Fast alle halten sich für gute Bürger
Neue Studie ,u Werten und Tugenden – Westen wirkt toleranter
BERLIN – Bei rund 90 Prozent der Menschen in Deutschland herrscht einer Studie zufolge Einigkeit darüber, was einen guten Bürger ausmacht. Und die übergroße Mehrheit hält sich für einen solchen. Das hat eine am Dienstag veröffentlichte repräsentative Untersuchung der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh auf Grundlage einer Befragung von Kantar Emnid ergeben.
Bei Werten wie Respekt vor Älteren, Toleranz, Umweltbewusstsein oder „eigenverantwortlich für seinen Lebensunterhalt sorgen“gab es sehr hohe Zustimmungswerte zwischen 96 und 98 Prozent.
Ein Blick auf die Personengruppen zeigt: Bei Befragten mit deutschen oder ausländischen Wurzeln fallen die Bewertungen ähnlich aus. Ob jemand einen Migrationshintergrund habe oder nicht, spiele eine vergleichsweise geringe Rolle.
Allerdings variierten die Einstellungen teilweise nach Alter und bei Bürgern in Ostund Westdeutschland. Die Bewertung „sehr wichtig“etwa für Toleranz, Eintreten für Mann-Frau-Gleichberechtigung, „Respekt vor anderen Religionen“oder „Gesetze befolgen“vergeben Menschen im Osten laut Studie weniger häufig als im Westen.
Zudem treten auch Unterschiede zwischen den Generationen zutage: So antworteten auf die Frage „Muss man in Deutschland geboren sein, um ein guter Bürger dieses Landes zu sein?“, 94 Prozent der 2059 Befragten mit „Nein“und 5 Prozent mit „Ja“.
Aber: In Ostdeutschland sagten immerhin 10 Prozent „Ja“. Bei den über 60-Jährigen waren es nur 8 Prozent, bei den 14- bis 29-Jährigen hingegen nur 2 Prozent. Das könne ein Beleg dafür sein, dass Vielfalt für Jüngere eher gelebte Normalität sei als für Ältere.
Studie-Autor Orkan Kösemen schilderte, dass sich 95 Prozent als gute Bürger sehen. Und zwar nahezu unabhängig davon, ob sie einen Migrationshintergrund haben oder nicht – 94 Prozent gegenüber 96 Prozent. Aber: Während 97 Prozent der Einwohner in Westdeutschland zu dieser positiven Selbsteinschätzung kommen, sind es nur 89 Prozent im Osten. Dieser Befund solle als „frühes Warnsignal für den gesellschaftlichen Zusammenhalt verstanden werden“, betonte Kösemen.
Dagegen sagte Stiftungsvorstand Jörg Dräger: „Der Eindruck großer gesellschaftlicher Spaltung täuscht.“Die meisten Menschen teilten Auffassungen darüber, welche Haltungen wünschenswert seien – ein gutes Fundament für ein Einwanderungsland.
@Informationen unter: www.bertelsmann-stiftung.de