündete Verkauf der Marienburg bei Hannover an eine Tochter der Landesgesellschaft Klosterkammer für einen symbolischen Euro steht wieder auf der Kippe. Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) bestätigte am Dienstagmorgen im Landtag Berichte des Politikmagazins „Rundblick“und der „Hannoverschen Allgemeinen“, der zufolge der Vater des Verkäufers Ernst August von Hannover, Ernst August senior, den Verkauf anfechtet. Der Mann von Caroline von Monaco hatte das marode Gebäude 2004 an seinen Sohn verschenkt, fordert es nun aber wegen „groben Undanks“zurück.
Thümler erklärte im Landtag zwar, Ernst August stehe im Grundbuch und „es gebe keinen Hinweis darauf, dass der vom Vater erhobene Einwand an der behördlich festgestellten Eigentumslage etwas verändern könnte.“Dennoch könne das Land Niedersachsen „unmöglich als Schiedsrichter in dieser familieninternen Auseinandersetzung auftreten“. Daher habe
er Ernst August junior zur schnellstmöglichen Klärung aufgefordert. Thümler warnte erneut, bei einem Scheitern des Verkaufes drohe ein weiterer Ausverkauf der Kunstschätze auf der Marienburg: 2005 hatten die Welfen bereits große Teile des Inventars versteigert.
Die Opposition hält den Kaufvorgang für rechtswidrig. Der Grünen-Abgeordnete Ste- fan Wenzel forderte die Landesregierung auf, „den Deal abzusagen“. „Das, was Sie planen, ist schlicht unwürdig und rechtswidrig“, sagte Wenzel. Er zweifelt auch daran, dass die Welfen ihr „gesamtes Vermögen verlebt und versoffen“hätten und das Schloss deshalb verkaufen müssten.
Die FDP-Abgeordnete Susanne Schütz erklärte, die Opposition habe große Zweifel an den vorgelegten Zahlen zum Sanierungsbedarf von 27 Millionen Euro. „Die ganze Konstruktion ist seltsam“, sagte Schütz. Die Opposition kritisierte überdies die Informationspolitik der Landesregierung: Medienberichten zufolge hatte Thümler die CDUFraktion bereits am Montagmorgen informiert, den Landtag aber erst am Dienstagmorgen nach der ersten Berichterstattung.