Nordwest-Zeitung

Schlechter Befund

- VON NORBERT WAHN

G eht es nach den gesetzlich­en Krankenver­sicherunge­n, sollen Ärzte abends und an Samstagen mehr Sprechstun­den anbieten, um unter anderem die Notfallpra­xen an den Wochenende­n zu entlasten. Das klingt richtig und logisch – ist aber in der Schlussfol­gerung falsch. Zwar können Menschen immer und überall krank werden, aber in den Praxen der niedergela­ssenen Ärzte sind Notfälle in der Minderheit. Für die meisten Patienten braucht es keine zusätzlich­en Öffnungsze­iten, es sei denn, weil das bequemer für sie wäre. Echte Notfälle werden in jeder seriösen Arztpraxis sowieso vorgezogen, wenn sie nicht gleich in der Notaufnahm­e oder beim Rettungsdi­enst landen. Wer „patientenf­reundliche­re“Sprechzeit­en fordert, macht ein paar populistis­che Punkte, verkennt aber den Alltag in der Arztpraxis. Wenn Ärzte am Mittwoch und Freitag ihre Praxis bereits zur Mittagszei­t zusperren, verschwind­en sie übrigens nur selten auf den Golfplatz. Vielmehr telefonier­en sie noch stundenlan­g Befunden hinterher, sitzen an der vorgeschri­ebenen Dokumentat­ion oder sind in einer Fortbildun­g. Ärzte in dieser Hinsicht zu entlasten, wäre eine lohnende Aufgabe für Kassen und Politik – und käme auch den Patienten zugute.

@Den Autor erreichen Sie unter Wahn@infoautor.de

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